DAX
13.11.2012 17:02:40
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Börse Stuttgart-News: Trend am Nachmittag
Deutsche Exporteure auf Rekordjagd / ZEW-Index enttäuscht
E.on und K+S nach Zahlen unter Druck
Börsenprofis blicken offensichtlich wieder mit größerer Sorge auf die deutsche Wirtschaft. Das entsprechende Barometer des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für die Entwicklung der Konjunktur in den kommenden sechs Monaten fiel im November überraschend um 4,2 auf minus 15,7 Punkte. Zuvor war der Index zwei Monate in Folge gestiegen. Ökonomen hatten für den November mit einer Verbesserung auf minus 9,8 Punkte gerechnet.
ZEW-Chef Wolfgang Franz sagte: \"Die im Euro-Raum vorherrschenden rezessiven Entwicklungen strahlen über den Außenhandels- und Vertrauenskanal auf die deutsche Volkswirtschaft aus. Dies dürfte die Konjunktur in Deutschland in den nächsten sechs Monaten belasten.\" Auch die Lage bewerteten die befragten Experten schlechter als im Vormonat. Dieses Barometer fiel um 4,6 auf 5,4 Punkte. Ökonomen hatten plus 8,0 Zähler vorausgesagt.
Die deutschen Exporteure setzen hingegen einen Kontrapunkt zu den Konjunkturpessimisten. Sie bleiben auch im kommenden Jahr 2013 auf Rekordjagd. Außenhandelspräsident Anton Börner betonte heute in Berlin, dass die Realwirtschaft in Deutschland auf gesunden Füßen stehe und die Weltwirtschaft wieder etwas an Fahrt aufnehmen werde. Der Branchenverband BGA erwartet demnach für 2013 Rekorde bei Ein- und Ausfuhren. Dahinter steht die Hoffnung, dass die USA wirtschaftlich wieder durchstarten und auch China dem deutschen Exportmotor reichlich Treibstoff liefern werde. \"Es geht uns heute so gut wie nie zuvor\", sagte der BGA-Präsident. Für das kommende Jahr rechnet er damit, dass sich das deutsche Ausfuhrwachstum auf fünf Prozent von geschätzten vier Prozent im Jahr 2012 beschleunigen werde. Auch die Einfuhren sollten 2013 mit 5,5 Prozent deutlich stärker zulegen als im laufenden Jahr mit drei Prozent. Schon in diesem Jahr soll im Außenhandel erstmals die Marke von zwei Billionen Euro geknackt werden.
Gestern wurde bekannt, dass die Troika aus EZB, EU-Kommission und IWF dem hoch verschuldeten Griechenland zwei Jahre mehr Zeit zur Umsetzung ihrer Reformziele geben wolle. Zeitungsberichten zufolge müssten die Hellenen ohne Verlängerung der Anpassungszeit in den kommenden zwei Jahren zusätzliche Sparmaßnahmen im Umfang von 20,7 Milliarden Euro ergreifen, um die ursprünglichen Haushaltsziele zu erreichen. Die zusätzliche Zeit soll nun die Schärfe der Einsparungen abmildern. An den Finanzmärkten herrscht nun allerdings Unsicherheit über die genaue Ausgestaltung der erwarteten Regelung.
In der vergangenen Woche hatte das griechische Parlament bereits das milliardenschwere Sparprogramm angenommen. Am späten Sonntagabend wurde dann auch der Haushalt gebilligt, bei dem durch harte Einschnitte rund neun Milliarden Euro eingespart werden sollen. Somit wäre der Weg für die Zahlung weiterer Hilfstranchen an Griechenland frei.
Belastend wirkt sich auf den Markt noch immer die schwierige Haushaltslage in den USA aus. In der größten Volkswirtschaft der Welt laufen zum Jahresende Steuererleichterungen aus. Zudem drohen automatische Ausgabenkürzungen des Staates, wenn sich Präsident Barack Obama und der von den Republikanern dominierte Kongress nicht auf einen neuen Etat einigen sollten. Experten zufolge könnte diese so genannte \"Fiskalklippe\" die USA erneut in die Rezession stürzen.
Der Dax verlor bis zum Nachmittag zeitweise 1,3 Prozent auf 7.074 Punkte im Tief. Im weiteren Verlauf erholte sich das deutsche Börsenbarometer wieder recht deutlich. Der Kurs lag nun bei 7.140 Zählern nur noch mit 0,4 Prozent im roten Bereich. Der Euwax Sentiment lag nun aber bei minus zwanzig Punkten. Die Mehrheit der kurzfristig orientierten Derivateanleger hatte den ganzen Tag über auf eine Erholung des DAX gesetzt und nahm jetzt Gewinne bei Call-Optionsscheinen und Long-Zertifikaten mit.
Der Energieversorger E.on hat in den ersten neun Monaten des Jahres Zuwächse verzeichnen können. Allerdings stellt Vorstandschef Johannes Teyssen die Prognose für das kommende Jahr in Frage. Auch die Höhe der Dividende sei ungewiss. Dadurch stürzte der Aktienkurs bis zum Nachmittag um 12,4 Prozent auf 14,51 Euro nach unten. Einige Derivateanleger kauften auf diesem Niveau allerdings bereits wieder Knock-out-Calls und Call-Optionsscheine auf E.on.
Wegen des schwächelnden Geschäfts mit Auftausalz und rückläufiger Preise für Kali-Düngemittel ist der Betriebsgewinn von K+S im dritten Quartal um 14 Prozent auf 156,7 Millionen Euro gesunken. Vorstandschef Norbert Steiner erwartet nun für das Gesamtjahr, das die Ergebnisse am unteren Rand der bisherigen Prognosen liegen werden. Für den Umsatz sind 3,9 bis 4,2 Milliarden Euro angepeilt worden. Für den Betriebsgewinn hatte man ursprünglich mit einem Wert zwischen 820 und 900 Millionen Euro gerechnet. Die K+S-Aktie notierte am Nachmittag bei 34,22 Euro mit 4,7 Prozent im Minus.
Die Lufthansa hat nach einem langen und harten Arbeitskampf einen neuen Tarifvertrag mit ihren Flugbegleitern geschlossen. Die Tarifparteien hätten sich darauf geeinigt, dass es bei den Stewards und Stewardessen der Airline bis Ende 2014 keine betriebsbedingten Kündigungen geben werde, teilte das Unternehmen heute mit. Seit September hat der ehemalige Wirtschaftsweise Bert Rürup in dem Konflikt geschlichtet, in dem die Flugbegleiter der Lufthansa schon dreimal gestreikt hatten. Die Aktie legte bis zum Nachmittag um 1,0 Prozent auf 12,55 Euro zu. Börse Stuttgart TV Die Aktie des Energieriesen E.on brach nach den heute veröffentlichten Quartalszahlen fast schon dramatisch ein. Dabei waren die Ergebnisse des abgelaufenen Quartals gar nicht so schlecht. Allerdings belastet der Ausblick. Doch warum haben es viele Energieunternehmen derzeit so schwer? Ralf Wiedmann von der Vermögensverwaltung AdVertum sprach darüber im Interview bei Börse Stuttgart TV.
Interview hier abrufbar: https://www.boerse-stuttgart.de/de/boersestuttgarttv/boersestuttgarttv.html?vid =8143
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Holger Scholze Börse Stuttgart holger.scholze@boerse-stuttgart.de
Quelle: Boerse Stuttgart AG
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