Flucht in sichere Häfen |
11.05.2022 22:04:00
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Experte macht Fed verantwortlich für Marktabschwung und erwartet weitere Verluste
• Seine Empfehlungen: Gold, Silber, Minenaktien, Rohstoffaktien und Indonesien
• Wann ist ein Ende des Abverkaufs in Sicht? McCullough zufolge bestimmt das die Fed
Keith McCullough, Gründer und CEO vom Analyseunternehmen "Hedgeye Risk Management", warnte schon zu Jahresbeginn vor einem deutlichen Börsenabschwung. Er empfahl statt Aktien ein Investment in Goldund Silber. Nun wiederholt Keith McCullough in einem Interview mit "MarketWatch" seine Warnungen: Der Boden sei noch lange nicht erreicht, ein wahrer Börsencrash stehe noch bevor - wegen der verfehlten Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve Bank (Fed).
"Zu spät, zu intensiv" - McCullogh kritisiert die Geldpolitik der Fed
McCullough macht einen Hauptschuldigen für den derzeitigen Börsenabschwung aus: die Fed. Die Geldpolitik der amerikanischen Zentralbank wäre "zu spät zu restriktiv". Bereits im Juni 2020 habe sein Unternehmen "Hegdeye" vor anhaltend hohen Inflationsraten gewarnt, doch die Fed bezeichnete diese bis Mitte oder gar Ende 2021 als "übergangsweise", als "temporär". Nun sei der Fed-Vorsitzende Jerome Powell zu spät dran mit der Inflationsbekämpfung. "Wie immer" habe sie es auch dieses Mal "vergeigt", so der Marktexperte.
Ebenso schlimm für die Börsen sei es, dass die Fed nicht nur zu spät die zuvor ultraexpansive Geldpolitik zügelte, sondern dabei auch noch übertreibe. Die vom Markt derzeit eingepreisten sechs bis sieben Leitzinsanhebungen würden die Wirtschaft überfordern, die Arbeitslosigkeit erhöhen und somit die Rezessionswahrscheinlichkeit steigern.
McCullough: US-Wirtschaft ist im "Quad 4" - sinkende Inflation und sinkendes Wachstum
Das Fundament für McCulloughs bearishe Prognose zu Jahresanfang, die sich nun zu bewahrheiten scheint, ist das von ihm bezeichnete "Quad 4"-Phänomen des Aufeinandertreffens von sinkenden Inflationsraten und sinkendem Wirtschaftswachstum. Tatsächlich geht McCullough nämlich wie auch einige andere Marktanalysten davon aus, dass die US-Inflationsraten bereits ihren Höhepunkt überschritten hätten beziehungsweise kurz davor stünden. Die Inflation bleibe aber weiterhin hoch, für das vierte Quartal rechnet McCullough mit 6 Prozent Preissteigerung auf Jahressicht - eine steigende Inflation hält er dann für ausgeschlossen.
Ebenso werde sich aber auch das Post-Corona-Wirtschaftswachstum, das in der zweiten Jahreshälfte 2020 sowie 2021 die internationalen Märkte nach oben trieb, erheblich verlangsamen. Diese toxische Mischung des "Quad 4" habe in der Börsengeschichte immer zu einem S&P 500-Crash von mindestens 20 Prozent geführt, so McCullough. Dieses Mal sei die Lage besonders angeschlagen, weil ausgerechnet in dieser problembehafteten makroökonomischen Gemengelage die Fed auch noch eine enorm restriktive Geldpolitik implementieren will.
Fallende Asset-Preise beeinträchtigen Konsumentenlaune
Als einen wichtigen, sich gegenseitig verstärkenden Prozess sieht McCoullough die Verbindung von Börsenkursen und Kaufverhalten. Mit Ausnahme von Rohstoffen wie Gold, Öl/a> oder Silber, Rohstoff- und Energieunternehmen sowie einzelnen defensiveren Titeln wie Coca-Cola oder Procter Gamble befinden sich fast alle Asset-Preise seit November 2021 im Rückwärtsgang. McCoullough zufolge habe dies Einfluss auf die für die volkswirtschaftliche Gesundheit essentielle Kauflaune der Konsumenten. Der Reichtum der Menschen in den USA hätte "im November 2021 den höchsten Stand erreicht" und vermindert sich seitdem - dies werde Auswirkungen auf das Kaufverhalten haben. Eine wirtschaftliche Abkühlung werde somit durch den Börsenabschwung verstärkt - eine äußerst gefährliche positive Rückkopplung also.
McCullough empfiehlt Gold, Silber, Minenaktien und Indonesien-ETF
Wo sieht der bearishe Marktexperte sichere Häfen? Wie sollten Anleger sich in solch herausfordernden Zeiten positionieren? McCullough rät weiterhin vor allem zum Klassiker aller sicheren Häfen: Gold. Auch Silber und Minenaktien seien derzeit eine gute Wahl. Auch das Halten von kurz- und langfristigen US-Staatsanleihen empfiehlt er - weiterhin wenig hält er dagegen von den abverkauften Tech-Werten. Generell sei seine Aktien-Exposure äußerst gering, nur in rohstoffexportierenden Schwellenländern wie vor allem in Südafrika und in Indonesien sieht er derzeit chancenreiche Investmentmöglichkeiten. Für wann plant McCullough wieder ein verstärktes Investment an den US-Börsen?
Boden könnte im Juni erreicht sein - wenn die Fed von ihrem restriktiven Kurs abweicht
Dies hänge davon ab, wie die Fed auf den Kursverfall an den US-Börsen sowie die zunehmende Rezessionsbedrohung reagiere. Angesichts des sich verstärkenden Zukunftspessimismus der US-Wirtschaft rechnet McCullough damit, dass die Fed von ihrer sehr falkenhaften Position abrücken und die Anzahl der Leitzinserhöhungen deutlich verringern wird: "Ich persönlich denke nicht, dass die Fed mehr als zwei Leitzinserhöhungen durchsetzen kann." Die US-Zentralbank um Powell werde wohl einsehen müssen, dass die Entscheidung, sechs bis sieben Leitzinserhöhungen durchzusetzen, fehlgeleitet gewesen sei - denn in den kommenden Monaten würden sich die negativen Erwartungen auch in schwächeren Unternehmens- und Arbeitslosenzahlen widerspiegeln. Im Juni könnte die Fed endlich einlenken, aber zuvor werden die Börsen einen Crash erlebt haben, so McCullough. Eine weniger restriktive Fed werde die Märkte nach dem Abverkauf wieder beruhigen, die Börsen könnten an einer Bodenbildung arbeiten und danach wieder ansteigen. Dann wären auch die zuletzt günstiger gewordenen Tech-Unternehmen wieder einen genaueren Blick wert, so der Börsenkenner.
Allerdings schließt McCullough ein deutlich dramatischeres Szenario zumindest nicht aus. Wenn die Fed trotz der sich eintrübenden makro- und mikroökonomischen Daten nicht von ihrer enorm falkenhaften Geldpolitik ablässt, hätte dies gravierende Auswirkungen: "Am Ende des zweiten Quartals, im Juni, erwarte ich den Landepunkt. Aber, wenn die Fed diesen Landepunkt nicht herbeiführt, dann wird es einen solchen Landepunkt nicht geben". Den Börsen stünden dann noch deutlich dunklere Tage bevor.
Redaktion finanzen.at
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