15.12.2017 13:47:00

Grasser-Prozess - Hochegger-Teilgeständnis belastet Grasser massiv

Knalleffekt im größten Korruptionsprozess der Zweiten Republik: Der viertangeklagte Peter Hochegger wird sich nach Worten seines Anwalts Freitagnachmittag teilschuldig bekennen. Hochegger belastet dadurch Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP), den Ex-FPÖ-Spitzenpolitiker Walter Meischberger und den Immobilienmakler Ernst Karl Plech massiv.

"Mein Mandant hat bereits viel ausgesagt, aber noch nicht alles", kündigte Peter Hocheggers Verteidiger Leonhard Kregcjk an. "Das wird er nun in der Hauptverhandlung nachholen." Der Anwalt kündigte an: "Zur Anklage wird sich mein Mandant teilweise schuldig bekennen. Mein Mandant weiß, dass Meischberger beim Buwog-Deal Gelder an Grasser und Plech weitergeleitet hat. Eine Beteiligung meines Mandanten am gemeinsamen Tatplan hat es aber nicht gegeben." Hochegger habe aber erst ab der zweiten Jahreshälfte 2005 gewusst, dass Grasser involviert war.

Hochegger habe gewusst, dass von der Buwog-Provision 2,4 Mio. Euro an Grasser, 2,4 Mio. Euro an Plech und 2,4 Mio. Euro an Meischberger weiter überwiesen wurden, sagte Strafverteidiger Kregcjk. Damit stützt er die Anklage, die Grasser, Plech und Meischberger genau dies vorwirft. Die Anwälte von Grasser und Plech hatten zuvor bestritten, dass ihre Mandanten Geld aus dem Buwog-Deal lukrierten. Meischbergers Anwalt hatte erklärt, die gesamte Provision von 9,6 Mio. Euro sei an Hochegger und Meischberger gegangen.

Zur ebenfalls angeklagten Causa Terminal Tower in Linz bekenne sich Hochegger nicht schuldig, so der Anwalt.

Schon zu Prozessauftakt sorgte die Ankündigung von Hocheggers Rechtsanwalt, sein Eröffnungsplädoyer kurz zu halten für Spekulationen, dass sich Hochegger schuldig oder teilschuldig bekennen könnte.

Hochegger, einst Besitzer der zweitgrößten PR-Agentur des Landes, hat mittlerweile nach Eigenangaben kein Vermögen und wird von einem Pflichtverteidiger vertreten. Während der bisherigen Verhandlungstage wirkte er müde, den Kontakt zu den 13 Mitangeklagten vermied der bei der Hauptverhandlung stets im Pullover gekleidete Hochegger. Er kam kurz vor dem Prozess aus seiner Wahlheimat Brasilien nach Österreich und lebt nun in Wien.

Zwei Jahre Haft, davon acht Monate unbedingt, erhielt der 68-jährigen Steirer bereits in der Telekom-Affäre. Anstatt um eine Fußfessel anzusuchen ging der Doktor der Wirtschaftswissenschaften lieber hinter schwedische Gardinen. Groß wurde seine PR-Agentur unter der "Wenderegierung" ÖVP/FPÖ unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP), als ersten großen Kunden zog er die Telekom Austria an Land, Finanzminister Karl-Heinz Grasser war damals ein gern gesehener Gast in der PR-Agentur.

Richterin Marion Hohenecker vertagte daraufhin auf kommenden Dienstag.

Nach der Verhandlung kommentierte Grassers Anwalt Manfred Ainedter vor Journalisten: "Verbessern tut's die Situation nicht, das ist klar."

(Schluss) gru/stf/cri/phs

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