31.01.2008 11:15:00
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FOKUS: Mit TUIfly-germanwings-Fusion wäre Konsolidierung beendet
Nach einer Fusion von TUIfly und germanwings teile sich der deutsche Luftfahrtmarkt künftig in zwei große Blöcke um Lufthansa und Air Berlin. Aller Voraussicht nach werde dies zu mehr Preisdisziplin führen, prognostiziert Analyst Christian Gombert von der Deka Bank.
TUIfly und germanwings kommen aus Sicht der Analysten nicht aus freien Stücken zusammen. Vielmehr setze die Größe von Air Berlin die germanwings-Mutter Lufthansa und TUI unter Druck, urteilte Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. TUI-Vorstandsvorsitzender Michael Frenzel hätte schon viel eher auf die Zukäufe von Air Berlin reagieren müssen. Jetzt könne er nicht mehr aus einer Position der Stärke heraus handeln.
"TUI muss nehmen, was übrig bleibt", sagte auch Deka-Analyst Gombert. Es wäre besser gewesen, wenn sich TUIfly mit dem Ferienflieger Condor zusammengetan hätte. Diese sei jedoch bei Air Berlin gelandet. Doch auch die Entwicklung des SDAX-Unternehmens mit britischer Rechtsform beurteilen die Beobachter aus den Research-Abteilungen der Banken kritisch.
Größe allein sichere einer Fluggesellschaft weder die Existenz noch einen hohen Börsenkurs. Das Management müsse auch die finanzielle Entwicklung im Griff behalten. Air-Berlin-Vorstandsvorsitzender Joachim Hunold lege allem Anschein nach zu wenig wert auf die Zahlen, monierte Metzler-Analyst Pieper und verweist auf wiederholt zurückgenommene Ergebnisprognosen. Hier habe es sich faktisch um Gewinnwarnungen gehandelt, selbst wenn die Veränderungen gar nicht so groß gewesen seien.
"Die Finanzplanung hält mit der operativen Planung nicht Schritt", sagte Pieper. Für Anleger bleibe bei Air Berlin der Eindruck von "Unklarheit". Pieper geht gegenwärtig davon aus, dass die Holding ihre Ziele im laufenden Jahr nicht erreichen wird. "Die nächste Gewinnwarnung scheint vorprogrammiert", sagte er.
Auch Deka-Analyst Gombert kritisiert die Finanzmarktkommunikation von Air Berlin, vergleicht sie aber mit der von TUI. Nach den Ankündigungen blieben die entsprechenden Taten häufig aus.
Weniger kritisch beurteilt LBBW-Experte Hellgren die Ergebnisentwicklung bei Air Berlin. Deutschlands zweitgrößte Airline befinde sich immer noch in der Startphase. Wenn das Wachstum des Luftfahrtmarktes bis 2010 oder 2011 anhalte, dann sei das Unternehmen sehr gut positioniert. Wachse der Markt allerdings nicht ausreichend, gehe Air Berlin unter.
Hellgren ist allerdings überzeugt, dass Air Berlin im Premiumsegment des Billigflug-Angebotes auch in den nächsten Jahren auf ausreichend Nachfrage treffen wird. Weil aber vieles von der grundsätzlichen Entwicklung des Marktes abhänge, sei die Aktie von Air Berlin ein sehr riskanter Titel. Der Aktienkurs sei so stark eingebrochen, weil der Finanzmarkt dieses Risiko jetzt stärker wahrnehme.
Erst 2010 oder 2011 könne beurteilt werden, ob die Wachstumsstrategie des Managements aufgegangen sei, sagte Hellgren. So gesehen sei Air Berlin ein langfristiges Investment.
Alle Analysten begrüßten am Mittwochabend, dass die Lufthansa von der zum Verkauf stehenden Fluggesellschaft Alitalia die Finger gelassen hat. Hier sei das Risiko viel zu groß, lautet einhellig die Einschätzung. Der finanzielle Aufwand für die nötige Sanierung sei umfangreich. Außerdem müssten schwierige Vereinbarungen mit den Gewerkschaften und den sehr gut bezahlten Piloten getroffen werden.
Hellgren sieht Lufthansa bei anderen Optionen wesentlich besser aufgehoben. Er könnte sich ein Engagement der Deutschen bei British Airways vorstellen. Analyst Gombert wünscht sich von Lufthansa für die Zukunft "innovative" Schritte. Mit Blick auf ein weiteres Engagement im Ausland bezeichnete er eine Beteiligung an Virgin Atlantic als nachdenkenswert.
Was die Kursentwicklung bei den Luftfahrt-Aktien angeht, rechnet Metzler-Analyst Pieper im ersten Halbjahr 2008 nicht mit Veränderungen. Die Kurse werden nicht steigen, lautet sein Urteil. Allerdings spiegelten die Kurse auf dem aktuellen Niveau die fundamentalen Entwicklungen nicht wider. Gegenwärtig reagierten die Titel auf Rezessionsängste. Erst wenn die Erstquartalszahlen vorliegen, dürften sich die Finanzmärkte mit der Einschätzung dieser Branche etwas beruhigen, glaubt Pieper.
Deka-Experte Gombert sieht dafür gute Gründe: Er rechnet für die drei Monate bis Ende März mit guten Erträgen der Airlines. Dazu trügen beispielsweise die Treibstoffzuschläge bei.
Webseite: http://www.lufthansa-financials.com http://www.airberlin.com http://www.tui-group.com -Von Kirsten Bienk, Dow Jones Newswires; +49 (0)40 - 3574 3116, kirsten.bienk@dowjones.com DJG/kib/rio (END) Dow Jones NewswiresJanuary 31, 2008 05:13 ET (10:13 GMT)
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