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Streiktag 27.12.2019 22:45:09

Gewerkschaft: Streik bei der Lufthansa-Tochter Germanwings beginnt am Montag - Aktie gibt ab

Gewerkschaft: Streik bei der Lufthansa-Tochter Germanwings beginnt am Montag - Aktie gibt ab

Der Ausstand soll bis einschließlich Neujahr dauern, teilte die Gewerkschaft am Freitag in Frankfurt mittels einer Video-Botschaft mit. Weitere Streiks bei der Lufthansagruppe werde man frühestens nach dem 2. Januar verkünden, sagte Ufo-Vize Daniel Flohr.

Die Tochter Germanwings ist laut Konzernangaben noch mit 30 Flugzeugen und 1400 Mitarbeitern, davon 800 in der Kabine, für die Nachfolgemarke Eurowings unterwegs, soll aber perspektivisch mit dem Eurowings-Flugbetrieb verschmolzen werden. Einen eigenen Markenauftritt gibt es nicht mehr. Das Management gebe den Mitarbeitern keine klare Perspektive für die Zukunft ihres Flugbetriebs, erklärte Flohr. Diese Perspektivlosigkeit zeige sich auch in den Tarifthemen am Verhandlungstisch.

Eurowings kündigte am Freitagabend an, einen Sonderflugplan zu erstellen, um die Auswirkungen auf die Fluggäste gering zu halten. Außerdem wies die Fluggesellschaft darauf hin, dass sie 140 Flugzeuge habe, von denen nur die 30 Germanwingsmaschinen von dem Streik betroffen seien.

Offizieller Streikgrund sind Regelungen zur Teilzeit, die laut Eurowings bereits seit einem Jahr umgesetzt sind. "Der Streikaufruf ist absolut unangemessen", erklärte ein Unternehmenssprecher. Noch am Montag habe man der Ufo eine Moderation angeboten, was abgelehnt worden sei. Der entsprechende Tarifvertrag liege unterschriftsreif vor. Allerdings hatte auch Germanwings wie der Mutterkonzern Lufthansa die Vertretungsberechtigung der Ufo-Funktionäre bezweifelt.

Nach Berechnungen des Fachportals "austrianaviation.net" soll Germanwings an den drei Streiktagen ein knappes Drittel des geplanten Eurowings-Flugprogramms absolvieren. Gefährdet sind danach 229 von 795 Starts aus Deutschland. Bereits beim ersten Warnstreik bei vier Lufthansa-Töchtern im Oktober war die Streikbeteiligung bei der Germanwings am höchsten gewesen. Damals waren innerhalb von 19 Stunden rund 150 Flüge ausgefallen, unter anderem in Berlin-Tegel, Köln, München, Stuttgart und Hamburg.

Die Gewerkschaft hatte ihren Mitgliedern mitgeteilt, dass es über die Weihnachtsfeiertage weitere Versuche der Schlichter für kurzfristige Lösungen gegeben habe. Auch am Freitag wurde dem Vernehmen nach noch intensiv telefoniert, die Versuche sind aber wohl erfolglos geblieben.

Ein Lufthansa-Sprecher hatte am Donnerstag erklärt: "Wir als Lufthansa schauen konstruktiv nach vorne." Er fügte hinzu: "Wir sind weiter an einer großen Schlichtung interessiert. Streiks sind aus unserer Sicht keine Lösung." Die Lufthansa schaue nun auf die vorgeschlagenen Schlichtungstermine im Januar, ergänzte der Sprecher.

In dem Konflikt hat es bereits einen Warnstreik bei vier Lufthansa-Töchtern sowie einen zweitägigen Streik bei der Kerngesellschaft Lufthansa gegeben. Hier waren im November rund 1500 Flüge mit rund 200 000 betroffenen Passagieren ausgefallen.

Beide Seiten betonen immer wieder, eine möglichst umfassende Einigung mit einer Vielzahl tariflicher Themen anzustreben. Auf Grundzüge hatte man sich bereits im November bilateral geeinigt, war dann aber im gegenseitigen Misstrauen doch nicht zueinander gekommen. In der Zwischenzeit wurde Lufthansas Personalvorständin Bettina Volkens abberufen, die für einen moderateren Kurs mit der Ufo stand. Die Gewerkschaft verlangt unter anderem eine Rücknahme von Kündigungen und Klagen gegen frühere und aktuelle Vorstandsmitglieder sowie eine Aufarbeitung des heftigen Konflikts der vergangenen Monate.

Lufthansa-Vorstandsmitglied Detlef Kayser verurteilte den Streikaufruf und machte dem früheren Ufo-Chef Nicoley Baublies heftige Vorwürfe: "Hier wird offensichtlich ein Arbeitskampf missbraucht, um persönliche und finanzielle Interessen des Vorstandsbeauftragten der Gewerkschaft durchzusetzen", erklärte Kayser am Freitag. Ufo habe sich zudem seit Wochen geweigert, die konkreten Forderungen Baublies' mitzuteilen.

Zur Lösung des Konflikts hat der Tarifexperte des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Hagen Lesch, den Einsatz eines Mediators vorgeschlagen. "Hier scheint offensichtlich viel Vertrauen auf beiden Seiten verloren gegangen zu sein", sagte Lesch der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag). "Zunächst muss ein Mediator erst einmal mit den Parteien ausloten, ob sie überhaupt ernsthaft miteinander verhandeln wollen", sagte Lesch. Die Gewerkschaft brauche offenbar mehr Gewissheit, dass die Lufthansa sie als Verhandlungspartner ernst nehme. Erst dann könne die eigentliche Schlichtung beginnen.

Im XETRA-Handel war die Lufthansa-Aktie zeitbeise bis auf 16,33 Euro gefallen. Zum Handelsschluss lag sie 0,21 Prozent tiefer bei 16,43 Euro.

/ceb/DP/he

FRANKFURT (dpa-AFX)

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