MÄRKTE EUROPA/Konjunkturlichtblick sorgt für Aktienkäufe

Von Banjamin Krieger Europas Blue-Chips haben wieder Fahrt aufgenommen. Überraschend solide Konjunkturdaten aus der Eurozone ließen den Dax um 0,7 Prozent auf 7.712 Punkte anziehen. Erstmals seit sechs Handelstagen schloss der Index wieder über 7.700 Punkten. Europaweit legten die Börsen zu, der Euro-Stoxx-50 um 0,3 Prozent auf 2.657 Zähler. Der MDAX, das Barometer für die 50 mittelgroßen deutschen Unternehmen, stieg erstmals in seiner Geschichte über die Marke von 13.000 Punkten. Er gilt als guter Indikator für die Konjunktur in den kommenden Monaten.

   Die Industrieproduktion in der Eurozone war im Dezember um 0,7 Prozent gestiegen. Volkswirte hatten lediglich mit einem Plus von 0,2 Prozent gerechnet. "Eine robuste Erholung der Produktion von Kapital- und Konsumgütern erklärt den Großteil des Anstiegs", sagte Annalisa Piazza von Newedge. Die Analystin wertete die Daten als Hinweis, dass die Nachfrage nach langlebigen Gütern und Kapitalgütern wieder in Schwung kommt.

   Gesucht waren folgerichtig vor allem Aktien solcher Unternehmen und Branchen, die stark an der Konjunktur hängen. Im DAX legten neben den Papieren von Daimler auch die Aktien von BASF, Deutsche Post, HeidelbergCement, Lufthansa, Siemens und ThyssenKrupp überdurchschnittlich stark zu. Europaweit waren die Sektoren Chemie (+1,2 Prozent), Bau (+2,1 Prozent), Rohstoffe (+1,4 Prozent) und Industriegüterproduktion (+1,3 Prozent) gesucht.

   Abwärts ging es dagegen mit dem Euro. Dieser war am Mittag zum US-Dollar bis auf 1,3520 gestiegen, wertete am Nachmittag jedoch wieder um fast einen US-Cent auf 1,3426 Dollar ab. Händler begründeten die Schwäche der Gemeinschaftswährung mit dem portugiesischen Ministerpräsidenten Pedro Passos Coelho. Dieser habe sich besorgt über die im vierten Quartal auf 16,9 Prozent gestiegene Arbeitslosigkeit in Portugal geäußert.

   Daneben bewegten die Notenbanken die Wechselkurse. Die Bank of England rechnet mit einer zunehmenden Teuerung in den kommenden Jahren. Die Leitzinsen will die Notenbank vorerst jedoch wegen der schwachen Wirtschaft nicht anheben. Das Pfund Sterling geriet daraufhin zu Euro, Dollar und Franken unter Druck. Zum US-Dollar rutschte die britische Währung auf den niedrigsten Stand seit mehr als einem halben Jahr ab.

   Die schwedische Krone kletterte zum Euro auf den höchsten Stand seit dem 1. Oktober. Acht der 15 von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten damit gerechnet, dass die Notenbank in Stockholm die Zinsen senkt. Diese Erwartung wurde enttäuscht, der Leitzins blieb bei einem Prozent. "Wenn die Zentralbanker nicht die Geldpolitik ändern, laden sie die Händler damit weiterhin dazu ein, Kronen zu kaufen", sagte SEB-Analyst Carl Hammer.

   Kabel Deutschland dank Übernahmefantasie auf Allzeithoch

   Größter Kursgewinner aller deutschen Standardwerte waren die Aktien von Kabel Deutschland, die um fast neun Prozent stiegen auf ein Allzeithoch. Spekulationen um eine Übernahme des Kabelnetzbetreibers durch Vodafone sorgten für die Kursrally. Vodafone-Deutschland-Chef Jens Schulte-Bockum habe mit Konzernstrategiechef Warren Finegold einen Geschäftsplan für eine Akquisition durchgerechnet, berichtet das "Manager Magazin".

   Ergebnisse von Unternehmen sorgten für teils heftige Kursausschläge. Wenig Gutes gab es erneut aus Europas Finanzbranche. Die Aktien der Societe Generale fielen nach schwachen Quartalszahlen um 3,6 Prozent zurück, ebenso die Papiere des niederländischen Finanzkonzerns ING, die vier Prozent verloren. Vor allem das Bankgeschäft von ING habe enttäuscht, kommentierte KBC Securities. Der Branchenindex sank um 0,2 Prozent.

   Peugeot-Aktien sprangen dagegen um mehr als sieben Prozent nach oben. Mit fünf Milliarden Euro hat der Automobilhersteller 2012 zwar den höchsten Verlust der Unternehmensgeschichte eingefahren. Weil man an der Börse jedoch auf noch schlechtere Zahlen gesetzt hatte, trieb die Erleichterung den Kurs nach oben.

   Trinkfreudige Asiaten und Afrikaner bescherten der Heineken-Aktie ein Kursplus von 5,6 Prozent. In diesen beiden Regionen hat Europas drittgrößter Bierbrauer zuletzt gute Geschäfte gemacht. Die Niederländer rechnen in diesem Jahr mit einem erneut steigenden Bierausstoß, nachdem im vergangenen Jahr 2,8 Prozent mehr Bier aus ihren Fässern floss.

   In London verteuerten sich die Aktien von Reckitt Benckiser um 1,3 Prozent. Der Hersteller von Calgon, Clearasil und Sagrotan hat im vergangenen Jahr einen Gewinn von 2,44 Milliarden Pfund Sterling eingefahren und damit die Konsensschätzung von Analysten übertroffen.

   Gute Geschäftsergebnisse der australischen Tochter Leighton ließen die Aktien von Hochtief um 6,6 Prozent anziehen. Neben Hochtief und Kabel Deutschland legten im MDAX die Papiere von Leoni um 4,6 Prozent zu. Der Automobilhersteller hat laut Händlern solide Geschäftszahlen veröffentlicht.

   Sehr volatil ging es weiter bei deutschen Solaraktien zu. Die Hoffnung von SMA Solar, bald wieder schwarze Zahlen zu schreiben, ließ die Aktien um zehn Prozent nach oben schnellen. Die als hoch spekulatives Investment geltende Solarworld-Aktie schoss sogar um knapp 25 Prozent nach oben.

   Europäische Schlussstände von Mittwoch, den 13. Februar 2013:

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Europa Euro-Stoxx-50 2.656,86 8,03 +0,3% 0,8 Stoxx-50 2.633,01 2,53 +0,1% 2,1 Stoxx-600 288,27 1,20 +0,4% 3,1 Frankfurt XETRA-DAX 7.711,89 51,70 +0,7% 1,3 London FTSE-100 6.359,11 20,73 +0,3% 7,8 Paris CAC-40 3.698,53 11,95 +0,3% 1,6 Amsterdam AEX 345,83 -0,37 -0,1% 0,9 Athen ATHEX-20 345,91 1,35 +0,4% 11,7 Brüssel BEL-20 2.534,25 15,82 +0,6% 2,4 Budapest BUX 19.237,08 135,99 +0,7% 5,9 Helsinki OMXH-25 2.377,29 16,83 +0,7% 7,6 Istanbul ISE NAT. 30 96.420,87 -263,87 -0,3% -1,3 Kopenhagen OMXC-20 527,35 4,91 +0,9% 6,3 Lissabon PSI 20 6.201,72 16,31 +0,3% 10,0 Madrid IBEX-35 8.234,70 71,50 +0,9% 1,7 Mailand FTSE-MIB 16.712,15 67,70 +0,4% 2,7 Moskau RTS 1.612,65 30,30 +1,9% 5,6 Oslo OBX 435,77 0,98 +0,2% 6,2 Prag PX 1.009,84 7,47 +0,7% -2,8 Stockholm OMXS-30 1.185,46 9,47 +0,8% 7,3 Warschau WIG-20 2.471,21 0,73 +0,0% -4,6 Wien ATX 2.437,74 17,99 +0,7% 1,5 Zürich SMI 7.482,22 55,16 +0,7% 9,7

DEVISEN zuletzt '+/- % Mi, 7.55 Uhr Di, 18.11 Uhr EUR/USD 1,3451 0,05% 1,3444 1,3450 EUR/JPY 125,6540 0,48% 125,0552 125,3278 EUR/CHF 1,2346 0,09% 1,2334 1,2335 USD/JPY 93,4500 0,45% 93,0350 93,1950 GBP/USD 1,5547 -0,79% 1,5671 1,5650 === Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com DJG/bek/flf (END) Dow Jones Newswires

   February 13, 2013 12:33 ET (17:33 GMT)

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