16.03.2020 16:14:55

MÄRKTE EUROPA/Börsen von Tiefs etwas erholt - Reisesektor am Boden

FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen erholen sich am Montagnachmittag etwas von den Tagestiefs. Fundamental gibt es keine neuen Nachrichten. Die Lage rund um das Coronavirus verschärft sich weiter, wie die drastischen Maßnahmen in Europa und vor allem der sich in immer mehr Ländern anbahnende Zusammenbruch des öffentlichen Lebens zeigen. Nach Italien hat auch Spanien das Land heruntergefahren. Immerhin soll sich die Ausbreitungsgeschwindigkeit in der Lombardei verlangsamt haben. Deutschland hat derweil die Grenzen geschlossen.

Die Notmaßnahmen der Zentralbanken wie der US-Notenbank sorgen eher für zusätzliche Unruhe und erreichen damit das Gegenteil von dem, was sie eigentlich bezwecken sollten. Die Analysten von Goldman Sachs haben ihre US-BIP-Prognose drastisch zusammengestrichen und sehen im ersten Quartal höchstens eine Stagnation nach zuvor 0,7 Prozent Plus real. Der DAX bricht um 4,9 Prozent auf 8.777 Punkte ein, lag zwischenzeitlich aber auch schon über 10 Prozent im Minus. Der Euro-Stoxx-50 fällt um 5,3 Prozent auf 2.447 Zähler. Der S&P gibt um 6,5 Prozent nach. Der Handel an Wall Street war praktisch mit Handelsbeginn für 15 Minuten ausgesetzt worden.

US-Zinssenkung verpufft erneut

Die US-Notenbank hat am Wochenende mit einem beispiellosen Schritt die Zinsen fast auf Null gesenkt und nimmt ihr Bond-Kaufprogramm wieder auf. Auch wurden Swap-Linien mit anderen Zentralbanken vereinbart, um das internationale Finanzsystem ausreichend mit Dollar zu versorge. Daneben sorgen EZB, Schweizer Notenbank, Bank of England und andere für Liquidität an den Märkten. Dies wird mehr als "Zeichen der Verzweiflung" gesehen. In Japan fährt die Zentralbank ihre ETF-Käufe hoch. Alle Augen sind nun auf die EZB gerichtet und ob es von ihr weitere Maßnahmen gibt.

Dabei sind sich Marktteilnehmer einig, dass die Notenbanken nicht viel ausrichten können. Der Schock an den Märkten ist angebots- und nachfrageseitig zugleich. Mehr erwartet man daher vom Treffen der Finanzminister der Eurogruppe. Hier könnten eventuell Fiskalpakete beschlossen werden, um die Konjunktur direkt anzukurbeln.

Auch die Industriedaten aus China sind beängstigend und schüren Befürchtungen, das BIP im ersten Quartal könnte schrumpfen. Die Produktion in der Januar-Februar-Periode brach um 13,5 Prozent ein, der Umsatz im Einzelhandel sogar um 20,5 Prozent. In den USA ist derweil der Empire State Index Manufacturing Index im März auf minus 21,5 nach plus 12,9 eingebrochen. Erwartet worden war lediglich ein Rückgang auf 3,5. Die meisten Analysten gehen in der Zwischenzeit davon aus, dass die Weltkonjunktur vor einer schweren Rezession steht.

Extreme Maßnahmen bei Tui lassen die Aktie um 20 Prozent kollabieren. Der Reisekonzern will fast alle Aktivitäten wie Pauschalreisen, Hotels und Kreuzfahrten bis zur Klärung der Viruslage aussetzen. Die Jahresprognose wurde entsprechend komplett gestrichen und keine neue mehr gewagt. Dies entspreche de facto einer Einstellung der Geschäftstätigkeit, heißt es im Handel.

Hiobsbotschaften auch von IAG (minus 26 Prozent); die Fluggesellschaft plant massive Kapazitätskürzungen von 75 Prozent. Air France fallen um 16,7 Prozent. Wie IAG will auch Air France die Kapazitäten drastisch reduzieren und sieht ein Streichungspotenzial von 70 bis 90 Prozent bei den Sitzplatzkilometern. Bei Ryanair (minus 14,6 Prozent) sieht es nicht besser aus. Dort könnte bald die gesamt Flotte am Boden bleiben. Beobachter warnen vor Insolvenzen in der Branche.

MTU brechen um 10,3 Prozent ein, Rolls-Royce um 12,8 Prozent, Lufthansa 8,7 Prozent, Airbus 10,6 Prozent und Fraport 15,3 Prozent. "Das ist die größte Branchenkrise seit 9/11", sagt ein Händler: "Wer kauft schon neue Flugzeuge, wenn er vorhandene Kapazitäten zusammenstreicht."

Nach Vorlage von Umsatzzahlen brechen H&M um 9,7 Prozent ein. "Bis vor dem Virusausbruch sah es noch gut aus", sagt ein Händler: "Aber jetzt geht die Angst um, dass sich der Einbruch, den China verzeichnete, auch in Europa zeigt." Der Absatz in China brach um 24 Prozent im Quartal ein. H&M meldet nun auch in zahlreichen Ländern Europas Geschäftsschließungen.

Drägerwerk einer der wenigen Coronavirus-Gewinner

Aber es gibt auch Gewinner. Dräger haussieren mit Aufschlägen von 28,3 Prozent. Das Medizintechnikunternehmen hatte am Freitagnachmittag von der Bundesregierung einen Großauftrag zur Lieferung von 10.000 Beatmungsgeräten erhalten. Dazu müssen die Produktionskapazitäten in Lübeck nach Unternehmensangaben erheblich ausgeweitet werden. "Wo hört man denn so was noch in diesen Tagen?", kommentiert ein Händler, der mit weiteren Gewinnen rechnet.

Nach laut Händlern "sehr ordentlichen" Zahlen gewinnen Wacker Neuson 1,2 Prozent.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 2.447,08 -5,37 -138,94 -34,66

Stoxx-50 2.391,90 -4,15 -103,56 -29,71

DAX 8.777,33 -4,93 -454,75 -33,75

MDAX 19.057,99 -5,92 -1198,49 -32,69

TecDAX 2.281,27 -3,36 -79,27 -24,33

SDAX 8.345,87 -6,61 -590,66 -33,30

FTSE 5.073,93 -5,44 -292,18 -28,85

CAC 3.864,22 -6,17 -254,13 -35,36

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite -0,49 0,06 -0,73

US-Zehnjahresrendite 0,84 -0,14 -1,84

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 9:44 Uhr Fr, 17:38 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1116 -0,40% 1,1208 1,1062 -0,9%

EUR/JPY 118,18 -0,47% 119,13 118,99 -3,1%

EUR/CHF 1,0541 -0,30% 1,0549 1,0565 -2,9%

EUR/GBP 0,9027 +0,33% 0,9064 0,8944 +6,7%

USD/JPY 106,32 -0,05% 106,32 107,55 -2,3%

GBP/USD 1,2308 -0,78% 1,2366 1,2366 -7,1%

USD/CNH (Offshore) 7,0024 -0,11% 7,0100 7,0302 +0,5%

Bitcoin

BTC/USD 4.984,76 -6,86% 4.855,76 5.365,01 -30,9%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 30,09 31,73 -5,2% -1,64 -50,2%

Brent/ICE 30,53 33,85 -9,8% -3,32 -52,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.494,71 1.545,96 -3,3% -51,25 -1,5%

Silber (Spot) 12,98 14,80 -12,3% -1,82 -27,3%

Platin (Spot) 649,80 755,85 -14,0% -106,05 -32,7%

Kupfer-Future 2,39 2,47 -3,1% -0,08 -14,8%

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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/cln

(END) Dow Jones Newswires

March 16, 2020 11:15 ET (15:15 GMT)

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