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15.06.2022 09:43:42

MÄRKTE EUROPA/Börsen hoffen auf US-Notenbank - EZB knickt ein

FRANKFURT (Dow Jones)--Fester sind die europäischen Aktienmärkte am Mittwoch in den Handel gestartet. Nach dem Minus von über 1.400 Punkten innerhalb nur gut einer Woche schließt sich der DAX dem Stabilisierungsversuch der Wall Street an und steigt bei volatilem Geschäft um 0,7 Prozent auf 13.394 Punkte, der Euro-Stoxx-50 legt um 0,8 Prozent auf 3.502 Zähler zu. Der Markt wartet mit Spannung auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank am Abend.

EZB knickt ein wegen Italien - Anleihen und Aktien gesucht

In Europa treiben jedoch Berichte über eine Sondersitzung der EZB angesichts der Marktverwerfungen am Rentenmarkt. Vor allem Renditen in Italien fallen darauf deutlich zurück. Die Futures auf italienische Anleihen springen um 2,2 Prozent nach oben, ein extrem ungewöhnlicher Anstieg. EZB-Direktorin Isabel Schnabel sagte bereits, die EZB werde eine "Fragmentierung" des Euroraums auf jeden Fall verhindern.

Marktteilnehmer interpretieren dies so, dass es keine entschlossene Bekämpfung der Inflation in Europa durch starke Zinserhöhungen geben wird. Der Rentenhandel hatte die Zehnjahresrendite Italiens von nur 3,4 Prozent vor der EZB-Sitzung am Donnerstag auf über 4,1 Prozent am folgenden Montag getrieben. Damit habe er der EZB vor Augen geführt, dass Italiens extreme Staatsverschuldung schnell unfinanzierbar werden könne. Banken und Versicherer legen in Europa um bis zu 2 Prozent zu. Der MIB-Index in Mailand feiert dies mit einem Anstieg um 2,1 Prozent.

Alles wartet auf US-Zinserhöhung

Mit der Zinsentscheidung der US-Notenbank steht am Abend das wichtigste Event des ganzen Monats an. Erst danach sei wieder eine korrekte Bewertung von Aktien möglich, was auch die Volatilität an den Märkten senken dürfte, heißt es von Analysten. Nach dem Schock mit der sich noch beschleunigenden US-Inflation hatte die Stimmung an Wall Street in Richtung aggressiver Zinsschritte gedreht. Ein großer Zinsschritt von 75 Basispunkten (Bp) gilt daher als ausgemachte Sache: Die Wahrscheinlichkeit dafür wird nun bei 97,7 Prozent gesehen.

Anders als bei der EZB würde eine entschiedene Bekämpfung der Inflation in den USA begrüßt werden: Die Strategen von der Bank of America sehen sogar die Chance, dass eine Erhöhung um 100 Bp eine Erleichterungsrally auslösen dürfte. Sollten es nur bis zu 50 Bp sein, dürfte der Markt dies indes als halbherzig empfinden.

Zudem stützen auch Daten zur Industrieproduktion im Mai in China. Sie zeigte sich stark trotz Corona-Lockdowns und stieg um 0,7 Prozent gegen Vorjahr. Volkswirte hatten dagegen mit 1 Prozent Minus gerechnet.

Luftfahrt und Gerresheimer gesucht

Im DAX sind Luftfahrt-Aktien gesucht nach einer positiven Studie von Berenberg. Vor allem bei MTU geht es um 2,3 Prozent nach oben, ihre Einstufung wurde zudem auf "Kaufen" erhöht. Die Erholung beim globalen Luftverkehr erweist sich Berenberg zufolge trotz der vielen Belastungsfaktoren durch Covid-19 und Konjunkturlage als robust und unterstütze damit ehrgeizige Pläne für Produktionsausweitungen für Flugzeuge. Airbus legen knapp 1 Prozent zu.

Die Aktien von Gerresheimer springen um 13 Prozent an. Hier treiben Berichte, es habe ein Übernahmeinteresse von Bain Capital gegeben. Da Gerresheimer dies zurückgewiesen haben solle, stehe die Fantasie auf höhere Gebote im Raum.

Gute Zahlen hat Chemiekonzern Clariant vorgelegt. Das Chemie-Unternehmen hat den Umsatz im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs um 26 Prozent gesteigert. Die EBITDA-Marge stieg auf 17,4 Prozent. Mit den Aktien geht es daher 3,2 Prozent höher.

H&M geben trotz guter Umsatz-Zahlen in Stockholm um 0,7 Prozent nach. Hier warte der Markt noch auf die vollständigen Zahlen Ende Juni, heißt es.

Bei Aurelius geht es 1,8 Prozent nach oben. Das Unternehmen zieht eigene Aktien ein, was einem Aktienrückkauf um rund 3,4 Prozent entspricht.

Ein schwächerer Ausblick von Getinge belastet das Medizintechnik-Unternehmen, der Kurs bricht um 14 Prozent ein. Der schwedische Peer von Drägerwerk hat den Ausblick für das organische Umsatzwachstum heruntergenommen, unter anderem wegen einer schwächeren Nachfrage nach Corona-Impfstoffen. Auch für Dräger geht es 2,2 Prozent nach unten.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.507,50 +0,9% 32,32 -18,4%

Stoxx-50 3.410,10 +0,1% 5,04 -10,7%

DAX 13.421,49 +0,9% 117,10 -15,5%

MDAX 27.634,18 +1,1% 293,22 -21,3%

TecDAX 2.848,78 +0,1% 2,96 -27,3%

SDAX 12.431,81 +0,9% 109,76 -24,3%

FTSE 7.218,23 +0,4% 30,77 -2,7%

CAC 6.005,88 +0,9% 56,04 -16,0%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 1,72 -0,03 +1,90

US-Zehnjahresrendite 3,39 -0,09 +1,88

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:38 Uhr Di, 17:20 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0487 +0,7% 1,0444 1,0416 -7,8%

EUR/JPY 141,18 -0,0% 141,21 140,46 +7,9%

EUR/CHF 1,0467 +0,3% 1,0467 1,0424 +0,9%

EUR/GBP 0,8716 +0,4% 0,8719 0,8672 +3,7%

USD/JPY 134,58 -0,7% 134,98 134,86 +16,9%

GBP/USD 1,2035 +0,3% 1,2002 1,2010 -11,1%

USD/CNH (Offshore) 6,7262 -0,4% 6,7206 6,7562 +5,9%

Bitcoin

BTC/USD 21.102,09 -1,9% 21.102,09 22.397,34 -54,4%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 118,84 118,93 -0,1% -0,09 +63,3%

Brent/ICE 121,06 121,17 -0,1% -0,11 +60,5%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.823,88 1.808,40 +0,9% +15,48 -0,3%

Silber (Spot) 21,39 21,11 +1,3% +0,28 -8,2%

Platin (Spot) 939,24 925,03 +1,5% +14,21 -3,2%

Kupfer-Future 4,17 4,16 +0,4% +0,02 -6,0%

===

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mod/raz

(END) Dow Jones Newswires

June 15, 2022 03:44 ET (07:44 GMT)

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