02.08.2009 15:39:00

Machtkampf von Schaeffler und Conti sorgt für Streit

    HERZOGENAURACH/MÜNCHEN/HANNOVER (dpa-AFX) - Der Machtkampf zwischen den Autozulieferern Schaeffler und Continental (Conti) (Continental) sorgt auch in der bayerischen Staatsregierung für Streit. Während Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) dem fränkischen Schaeffler-Konzern mit der Verweigerung von Staatshilfen drohte, warf Innenminister Joachim Herrmann (CSU) Zeil mangelnde Rückendeckung vor. "Ich halte diese öffentliche Kritik vom Kollegen Zeil an der Firma Schaeffler für ausgesprochen schädlich für den Wirtschaftsstandort Bayern", sagte Herrmann am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur dpa in München. Derweil berichtete das Magazin "Der Spiegel", die deutsche Autoindustrie sei zunehmend sauer auf die Schaeffler-Familie. Das Tauziehen zwischen den verschuldeten Konzernen wird möglicherweise erst bei einer Aufsichtsratssitzung Mitte August entschieden.

    "Bei Schaeffler/Conti sind die gemeinsamen Hausaufgaben noch immer nicht gemacht. Wenn man so arbeitet, muss man ganz leise sein, was staatliche Hilfen betrifft", hatte Zeil dem "Münchner Merkur" (Samstag) gesagt. Staatskanzleichef Siegfried Schneider (CSU) kritisierte Zeils Äußerungen und rief ihn zur Mäßigung auf. Nach Herrmanns Worten ist es jetzt wichtig, den Autozulieferer aus Herzogenaurach unterstützen. Der Konzern müsse ein selbstständiges bayerisches Unternehmen bleiben und dürfe nicht in Zukunft "von Hannover aus ferngesteuert" werden. Zudem gab er zu bedenken, dass nicht Zeil alleine über Staatshilfen entscheiden könne.

’SPIEGEL’: AUTOHERSTELLER BEUNRUHIGT

    "Der Spiegel" zitierte indes einen hochrangigen VW-(Volkswagen St (VW)) Manager, die Schaeffler-Familie habe als Mehrheitseigentümerin des Autozulieferers Continental (Hannover) ein Chaos angerichtet. Dies sei für die Branche gefährlich, weil Conti eine zentrale Rolle bei der Entwicklung alternativer Antriebe spiele, sagte der Manager, dessen Name nicht genannt wurde, dem Magazin.

    Seit Schaeffler bei Conti eingestiegen ist, mussten Entscheidungsträger ihre Posten räumen - und auch Conti-Chef Karl-Thomas Neumann droht nach weniger als einem Jahr an der Konzernspitze das Aus. "Diesen Aderlass kann das Unternehmen kaum verkraften", sagte der VW-Manager.

’FAZ’: MEHRERE AUFSICHTSRÄTE DER KAPITALSEITE ERWÄGEN RÜCKTRITT

    Ähnlich kritisch beurteilen dem Bericht zufolge auch Manager bei BMW und Daimler die Entwicklung. Sie fordern, dass die Banken, bei denen Schaeffler und Conti in Milliardenhöhe verschuldet sind, ihren Einfluss geltend machen - vor allem Martin Blessing. Der Chef der Commerzbank und der Dresdner Bank müsse verhindern, dass die Familie Schaeffler und das Conti-Management sich weiter Schlammschlachten lieferten.

    Endgültig entschieden ist der Machtkampf noch nicht. Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Samstag) erwägen mehrere Aufsichtsratsmitglieder auf Seiten der Anteilseigner, ihre Mandate niederzulegen. Das könne den Plan von Schaeffler durchkreuzen, Neumann abzulösen. Nach Conti-Angaben ist für den 12. August eine weitere Aufsichtsratssitzung einberufen. Bei dieser zweiten Abstimmung nach der Marathonsitzung vom vergangenen Donnerstag ist nur noch eine einfache Mehrheit erforderlich.

GRÜNES LICHT FÜR KAPITALERHÖHUNG

    Der Conti-Chef selbst hatte von "ungewöhnlichen und sehr enttäuschenden Entwicklungen" gesprochen. Diese machten es ihm "sehr schwer", auf Dauer vertrauensvoll mit Schaeffler zusammenzuarbeiten. Der stellvertretende Conti-Aufsichtsratschef Werner Bischoff von der Gewerkschaft IG BCE erklärte, das Vertrauensverhältnis zwischen Neumann und Schaeffler sei "stark in Mitleidenschaft" gezogen worden. Er gehe davon aus, dass Neumann innerhalb der nächsten 14 Tage abberufen werde. "Ein guter Mann geht von Bord." Als Nachfolger von Neumann werden in Aufsichtsratskreisen dem Schaeffler-Manager Elmar Degenhart die besten Chancen eingeräumt.

    Grünes Licht gab der Aufsichtsrat für die von Neumann vorgeschlagene Kapitalerhöhung von bis zu 1,5 Milliarden Euro. Conti ist vom Übernahmekampf des vergangenen Jahres mit Schaeffler gebeutelt, hoch verschuldet und von der Autokrise schwer getroffen. Schaeffler hatte eine Kapitalerhöhung zunächst skeptisch gesehen, weil dies den Anteil des fränkischen Familienunternehmens an Conti verwässern könnte. Schaeffler hält knapp die Hälfte der Conti-Aktien, weitere 40 Prozent sind bei Banken geparkt. Conti und Schaeffler drückt eine Schuldenlast von jeweils mehr als zehn Milliarden Euro./dw/tst/aro/DP/he

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