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Markttechnik 27.02.2013 15:49:33

Es gibt nichts zu beschönigen

Weitere Kursverluste könnten drohen, warnen technische Analysten. Die Unsicherheit ist zurück. Nach der Protestwahl in Italien hat sich an den Aktienmärkten Ernüchterung breit gemacht. Sorgen um ein Wiederaufflammen der Schuldenkrise machen die Runde und auch das Chartbild ist nicht mehr so rosig. "Auch wenn die aktuelle Lage politisch motiviert ist, passt das Verhalten des DAX zur erwarteten zyklischen Entwicklung. Eine zeitliche Ausweitung in den März hinein sollte auf Grund der aktuellen Lage einkalkuliert werden", erwartet Christoph Geyer von der Commerzbank.

Drei Kurslücken in vier Tagen

An der instabilen Marktverfassung gebe es nichts zu beschönigen, vielmehr bleibe der DAX anfällig für weitere Verwerfungen, meinen Wieland Staud und Markus Metz von Staud Research. "Wie stark der politische Einfluss auf die Märkte auch sein mag, hat es im DAX zu einem so äußerst selten zu beobachtenden Jojo-Muster geführt, das fast schon historische Züge trägt", erklären die Charttechniker.

So habe der DAX in den zurückliegenden vier Handelstagen drei Kurslücken im Chart hinterlassen, die erfahrungsgemäß von einer enormen Unsicherheit der Marktteilnehmer zeugten. "Diese so genannten ?Gaps' treten meist in Anfangs- und Endphasen dynamischer Trends auf - etwa im Rahmen eines Ausverkaufs. Bezogen auf die gegenwärtigen, per Saldo überschaubaren Veränderungen jedoch stellen sie schon ein mittelprächtiges Phänomen dar", merkt Staud verwundert an.

Im Falle weiterer Korrekturtiefs unter 7.537 Punkten sind laut Staud Research Abschläge in den Bereich von 7.450 bis 7.430 Punkte durchaus möglich. Das Marktrisiko liege aktuell bei 7.010 Punkten. "Für die Wochenmitte sind es abermals die Risiken, die überwiegen, die Bären haben somit Vorteile", fasst das Institut zusammen.

Nach einem Minus von über 2 Prozent am Dienstag erholt sich das deutsche Börsenbarometer am Mittwochmittag leicht um 0,23 Prozent auf 7614 Punkte. Zum Vergleich: Noch am Montag stand der Index mit 7.860 Punkten in der Nähe seines Jahreshochs.

Italien nur Auslöser für überfällige Korrektur

Auch aus Sicht von Klaus Deppermann, technischer Analyst der BHF Bank, hat sich die Charttechnik in dieser Woche deutlich verschlechtert: "Bei etlichen Indizes ist eine Inselumkehr eingetreten. So auch beim DAX. Erst ein Anstieg über 7.778 Punkte würde die Lage wieder etwas verbessern." Die Wahl in Italien dürfte nur ein Auslöser für eine ohnehin fällige Korrektur gewesen sein, fährt der Techniker fort und ergänzt, dass sich schon zuvor insbesondere bei den Intermarket-Indikatoren deutliche Divergenzen aufgebaut hätten.

"Die nächste Unterstützung liegt beim DAX bei etwa 7.445 Punkten. Ein Unterschreiten dieser sehr wichtigen Marke würde ein Ende zumindest des mittelfristigen Aufwärtstrends, vermutlich sogar des langfristigen Trends bedeuten", warnt Deppermann.

Italienischer Leitindex vor Trendwende?

Aber nicht nur der deutsche Aktienmarkt, auch die anderen europäischen Handelsplätzen haben sich im Zuge des italienischen Wahldesasters deutlich von ihren Jahreshochs entfernt. So verlor der italienische Leitindex MIB 30 in Mailand am Dienstag fast 5 Prozent. Ob dies nun auch "das definitive Ende des starken Wiederanstiegs des italienischen Aktienmarktes" sei, fragt sich Holger Struck von HCS-Livetrading. Seit Sommer 2012 hat sich in Südeuropa das Kursniveau der Aktien sehr stark erhöht. Im Fall des MIB 30 steht immerhin ein Kursplus von satten 47 Prozent in gerade einmal sieben Monaten zu Buche. "Noch erscheint die Kurskorrektur seit dem Januar-Hoch um 17.930 Punkte geordnet, das heißt technisch gesund, abzulaufen", meint Struck. Das gelte aber nur für Indexstände oberhalb der 50-Prozent-Korrektur der Aufwärtswelle bei 15.070 Punkten.

"Halten die 200-Tage-Linie sowie das besagte 50-Prozent-Retracement weiterhin, so dürfte die Verkaufswelle im MIB bald enden. Über dem nächst höheren Korrekturniveau von 15.740 Punkten würde die Welt schon wieder ganz anders aussehen - nämlich nach einer Bärenfalle, was Eindeckungsbedarf mit sich bringen würde." In einem solchen Fall wäre laut Struck für die kommenden Wochen und Monate mit Kurszielen im Bereich von 16.600 Punkten zu rechnen.

Sentiment stürzt gen Boden

Die heutige Erhebung zeigt einen viel stärkeren Einbruch der Marktstimmung, als es die 150 Punkte Verlust des DAX erwarten ließen. Denn 13 Prozent der etwa 300 befragten institutionellen Anleger haben seit vergangenem Mittwoch ihre DAX-Aktien verkauft, 8 Prozent sind short gegangen. Den Bull/Bear-Index drückt diese Bewegung von knapp 70 Punkte auf unter 58 Punkte.

Der Index misst den absoluten Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger.

Wie sich die schlechtere Stimmung mit den tatsächlichen Kursbewegungen in Einklang bringen lässt und was sie für die weitere Marktentwicklung bedeuten könnte, lesen Sie ab 17 Uhr boerse-frankfurt.de/sentiment.

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© 27. Februar 2013 / Karoline Kopp

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 27. Februar

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