16.08.2016 16:07:28

MÄRKTE EUROPA/Rally-Pause - Linde und Praxair sorgen für Euphorie

   Von Benjamin Krieger

   FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem neuen Jahreshoch des Dax zum Wochenbeginn geht der Sommerrally etwas die Puste aus. Europas Börsen tendieren schwächer. Eine überraschend gut ausgefallene Konjunkturumfrage hat die Kursverluste jedoch merklich eingegrenzt: Der DAX, der vor der Veröffentlichung der Umfrage knapp 1,0 Prozent schwächer handelte, liegt am Nachmittag mit 0,6 Prozent im Minus bei 10.676 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,9 Prozent auf 3.020 Punkte nach und verliert damit etwas mehr als der DAX.

   Die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragten Finanzmarktakteure haben im August die aktuelle Lage deutlich besser beurteilt als zuvor erwartet worden war. "Der Optimismus unter den Finanzmarktexperten hat wieder zugenommen, nachdem es vor vier Wochen aufgrund der Brexit-Verunsicherung zu einer deutlichen Stimmungseintrübung gekommen war", sagt Ulrich Wortberg von der Helaba. Die ZEW-Umfrage sei ein positives Signal für den ifo-Index am Donnerstag kommender Woche.

Dollar gerät unter Verkaufsdruck Gegenwind für europäische Aktien weht vom Devisenmarkt, wo der Euro zum US-Dollar kräftig aufwertet. Im Tageshoch von 1,1322 Dollar handelte der Euro auf dem höchsten Stand seit dem Brexit-Votum. Am Nachmittag wird der Euro mit 1,1264 Dollar bezahlt. Vom Tief des Euro am Tag des Brexit-Votums bei 1,0912 Dollar hat die Gemeinschaftswährung rund 3,5 US-Cent aufgeholt.

   Es handelt sich jedoch in erster Linie um eine Schwäche des Dollar, denn der Greenback ist auch zum Yen, Pfund Sterling und Schweizer Franken unter Druck geraten. Esther Maria Reichelt von der Commerzbank stellt fest, "dass Zinsdifferenzen und Unterschiede in der Inflation zumindest im G10-Universum langfristig gering bleiben". Damit gebe es keinen Grund für fundamentale Dollar-Stärke mehr. "Schließlich wird immer deutlicher, dass die Federal Reserve sich mit ihrer Geldpolitik eben nicht deutlich von den anderen Zentralbanken abkoppeln wird", sagt die Devisenanalystin.

Gespräche von Linde mit Praxair sorgen für Kurseuphorie Das Karussell der Übernahmen und Fusionen im weltweiten Chemiesektor dreht sich munter weiter. Der Gasekonzern Linde aus Wiesbaden verhandelt mit dem US-Wettbewerber Praxair über einen Zusammenschluss, wie informierte Personen sagen. Sollte eine Fusion der beiden zustande kommen, stiege der fusionierte Konzern zum Branchenprimus auf und verdrängte die französische Air Liquide vom ersten Platz. Linde-Aktien steigen um 8,6 Prozent und Praxair um 4,6 Prozent.

   Linde und Praxair sind derzeit an der Börse jeweils rund 30 Milliarden US-Dollar wert. Ein Zusammenschluss aus Linde und Praxair wäre in diesem Jahr dann mit einem Wert von rund 60 Milliarden Dollar eine der größten Transaktionen. Auch Aktien der Air Liquide, die im Frühjahr den US-Wettbewerber Airgas übernommen hatte, steigen um 2,1 Prozent. Der europäische Chemiesektor legt um 0,5 Prozent zu.

   Nach Ansicht von Ermittlern des US-Justizministeriums hat der deutsche Automobilkonzern VW im Dieselabgas-Skandal kriminelles Fehlverhalten an den Tag gelegt. Wie mit der Angelegenheit vertraute Personen sagen, wird mit VW über eine Vereinbarung verhandelt, die umfangreiche finanzielle Strafen umfassen soll. VW-Aktien geben um 2,2 Prozent nach. Analysten zufolge sind im VW-Kurs bereits zu erwartende hohe Strafzahlungen eingepreist.

Aktien der Minenkonzerne ziehen kräftig an Die größten Kursgewinne verbucht der Rohstoffsektor mit 1,8 Prozent. Aktien des Bergwerkskonzerns BHP Billiton ziehen um 3,2 Prozent an. Myles Allsop von UBS wertet die Jahresergebnisse von BHP Billiton positiv: "Der operative Gewinn liegt mit 12,3 Milliarden US-Dollar um 4 Prozent über der Konsensprognose und der Cashflow ist mit 3,4 Milliarden Dollar robust." Der Kurs des ebenfalls in London gelisteten Kupferminenbetreibers Antofagasta aus Chile zieht nach starken Halbjahreszahlen um 6,2 Prozent an.

   Daneben sorgen Analystenstimmen für Kursausschläge: Munich Re steigen um 0,3 Prozent, gestützt von einer Hochstufung auf "Outperform" von "Marketperform" durch den US-Broker Bernstein. Eine Abstufung von "Kaufen" auf "Neutral" durch UBS drückt Eon-Aktien um 2,4 Prozent nach unten. Warburg hat adidas von "Kaufen" auf "Halten" gesenkt, was den Kurs um 0,5 Prozent nachgeben lässt.

   Bei den deutschen Nebenwerten verlieren Deutsche Euroshop trotz guter Quartalsergebnisse des Betreibers von Einkaufszentren 2,2 Prozent. Zuvor hat sich der Kurs vom Jahrestief im Februar um mehr als 20 Prozent erholt. Papiere der Industrie-Holding INDUS verteuern sich um 1,4 Prozent nach einem Rekordgewinn im zweiten Quartal.

   In Paris verlieren Essilor 1,1 Prozent. Der Hersteller von Brillengläsern kauft die britische MyOptique Group, die Brillen online vertreibt. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.018,68 -0,92 -27,97 -7,62 Stoxx-50 2.871,72 -0,65 -18,68 -7,37 DAX 10.670,32 -0,64 -68,89 -0,68 MDAX 21.672,97 -0,81 -177,14 4,32 TecDAX 1.731,04 -0,90 -15,78 -5,45 SDAX 9.386,98 -0,35 -33,34 3,17 FTSE 6.905,21 -0,52 -35,98 10,62 CAC 4.465,14 -0,73 -32,72 -3,71 Bund-Future 167,31% 0,04 7,89

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8.15 Uhr Mo, 17.28 Uhr % YTD EUR/USD 1,1261 +0,40% 1,1216 1,1196 +3,7% EUR/JPY 112,9063 +0,39% 112,4660 113,19 -24,9% EUR/CHF 1,0842 -0,32% 1,0877 1,0883 -0,3% EUR/GBP 0,8678 -0,14% 0,8689 1,1501 +17,8% USD/JPY 100,26 -0,01% 100,27 101,10 -14,6% GBP/USD 1,2976 +0,52% 1,2909 1,2875 -12,0%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 45,86 45,74 +0,3% 0,12 +8,2% Brent/ICE 48,51 48,35 +0,3% 0,16 +11,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.343,05 1.348,10 -0,4% -5,05 +26,6% Silber (Spot) 19,77 19,83 -0,3% -0,06 +43,0% Platin (Spot) 1.116,90 1.110,50 +0,6% +6,40 +25,3% Kupfer-Future 2,16 2,15 +0,3% +0,01 +0,4% === Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com

   DJG/bek/flf

   (END) Dow Jones Newswires

   August 16, 2016 09:36 ET (13:36 GMT)

   Copyright (c) 2016 Dow Jones & Company, Inc.- - 09 36 AM EDT 08-16-16

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adidas ADRs 121,00 0,83% adidas ADRs
Air Liquide prime fidelite 157,64 -1,02% Air Liquide prime fidelite
Antofagasta plc 20,37 3,51% Antofagasta plc
BHP Billiton Ltd. 23,72 0,89% BHP Billiton Ltd.
Deutsche Euroshop AG 18,78 -0,11% Deutsche Euroshop AG
E.ON sp. ADRs 11,00 0,00% E.ON sp. ADRs
EssilorLuxottica 235,60 0,81% EssilorLuxottica
INDUS AG 20,75 0,73% INDUS AG
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