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27.03.2020 16:09:45

KORREKTUR: KONJUNKTUR IM BLICK/Unterschiedliche Stadien der Corona-Infektion

In dem um 15.51 Uhr gesendeten Bericht muss es im letzten Absatz richtig heißen: Für die Gesamtinflation wird ein Rückgang auf 0,8 (Februar: 1,2) und NICHT 1,4 (Februar: 1,7) Prozent erwartet. Es folgt eine korrigierte Fassung.

KONJUNKTUR IM BLICK/Unterschiedliche Stadien der Corona-Infektion

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Blick auf das weltweite Wirtschaftsgeschehen zeigt gegenwärtig Volkswirtschaften in unterschiedlichen Stadien der Corona-Infektion. Wirtschaftlich schwer getroffen sind dabei nicht nur Länder, in denen sich das Virus schon weit ausgebreitet hat, sondern auch solche ohne Mechanismen, die einen externen Schock automatisch abfedern helfen. Die Woche bietet Konjunkturdaten aus einem in wirtschaftliche Erstarrung fallenden Europa, aus den USA, in denen wegen des Virus' die Arbeitslosigkeit stark steigt und aus Asien, wo die Coronavirus-Epidemie ihren Ausgang nahm, aber jetzt auf dem Rückzug scheint.

Wichtigstes Konjunkturdatum der Woche ist der US-Arbeitsmarktbericht für März, der einen Rückgang der Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft zu Tage fördern dürfte. Die USA liegen hinsichtlich der Zahl der Corona-Neuinfektionen inzwischen weltweit an der Spitze, und ihr traditionell sehr dynamisch reagierender Arbeitsmarkt hat schon zuvor deutliche Krisensymptome gezeigt.

In der Woche zum 21. März stieg die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe um über 3 Millionen - doppelt so stark wie erwartet - und in der Woche zum 27. März könnten es 1,7 Millionen mehr werden. Die Commerzbank, die für die vorige Woche tatsächlich einen Zuwachs von 3 Millionen erwartet hatte, prognostiziert für diese Woche übrigens ein Plus von 4 Millionen.

US-Beschäftigung sinkt im März

Die Erwartungen hinsichtlich Beschäftigtenzahl und Arbeitslosenquote im März dürften kurzfristig noch von den am Donnerstag (14.30 Uhr) anstehenden Erstantragsdaten beeinflusst werden. Derzeit erwarten Experten einen Rückgang der Stellenzahl um rund 162.000 und einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf 3,8 (Februar: 3,5) Prozent. Das Arbeitsministerium veröffentlicht die Daten am Freitag (14.30 Uhr).

Am Mittwoch (14.15 Uhr) kommen die Daten zur Entwicklung der privaten Beschäftigung des Datenanbieters ADP. Volkswirte nehmen aber an, dass unter den zuletzt Entlassenen viele aus dem öffentlichen Dienst kamen, so dass die ADP-Zahlen möglicherweise ein zu freundliches Bild der Beschäftigung zeichnen.

Ein weiterer wichtiger US-Indikator ist der ISM-Index des verarbeitenden Gewerbes, der am Mittwoch (16.00 Uhr) veröffentlicht wird.

In Europa sind Arbeitslosenzahlen nicht ganz so schnell verfügbar wie in den USA. Die am Mittwoch (11.00 Uhr) anstehenden Euroraum-Daten sind die für Februar. Sie dürften von den Abschottungsmaßnahmen wegen des Coronavirus noch weitgehend unbeeinflusst sein. Volkswirte erwarten eine unveränderte Arbeitslosenquote von 7,4 Prozent. Schneller ist allerdings die deutsche Bundesagentur für Arbeit (BA), die am Dienstag (9.55 Uhr) schon Daten für März liefert.

Deutsche Arbeitslosenzahl steigt

In Deutschland haben sämtliche verfügbare Arbeitsmarktfrühindikatoren auf das Coronavirus reagiert: Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und das Ifo-Institut melden starke Einbrüche ihrer Indikatoren und die BA selbst einen starken Anstieg der Anträge auf Kurzarbeit. Volkswirte schätzen vor diesem Hintergrund dass die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl gegenüber dem Vormonat um 35.000 gestiegen ist und die Arbeitslosenquote auf 5,1 (5,0) Prozent.

Ein starker Anstieg der Arbeitslosenzahl in Europa hat aber im Durchschnitt - regionale Unterschiede gibt es durchaus - weniger rasche und deutliche Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage als in den USA.

IHS Markit kommt am Mittwoch und Freitag (jeweils ab 9.15 Uhr) mit den zweiten Veröffentlichungen der Einkaufsmanagerindizes (PMI) für Industrie und Dienstleistungssektor europäischer Volkswirtschaften. In normalen Zeiten erwarten Analysten mehr oder weniger automatisch eine Bestätigung der ersten Veröffentlichung, und auch dieses Mal ist die erste Veröffentlichung die Benchmark, wie die Prognosen zeigen.

PMIs könnten nach unten korrigiert werden

Es ist aber durchaus möglich, dass sich die Stimmung in den Unternehmen wie schon bei der Ifo-Umfrage gesehen innerhalb weniger Tage weiter eingetrübt hat. Dann wären noch einmal niedrigere Indexwerte zu erwarten. Die Dienstleistungs-PMIs sind bereits in erster Veröffentlichung vielfach auf Rekordtiefs gefallen. Am Montag (11.00 Uhr) kommt zudem der Wirtschaftsstimmungsindex (Esi) für den Euroraum.

Mit Spannung warten Analysten darauf, ob und wie stark sich die Erholung der chinesischen Wirtschaft nach dem Abflauen der Corona-Epidemie bereits in den Unternehmensumfragen niederschlägt. Am Dienstag (3.00 Uhr) kommen die CFLP-Indizes für Industrie und Servicesektor, am Mittwoch (3.45 Uhr) der Caixin-Indizes der Industrie und am Freitag (3.45 Uhr) der Caixin-Index des Dienstleistungssektors. Nach Einschätzung von Volkswirten gibt es Anzeichen dafür, dass die chinesische Industrie schon wieder auf dem Weg zur Vollauslastung ihrer Kapazitäten ist. Die Erholung im Dienstleistungssektor geht jedoch nur schrittweise und unter scharfen Auflagen vor sich.

Am Mittwoch (1.50 Uhr) veröffentlicht die Bank of Japan die Ergebnisse ihrer Quartalsumfrage unter den Unternehmen des Landes, genannt Tankan-Bericht. Japan hat die Coronavirus-Epidemie bisher aus gesundheitlicher Sicht bemerkenswert gut überstanden - die Frage ist um welchen wirtschaftlichen Preis.

Inflationsdruck im Euroraum sinkt ölpreisbedingt deutlich

Weniger stark stehen derzeit Inflationsdaten im Fokus. Normalerweise sind sie für Analysten von höchstem Interesse, weil Zentralbanken ihre Geldpolitik mit Blick auf den Inflationsausblick anpassen. Aber wegen der Corona-Epidemie und des sich deshalb abzeichnenden wirtschaftlichen Stillstands haben Notenbanken rund um die Welt bereits außerordentliche Maßnahmen ergriffen. Verbraucherpreisdaten sind da nicht von Bedeutung.

Volkswirte erwarten, dass der Inflationsdruck im Euroraum wegen des Ölpreisabsturzes deutlich abgenommen. Die Verbraucherpreise dürften im März mit einer Jahresrate von Euroraum 0,8 (Februar: 1,2) Prozent gestiegen sein und die Kernverbraucherpreise um 1,1 (1,2) Prozent. Eurostat veröffentlicht die Daten am Dienstag (11.00 Uhr). Deutsche und spanische Preisdaten kommen am Montag (14.00 und 9.00 Uhr), französische am Dienstag (8.45 Uhr).

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/jhe/smh

(END) Dow Jones Newswires

March 27, 2020 11:09 ET (15:09 GMT)

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