16.09.2014 08:26:32

MÄRKTE EUROPA/Aktienmärkte in Lauerstellung

Von Herbert Rude Die berühmte Ruhe vor dem Sturm erwarten Händler am Dienstag an den europäischen Börsen. Mit dem Beginn der zweitägigen Sitzung der US-Notenbank (Fed) dürften die Anleger nur noch sehr zurückhaltend agieren. Euro-Stoxx und Dax werden vorbörslich kaum verändert erwartet, der DAX also bei 9.659 Punkten. Vor der Entscheidung der US-Notenbank zur Geldpolitik am Mittwochabend sei kein Ende des Seitwärtshandels zu erwarten: "Potenzielle Käufer halten sich vor dem entscheidenden Termin der Geldpolitik zurück, aber auch größere Verkäufe sollten ausbleiben", sagt Jens Klatt von FXCM.

   Mit dem wohl im Oktober auslaufenden Anleihekaufprogramm stellt sich die Frage, wann die Währungshüter erstmalig die Leitzinsen erhöhen werden. Analysten schließen nicht aus, dass Fed-Chefin Janet Yellen ihre Wortwahl ändern wird und der Passus, den Leitzins für "beträchtliche Zeit" auf niedrigem Niveau zu halten, gestrichen wird. Damit würde die Fed klar indizieren, dass eine erste Zinserhöhung in den kommenden Monaten ansteht. Das dürfte tendenziell den Dollar stützen und könnte Aktien und den Rentenmarkt zumindest kurzfristig belasten. Sollte der Passus unverändert bleiben, gilt ein Ausbruchsversuch der Aktienindizes nach oben als wahrscheinlich.

   Auch die zuletzt stark gedrückten Preise für Gold und andere Rohstoffe könnten sich dann deutlicher erholen. Sie ziehen am Morgen etwas an, auch mit Spekulationen, China könnte die Konjunktur ankurbeln.

   Einige Händler bezweifeln allerdings, ob der Markt nach der Notenbanksitzung bereits durchstartet. Denn am Donnerstag stimmen die Schotten über ihre Unabhängigkeit ab, damit gibt es einen weiteren Grund zur Zurückhaltung.

   Etwas gestützt wird die Stimmung weiter von der kursierenden Übernahmefantasie, am Dienstag genährt vor allem von der Telekom-Branche mit dem Übernahme-Angebot der französischen Orange für die spanische Jazztel. Jazztel zähle zu den wachstumsstärksten kleineren bzw. mittelgroßen Unternehmen im Telekomsektor und sei gleichzeitig mit einem Abschlag zur Branche bewertet. Das mache das Unternehmen zu einem "idealen Übernahmeobjekt", sagt ein Händler.

   Der Jazztel-Kurs, der am Montag im späten Handel um 10,6 Prozent auf 12,045 Euro nach oben gesprungen war ehe die Aktie ausgesetzt wurde, dürfte diese Rally fortsetzen und bis an den von Orange gebotenen Preis von 13 Euro steigen. Ins Bild der Konsolidierung im Sektor passe auch die Kapitalerhöhung von United Internet zur Finanzierung von Versatel sowie für weitere Übernahmen, heißt es. "Der Kurs dürfte im frühen Handel nachgeben, mit hohen Kursverlusten rechne ich aber nicht", sagt ein Händler. J.P. Morgan nennt in einer Studie zur Konsolidierung im Telekomsektor unter anderen United Internet als erste Wahl für Übernahmen bei den alternativen Anbietern auf den jeweiligen Heimatmärkten.

   Mit einem Erholungsansatz rechnen Händler bei Lufthansa. Die Aktie notierte zum Wochenauftakt schwach, nachdem die Piloten einen weiteren Streik angekündigt hatten. Diesen haben sie nun abgesagt, nach eigenen Angaben wegen eines neuen Angebots zum umstrittenen Vorruhestand, laut Beobachtern, weil die Lufthansa den Streik mit umgestellten Flugplänen ins Leere laufen ließ.

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Kontakt zum Autor: herbert.rude@wsj.com DJG/hru/gos -0- (MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires

   September 16, 2014 01:56 ET (05:56 GMT)

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