28.07.2008 12:42:00
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INTERVIEW/Daimler verstärkt Absicherung gegen Währungsrisiken
Dow Jones NEWSWIRES
STUTTGART (Dow Jones)--Angesichts der anhaltenden Dollarschwäche hat die Daimler AG ihre Währungssicherung in jüngster Zeit noch ausgeweitet. "Für das laufende Jahr sind etwa 80% der Währungsrisiken abgesichert", sagte Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber im Gespräch mit Dow Jones Newswires. Für 2009 seien es rund 60%. Neben den Währungsrisiken machen dem Automobilhersteller vor allem die stark anziehenden Rohstoffkosten zu schaffen. Es ist daher möglich, dass Daimler noch im laufenden Jahr seine Fahrzeugpreise erhöht.Noch Mitte Mai hatte Daimler für das laufende Jahr 70% und für 2009 rund 40% des Währungsrisikos abgesichert. Wegen des schwachen Dollar hat Daimler das so genannte Hedging noch verstärkt. Mit der Erhöhung hat sich Daimler zum aktuellen Wechselkursniveau abgesichert. Insgesamt hat der Konzern für 12 Mrd USD seines Umsatzes ein Währungsrisiko. Das bedeutet: Eine Veränderung des Dollar-Kurses um 10 Cent nach unten oder oben käme daher im ungesicherten Zustand einer Mehr- bzw Minderbelastung von 1,2 Mrd USD gleich.
Wegen der Währungsrisiken, der schwachen Märkte und der geradezu explosionsartig gestiegenen Rohstoffkosten gab Daimler am vergangenen Donnerstag eine Gewinnwarnung ab, bei der die EBIT-Schätzung auf "mehr als 7 Mrd EUR" zurückgenommen wurde. Bis dato hatte der Konzern "deutlich" mehr als den EBIT-Gewinn aus dem Vorjahr von 7,7 Mrd EUR in Aussicht gestellt.
Unter anderem hieß es zur Begründung der Gewinnwarnung, die Rohstoffkosten könnten auf "mehr als 500 Mio EUR" steigen. Genauer wollte Uebber dies im Gespräch mit Dow Jones Newswires nun nicht eingrenzen. "Aber ich hätte die Guidance nicht geändert, wenn es 550 Mio EUR gewesen wären", sagte Uebber und machte damit klar, dass die Belastung wesentlich höher ausfallen wird.
Die starke Steigerung der Rohstoffkosten hat sich in den vergangenen Monaten fortgesetzt. Für Juni sprach Uebber von einer regelrechten Rallye auf den Rohstoffmärkten. Ursprünglich hatte Daimler die rohstoffbedingten Mehrkosten auf 300 Mio EUR beziffert. Mitte Mai revidierte Uebber diese Schätzung und kündigte 500 Mio EUR zusätzliche Belastung gegenüber dem Vorjahr an. Auch diese Summe war zu kurz gegriffen, wie sich jetzt herausstellte.
Um künftige Preissteigerungen abzufangen, prüft Daimler nach Uebbers Worten derzeit, ob die Stahlverträge für 2008 nachverhandelt werden. Voraussetzung sei, dass "es uns eine Chance bietet". Sollten die in den vergangenen Monaten stark angestiegenen Stahlpreise noch in die Verträge des laufenden Jahres aufgenommen werden, erhofft sich Uebber entsprechende Vorteile für die Verträge für 2009.
Selbst Preiserhöhungen noch im laufenden Jahr schließt Uebber zur Kompensation der gestiegenen Kosten nicht mehr aus, obwohl dies auf den ohnehin schwachen Märkten USA, Westeuropa und Japan weitere Käufer abschrecken könnte. "Auf der Preisseite machen wir, was man tun kann", so Uebber. Mercedes-Benz werde nicht der letzte Hersteller sein, der die Preise erhöhe. Laut Medienberichten will auch der Wettbewerber Toyota Fahrzeuge seiner Premiummarke Lexus verteuern.
Weit weniger als Dollarkurs und Rohstoffe belastet der US-Hersteller Chrysler, an dem die Stuttgarter noch mit 19,9% beteiligt sind. Die Geschäftsentwicklung von Chrysler drücke lediglich den Buchwert, habe aber keinen Einfluss auf die Liquidität, sagte Uebber: "Schlimmstenfalls sinkt der Buchwert auf Null." Davon ist er nicht mehr weit entfernt: Ende Juni hatte Daimler die Chrysler-Beteiligung noch mit 171 Mio EUR in den Büchern stehen; Ende 2007 waren es noch 916 Mio EUR gewesen.
Dass Daimler angesichts des gesunkenen Börsenwerts ähnlich wie der Automobilzulieferer Continental ein Übernahmeziel werden könnte, ist für den Daimler-Vorstand kein Grund zur Sorge. "Wir sehen uns nicht als Übernahmekandidat, können es aber auch nicht ausschließen", sagte Uebber. Daimler beobachte die Situation soweit wie möglich. "Der beste Schutz gegen eine Übernahme ist eine gute Performance", so Uebber.
Nach der Gewinnwarnung am vergangenen Donnerstag war die Daimler-Aktie um 10% abgestürzt und hat sich seither nicht wieder erholt. Mit aktuell -1,9% auf 38,13 EUR liegt ihr Kurs nur wenig entfernt von ihrem 52-Wochen-Tief von 35,30 EUR, das sie am 16. Juli erreichte.
Webseite: http://www.daimler.com/
Von Christoph Baeuchle, Dow Jones Newswires; +49 (0)711 - 2287 412, christoph.baeuchle@dowjones.com DJG/cba/rio (END) Dow Jones Newswires
July 28, 2008 06:39 ET (10:39 GMT)
Copyright (c) 2008 Dow Jones & Company, Inc.- - 06 39 AM EDT 07-28-08
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