Reiseverkehr erholt |
18.01.2023 20:05:00
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Lufthansa-Aktie springt an: Lufthansa gibt Gebot für ITA-Beteiligung ab - Branchennachrichten heitern Stimmung auf
Die Lufthansa-Papiere notierten am Tagesende gut fünf Prozent im Plus und damit knapp unterhalb des Tageshochs. Dies reichte für den ersten Platz im MDAX. Der Index der mittelgroßen Werte der mittelgroßen Unternehmen legte um 0,6 Prozent zu.
Seit Jahresanfang beläuft sich der Kursgewinn der Lufthansa-Aktien inzwischen auf gut 19 Prozent. Auch der europäische Reise- und Freizeitsektor präsentierte sich zur Wochenmitte fest mit plus 1,1 Prozent.
United Airlines hatte die Gewinnerwartungen deutlich übertroffen und von der Erholung des Reiseverkehrs profitiert. Neben Lufthansa legten daher auch Anteile anderer Airline-Konzerne wie Air France-KLM und IAG zu.
Einem Händler zufolge rechnen zudem Analysten beim Flughafenbetreiber Fraport mit guten Zahlen, dies dürfte ihm zufolge auch der Lufthansa weiteren Rückenwind gegeben haben. Die Fraport-Titel verzeichneten am Nachmittag einen Kursaufschlag von knapp fünf Prozent.
Bei United Airlines wies außerdem Marktexperte Andreas Lipkow darauf hin, dass die zuletzt hohen Kerosinpreise nicht so stark geschadet hatten wie befürchtet und die insgesamt gestiegenen Kosten durch ein höheres Passagieraufkommen kompensiert werden konnten. Das lasse sich dann in weiten Teilen auch auf die Lufthansa übertragen, so der Börsen-Fachmann.
Mit Blick auf den jüngsten Kurszuwachs der Lufthansa-Aktien spielte die mögliche Übernahme der italienischen Fluggesellschaft Ita Airways laut Marktteilnehmern zur Wochenmitte keine Rolle. Der deutsche Konzern machte diesbezüglich am Mittwoch ernst und reichte beim Wirtschafts- und Finanzministerium in Rom ein Angebot für die Alitalia-Nachfolgerin ein.
Lufthansa strebt zunächst eine Minderheitsbeteiligung an, will sich aber bereits beim Einstieg Optionen für den Erwerb der übrigen Anteile sichern. Die Lufthansa versucht seit Jahrzehnten, auf dem wichtigen Markt jenseits der Alpen Fuß zu fassen, der auch mit einem starken US-Geschäft glänzt. Italien gilt als eines der populärsten Eingangstore für Reisende aus den USA nach Europa.
Lufthansa bietet für Beteiligung an Alitalia-Nachfolgerin ITA
Der Lufthansa-Konzern macht bei der angestrebten Übernahme der italienischen Fluggesellschaft Ita Airways ernst. Man habe beim Wirtschafts- und Finanzministerium in Rom ein Angebot für die Alitalia-Nachfolgerin eingereicht, teilte der MDAX-Konzern am Mittwoch mit. Lufthansa strebt zunächst eine Minderheitsbeteiligung an, will sich aber bereits beim Einstieg Optionen für den Erwerb der übrigen Anteile sichern.Aus Rom hieß es, Lufthansa habe als einziger Interessent ein Angebot für die defizitäre Fluggesellschaft mit zuletzt 66 Maschinen abgegeben. Das Wirtschafts- und Finanzministerium als Eigentümer der Alitalia-Nachfolgerin teilte in Rom mit, nun werde die Absichtserklärung aus Deutschland geprüft. Danach könnten exklusive Verhandlungen zwischen der Lufthansa und dem italienischen Staat für einen endgültigen Kaufvertrag aufgenommen werden. Details oder ein Zeitrahmen für die Dauer der Prüfung wurden nicht genannt.
Lufthansa erwartet Verhandlungen zur Ausgestaltung der Beteiligung ebenso wie zur operativen Einbindung in den Konzernverbund. Eine Übernahme stünde unter dem Vorbehalt einer wettbewerbsrechtlichen Genehmigung durch die EU-Kommission.
Lufthansa nannte keine Summen für ihr Angebot. In verschiedenen Medien hatte es geheißen, dass es zunächst um einen Anteil von 40 Prozent gehe, für den zwischen 200 Millionen und 350 Millionen Euro fällig werden könnten. Branchenkreisen zufolge hatte Lufthansa im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Großreederei MSC bereits rund 850 Millionen für 80 Prozent der Ita geboten. Der Preis wäre also gefallen.
Die Ita war im Oktober 2021 als inoffizielle und deutlich verkleinerte Nachfolgerin der Alitalia an den Start gegangen, die in der Corona-Krise endgültig aufgeben musste. Das Unternehmen hat seit seinem Start ausschließlich Verluste eingeflogen und musste weiter vom Staat gestützt werden, was die EU genehmigt hat. Mit rund 4000 Beschäftigten hat sie in ihrem Stammland einen Marktanteil von rund 20 Prozent.
Die Lufthansa versucht seit Jahrzehnten, auf dem wichtigen Markt jenseits der Alpen Fuß zu fassen, der auch mit einem starken US-Geschäft glänzt. 2009 trat die neu gegründete Lufthansa Italia gegen die gerade privatisierte Alitalia an, wurde aber nach hohen Verlusten schnell wieder geschlossen. Derzeit lockt der Konzern lediglich mit seiner Regionaltochter Air Dolomiti Umsteiger aus dem reichen Norditalien ans Drehkreuz München. Nicht ohne Erfolg: Nach den USA ist Italien für die Lufthansa der zweitwichtigste Auslandsmarkt, wie Konzernchef Carsten Spohr stets betont.
Noch im vergangenen Jahr hatte Lufthansa in einer Partnerschaft mit der schweizerisch-italienischen Reederei MSC eine mehrheitliche Übernahme der Ita angestrebt. MSC stieg aber aus, nachdem zunächst der US-Fonds Certares mit den Fluggesellschaften Delta Air Lines und Air France-KLM im Hintergrund den Zuschlag erhalten sollte. Auch die US-Kapitalgesellschaft Indigo, die in Europa am Billigflieger Wizz Air beteiligt ist, hatte Interesse an der Ita gezeigt. Ein Verkauf kam aber nicht zustande, so dass ein neues Bieterverfahren gestartet wurde.
Ein zentraler Punkt in den Verhandlungen ist dem Vernehmen nach der mögliche Einfluss staatlicher Stellen auf die Geschäftspolitik. In einem Dekret hatte die Rechtsregierung unter Giorgia Meloni einem neuen Minderheitseigner zwar freie Hand bei den operativen Entscheidungen zugesichert. Experten hatten der Lufthansa aber geraten, sich eine Mehrheit zu sichern, um Reformen durchsetzen zu können.
Ein gemeinsamer Einkauf sowie aufeinander abgestimmte Flugpläne gelten als Ansatzpunkte, um die Ita in die Gewinnzone zu bringen. Der Aktienkurs der Lufthansa zeigte sich bereits vor der Offerte in guter Form und erreichte mit in der Spitze 9,285 Euro den höchsten Stand seit August 2021. Auftrieb gab ein starker Jahresabschluss der US-Fluggesellschaft United Airlines, die die Gewinnerwartungen deutlich übertraf und von der Erholung des Reiseverkehrs profitierte. Seit Jahresanfang beläuft sich der Kursgewinn bei der Lufthansa auf rund 19 Prozent.
Die Deutsche Lufthansa AG hat in den zurückliegenden Jahren mehrere europäische Fluggesellschaften übernommen. Im größten Luftverkehrskonzern Europas finden sich nun ehemalige Staatsgesellschaften wie die Swiss, die Austrian Airlines sowie die belgische Sabena-Nachfolgerin Brussels Airlines. Letztere hatte Lufthansa in zwei Stufen übernommen und zunächst ebenfalls mit einer Minderheit begonnen. Als ein weiteres mögliches Übernahmeziel gilt die portugiesische Tap.
FRANKFURT/ROM (dpa-AFX)
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