14.02.2013 18:38:31

INTERVIEW/Gerresheimer hat Appetit auf mehr

   Von Heide Oberhauser-Aslan

   Jahresziele erreicht, Dividende erhöht, Aktie über 5 Prozent im Plus - der Düsseldorfer Pharmaverpacker Gerresheimer erfreut die Anleger und verspricht weiteres Wachstum. Das im MDAX gelistete Unternehmen will dabei nicht nur aus eigener Kraft wachsen, sondern behält auch Zukäufe im Blick, so Firmenchef Uwe Röhrhoff im Interview mit Dow Jones. Brasilien, China und Indien stehen dabei neben dem Riesenmarkt Nordamerika im Fokus. Einfach gestaltet sich die Suche in den Zielmärkten allerdings nicht, gibt Röhrhoff zu: Interessante Unternehmen stünden häufig nicht zum Verkauf oder seien zu teuer.

   Gerresheimer-Produkte sind aus Krankenhäusern und Arztpraxen nicht mehr wegzudenken. Der frühere Hersteller von Glasflaschen für Getränkehersteller wie Coca-Cola stellt mittlerweile hauptsächlich Spezialverpackungen für Kunden aus der Pharmaindustrie her. Mit Ampullen, Arzneimittelflaschen, Fertigspritzen und Inhalatoren lässt sich deutlich mehr Geld verdienen als etwa im hart umkämpften Getränkemarkt.

   Noch stärker Fuss fassen will Gerresheimer vor allem in Brasilien, China und Indien. In diesen Ländern wird derzeit die medizinische Versorgung stark ausgebaut und jedes Medikament braucht auch eine Verpackung. Bis Ende 2013 will der Konzern in Schwellenländern die Erlöse auf 200 Millionen Euro steigern, was gegenüber 2010 eine Verdopplung wäre. Im abgelaufenen Jahr setzte Gerresheimer in diesen Ländern Waren im Wert von 176 Millionen Euro um. "Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass wir 2013 die 200 Millionen Euro knacken werden", sagte Röhrhoff. Danach will sich das Unternehmen neue Wachstumsziele setzen.

   Unter den Schwellenländern nimmt aktuell Brasilien einen Spitzenplatz bei Gerresheimer ein. 2011 kaufte Röhrhoff Vedat, einen brasilianischen Hersteller von Kunststoffverpackungen und wurde damit Marktführer in dem südamerikanischen Land. Der brasilianische Markt ist lukrativ für die Pharmaindustrie und ihre Zulieferer, denn im Vergleich zu anderen Schwellenländern liegen dort schon heute die Pro-Kopf-Ausgaben für Medikamente an der Spitze. Kauflust verspürt Gerresheimer im Röhrenglasbereich. Sollte das Unternehmen in den nächsten Jahren in Brasilien einen geeigneten Kaufkandidaten finden, will Röhrhoff dort zuschlagen.

   Externe Verstärkung sucht Röhrhoff auch in China. Dort ist Gerresheimer schon seit 2005 tätig, hat bislang aber noch keine Zukäufe im Reich der Mitte getätigt. "In China sind wir schon sehr stark vertreten im Glasbereich, wir haben aber noch Nachholbedarf im Kunststoffbereich." Allerdings sei der Markt noch unglaublich zersplittert und viele der vorhandenen Unternehmen erfüllten nicht die selbst gesetzten Akquisitionskriterien. Gerresheimer kauft in der Regel Marktführer mit einem starken Fokus auf Pharma, die eine gute Technologie haben, profitabel sind und über eine ausreichende Größe verfügen. Gern gesehen wird auch ein starkes lokales Management. "Sollten wir nicht fündig werden, haben wir aber auch die Möglichkeit, organisch zu wachsen."

   Gleich zwei Zukäufe sind Gerresheimer im vergangenen Jahr dagegen in Indien gelungen. Für einen zweistelligen Millionenbetrag kauften die Düsseldorfer die Firma Neutral Glas, die Fläschchen für Hustensaft und Augentropfen sowie Spritzen herstellt. Im Dezember gab Röhrhoff zudem die Übernahme eines Mehrheitsanteils an dem indischen Kunststoffverpackungsspezialisten Triveni bekannt. Indien ist ein Versprechen für die Zukunft: die Bevölkerung wächst stark, die Pro-Kopf-Ausgaben für Medikamente sind aber noch niedrig und versprechen in den kommenden Jahren großes Wachstum.

   Noch kein Glück hat Gerresheimer bislang bei seinem Bestreben, in den USA einen größeren Zukauf im Kunststoffbereich zu tätigen. Die Pläne dafür hat Röhrhoff aber noch nicht ad acta gelegt. "Wir suchen immer noch sehr intensiv nach einem Zukauf, waren aber bislang nicht erfolgreich", gibt der Manager zu. Das liege auch daran, dass es nur eine begrenzte Anzahl von Zielunternehmen gibt, die die Kriterien von Gerresheimer erfüllten, "und die stehen zur Zeit leider nicht zum Verkauf". Solche Projekte müsse man sehr langfristig verfolgen. "Im Moment bin ich nicht optimistisch, dass wir in nächster Zeit erfolgreich sein werden", sagte er.

   Finanziell ist das Unternehmen für Akquisitionen gerüstet. "Wir haben bisher bewiesen, dass wir kleinere Zukäufe in den Schwellenländern aus dem eigenen Cash-Flow finanzieren können", so der Manager. Auch der Verschuldungsgrad ist mittlerweile deutlich abgebaut worden und ermöglicht noch Spielraum. Größere Akquisitionen könnte das Unternehmen daher aus offenen Kreditlinien bezahlen oder über den Kapitalmarkt finanzieren.

   Kontakt zum Autor: heide.oberhauser@dowjones.com

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   February 14, 2013 12:08 ET (17:08 GMT)

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