06.04.2018 12:44:45

MÄRKTE EUROPA/Gewinnmitnahmen vor US-Arbeitsmarktdaten

Von Thomas Leppert

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem Kurssprung am Vortag belasten am Freitagmittag Gewinnmitnahmen und neues Säbelrasseln im Handelskonflikt zwischen den USA und China die Börsen in Europa. Vor den möglicherweise richtungweisenden US-Arbeitsmarktdaten nähmen einige Anleger etwas Geld vom Tisch, heißt es. Der DAX notiert 0,5 Prozent leichter bei 12.244 Punkten, der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,6 Prozent auf 3.4068 Punkte nach.

US-Präsident Donald Trump lässt zusätzliche Strafzölle auf Produkte im Volumen von 100 Milliarden Dollar prüfen als Antwort auf die jüngsten angedrohten chinesischen Strafzölle auf US-Produkte von 50 Milliarden Dollar. "Genau mit einem solchen Ping-Pong entwickelt sich ein Handelskrieg", kommentiert ein Marktstratege das gegenseitige Hochschaukeln. Denn die chinesischen Zölle waren ihrerseits eine Reaktion auf die zuvor angekündigten US-Strafzölle auf Waren in gleicher Höhe.

Auf die Androhung weiterer Strafzölle hat die chinesische Regierung bereits reagiert. Wenn die USA trotz der chinesischen und internationalen Kritik bei ihrem "Handelsprotektionismus" blieben, sei "China bereit, um jeden Preis bis zum Ende zu gehen", erklärte das chinesische Handelsministerium am Freitag.

Das größte Risiko sind nach Einschätzung von Analysten Fehlkalkulationen auf beiden Seiten. Trotz der kräftigen Erholung am Vortag angesichts von Signalen über Verhandlungsbereitschaft, gilt es als unwahrscheinlich, dass der Handelskonflikt schnell beigelegt wird. Der DAX werde daher vermutlich über einen längeren Zeitraum in einer breiten Spanne seitwärts laufen, heißt es.

Lohnentwicklung wichtigster Teil im US-Arbeitsmarktbericht

Im Fokus steht neben dem Handelsstreit der monatliche US-Arbeitsmarktbericht. Um die Risikoaversion an den Finanzmärkten zu mindern, muss der US-Arbeitsmarktbericht nach Einschätzung der ING nur einen geringen Lohndruck indizieren, zugleich aber die Robustheit des Arbeitsmarkts unterstreichen. Außerdem sollte US-Notenbankchef Jerome Powell in seiner Rede "recht neutral" klingen. Sollte beides in der beschriebenen Form eintreten, könne dies den vom Handelskonflikt gebeutelten Risikopapieren etwas Unterstützung bieten. Powell spricht allerdings erst am Abend nach Börsenschluss in Europa.

Die Entwicklung der Stundenlöhne im Rahmen der Arbeitsmarktdaten liefert als potenzieller Inflationstreiber einen Indikator für die US-Notenbanker auf ihrem Zinskurs. Analysten erwarten im Konsens im März einen Anstieg von 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat.

Anleger positionieren sich defensiv

Als defensiv geltende Aktien aus den Bereichen Versorger, Telekommunikation und Massenkonsumgüter halten sich deutlich besser als zyklische Werte - umgekehrt zur Beobachtung am Vortag. Das Schlusslicht in Europa ist der Subindex der Autobranche mit einem Minus von 1,5 Prozent, wobei sich hier der Dividendenabschlag von 3,65 Euro je Aktie von Daimler bemerkbar macht. Daimler verlieren 5,7 Prozent. Daneben verliert der Rohstoffindex 1,3 Prozent. Er gilt als besonders anfällig für einen Handelskrieg.

Aktien aus dem Halbleitersektor stehen ebenfalls unter Druck. Rekordzahlen von Samsung waren in Seoul mit einem leichten Minus quittiert worden, weil unter anderem das nachlassende Wachstum der DRAM-Preise bemängelt wurde. Im DAX verlieren Infineon vor diesem Hintergrund 0,7 Prozent, für ASML geht es um 1,7 Prozent und für STMicro um 1,1 Prozent nach unten. Im TecDAX verbilligen sich Siltronic um 1,5 Prozent.

Kaufempfehlung treibt Lufthansa-Kurs

Lufthansa steigen dagegen um 1,4 Prozent dank einer Hochstufung auf "Buy" durch die UBS. Die Aktie habe "attraktive Niveaus" erreicht, begründen die Analysten. Wacker Chemie profitieren von einer Hochstufung auf "Buy" von "Reduce" durch Kepler Cheuvreux. Der Kurs liegt 1,5 Prozent höher. Unicredit steigen um 0,5 Prozent nach einer Kaufempfehlung der Analysten von Barclays.

Telecom Italia (TI) ziehen weiter an und gewinnen gegen die allgemein leichtere Markttendenz 3,1 Prozent. Vivendi, der größte TI-Einzelaktionär, hat seine Kandidaten für die Wahl des Verwaltungsrat am 4. Mai vorgestellt. Positiv wertet Bryan Garnier allerdings die am Vortag bekannt gegebene Nachricht, dass der staatlich kontrollierte Kreditgeber CDP eine Beteiligung von bis zu 5 Prozent in TI aufbauen will. Dies werten die Analysten als Unterstützung für die Pläne von Elliott. Der aktivistische Aktionär plant einen Umbau des Telekomkonzerns, der auch bei der italienischen Regierung auf Zustimmung stößt.

INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.407,07 -0,67 -22,88 -2,77

Stoxx-50 3.008,47 -0,58 -17,55 -5,33

DAX 12.242,10 -0,51 -63,09 -5,23

MDAX 25.588,19 -0,35 -91,07 -2,34

TecDAX 2.505,08 -0,31 -7,90 -0,95

SDAX 11.950,58 -0,12 -14,23 0,54

FTSE 7.186,60 -0,18 -12,90 -6,35

CAC 5.252,40 -0,46 -24,26 -1,13

Bund-Future 159,17 0,09 -0,03

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:28 Do, 17:10 % YTD

EUR/USD 1,2245 +0,05% 1,2233 1,2231 +1,9%

EUR/JPY 131,49 +0,02% 131,31 131,38 -2,8%

EUR/CHF 1,1793 +0,03% 1,1780 1,1783 +0,7%

EUR/GBP 0,8733 -0,08% 0,8743 1,1442 -1,8%

USD/JPY 107,39 -0,03% 107,34 107,41 -4,7%

GBP/USD 1,4022 +0,13% 1,3992 1,3994 +3,8%

Bitcoin

BTC/USD 6.612,90 -2,0% 6.695,06 6.799,87 -51,6%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 63,30 63,54 -0,4% -0,24 +5,0%

Brent/ICE 68,05 68,33 -0,4% -0,28 +3,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.323,85 1.326,59 -0,2% -2,74 +1,6%

Silber (Spot) 16,30 16,39 -0,6% -0,10 -3,8%

Platin (Spot) 910,75 912,50 -0,2% -1,75 -2,0%

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/gos

(END) Dow Jones Newswires

April 06, 2018 06:45 ET (10:45 GMT)

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