07.06.2016 13:02:53

MÄRKTE EUROPA/Startschuss für die Sommer-Rally

   Von Herbert Rude

   FRANKFURT (Dow Jones)--Mit Aktienkäufen reagieren Anleger an Europas Börsen auf nachlassende Zinsspekulationen in den USA. Der Dax gewinnt 1,7 Prozent auf 10.292 Punkte, und der Euro-Stoxx-50 zieht um 1,4 Prozent auf 3.043 Punkte an. Die Präsidentin der US-Notenbank, Janet Yellen, hat in einer Rede am Montagabend eine frühere Aussage zu Zinserhöhungen abgeschwächt. Laut einem Händler ist daraufhin am US-Geldmarkt die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung im Juli von 27 auf nur noch 22 Prozent gesunken. Der S&P-500 stieg auf den höchsten Stand seit November. "Die Chancen sind gut, dass Yellen den Startschuss für eine Sommerrally gegeben hat", sagt ein Händler.

   Gestützt wird die Stimmung auch von guten Konjunkturdaten. Die deutsche Industrieproduktion ist im Mai um 0,8 Prozent gestiegen und damit stärker als erwartet. Und in der Eurozone ist die Wirtschaft im ersten Quartal um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen und damit noch stärker als es zunächst errechnet worden war. Der Euro zeigt sich wenig verändert bei 1,1368 Dollar.

"Fat Finger" drückt Euro zum Pfund kurz und heftig Für Aufsehen im Währungshandel hat am Morgen ein kurzer, aber umso heftigerer Einbruch des Euro zum britischen Pfund gesorgt. Gegen 6.10 Uhr MESZ fiel der Euro in kürzester Zeit von 0,7846 auf 0,7752 Pfund, also um fast genau einen Pence. Anschließend hat sich die Gemeinschaftswährung rasch wieder erholt. Am Mittag handelt der Euro mit 0,7800 Pfund, damit ist die britische Währung aber immer noch deutlich fester als am Montag, als neue Umfragen die Brexit-Befürworter vorne sahen.

   Marktbeobachter erklären die kurzzeitig starken Kursverluste des Euro zum Pfund mit einem "Fat Finger Trade", also mit einer Fehleingabe eines Händlers bei einer Order. Dafür spreche sowohl das Ausmaß des Rücksetzers als auch die darauf folgende rasche Kurskorrektur nach oben. "Das war heute früh ein Aufreger. Die Nervosität beim Euro/Pfund ist wegen des EU-Referendums natürlich groß", sagt Ralf Umlauf von der Helaba.

Rendite auf deutsche Staatsschulden erstmals negativ Das Niedrigstzinsumfeld in der Eurozone hat ein Novum zur Folge: Zum ersten Mal seitdem die Bundesbank vor 39 Jahren begonnen hat, die durchschnittliche Rendite auf deutsche Staatsschulden zu berechnen, ist die sogenannte Umlaufrendite mit minus 2 Basispunkten negativ. In die Berechnung der Umlaufrendite fließen Bundeswertpapiere mit einer Laufzeit von mehr als 3 bis zu 30 Jahren ein, gewichtet nach deren Volumina. Am Dienstag können die deutschen Langläufer ihre hohen Niveaus verteidigen.

   Am US-Bondmarkt ist mit den Yellen-Aussagen die Zinsstrukturkurve steiler geworden. Bei den langen Laufzeiten steigen die Zinsen also stärker als bei den kurzen Laufzeiten. Davon profitieren tendenziell die Banken. Europas Bankensektor legt um 1,9 Prozent zu. Deutsche Bank steigen um 3,3 Prozent und Commerzbank um 2,3 Prozent. Der Index der Autowerte und der Index der Ölwerte führen die Gewinnerlisten mit Aufschlägen von jeweils rund 2 Prozent an.

   In London verteuern sich Royal Dutch Shell um 2,9 Prozent. Auf dem Kapitalmarkttag des Ölmultis hat dieser das Ziel für Synergien aus der 50 Milliarden Dollar schweren Übernahme von British Gas von 3,5 auf 4,5 Milliarden Dollar erhöht bis Ende 2018. In Paris fallen Vivendi um 1,3 Prozent, nachdem Barclays die Aktie auf "Untergewichten" gesenkt hat.

K+S und ElringKlinger stark Im MDAX ziehen K+S um 5,2 Prozent an. Kurstreiber ist der Sieg des Unternehmens in einem Prozess um Gewässerverunreinigung. Es sei kein strafbares Verhalten erfolgt, urteilte das Gericht. "Damit ist die Gefahr einer erneuten Produktionsstillegung oder eines -ausfalls gebannt", sagt ein Händler.

   Im SDAX profitieren Elringklinger mit einem Plus von 6,3 Prozent von einem Auftrag für Türmodule. Auch die Aktien des Autozulieferers LEONI ziehen kräftig an.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.043,38 1,38 41,48 -6,86 Stoxx-50 2.899,51 1,30 37,29 -6,48 DAX 10.292,36 1,69 171,28 -4,19 MDAX 20.880,11 1,19 245,87 0,51 TecDAX 1.694,45 0,66 11,04 -7,44 SDAX 9.465,98 1,00 93,68 4,04 FTSE 6.304,05 0,49 30,65 0,99 CAC 4.476,59 1,24 54,81 -3,46

Bund-Future 165,06 10 5,95

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:18 Mo, 18:25 % YTD EUR/USD 1,1368 +0,05% 1,1363 1,1352 +4,7% EUR/JPY 122,49 +0,14% 122,33 121,87 -3,9% EUR/CHF 1,0983 -0,45% 1,1033 1,1033 +1,0% GBP/EUR 1,2826 +0,32% 1,2785 1,2730 -5,6% USD/JPY 107,77 +0,11% 107,65 107,36 -8,2% GBP/USD 1,4583 +0,42% 1,4522 1,4452 -1,1%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 49,89 49,69 +0,4% 0,20 +20,7% Brent/ICE 50,85 50,55 +0,6% 0,30 +20,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.241,78 1.248,00 -0,5% -6,23 +17,1% Silber (Spot) 16,31 16,60 -1,7% -0,29 +18,0% Platin (Spot) 991,50 996,00 -0,5% -4,50 +11,2% Kupfer-Future 2,08 2,12 -1,9% -0,04 -3,2% === Kontakt zum Autor: herbert.rude@wsj.com

   DJG/hru/ros

   (END) Dow Jones Newswires

   June 07, 2016 06:32 ET (10:32 GMT)

   Copyright (c) 2016 Dow Jones & Company, Inc.- - 06 32 AM EDT 06-07-16

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