17.05.2017 18:02:41

Börse Frankfurt-News: "Die Euphorie der Anderen" (Marktstimmung)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 17.05.2017. Die heimischen Anleger nehmen ihre Gewinne mit und warten auf den Rückschlag, während andere Investoren sich sehr bullish für deutsche Aktien zeigen. Dem Markt nützt es.

Wäre es nach dem Geschmack der meisten Anleger gegangen, die wir allwöchentlich befragen, dann hätte es in den vergangenen Tagen eine deutliche Korrektur am deutschen Aktienmarkt geben müssen, damit sie auf ihre Kosten gekommen wären. Tatsächlich fiel diese, gemessen am Stichtagskurs unserer vergangenen Sentiment-Erhebung bei 12.730 Punkten, geradezu mickrig aus. Doch hat das gestern erreichte neue Allzeithoch des DAX von rund 12.840 Punkten den Pessimisten unter den mittelfristig orientierten institutionellen Anlegern auch wiederum keinen Schrecken eingejagt.

Im Gegenteil: Unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um weitere 5 Punkte auf einen Stand von nunmehr -21 Punkte gefallen - dies entspricht dem höchsten Pessimismus seit August 2013. Allerdings ist der jüngste Rückgang des Stimmungsbarometers keinen bearishen Neupositionen, sondern fast ausschließlich Gewinnmitnahmen vormals bullisher Akteure zu verdanken.

Auch wenn der DAX im Wochenvergleich gerade einmal um 0,5 Prozent gestiegen ist, muss man sich die Frage stellen, warum sich bei deutschen Aktien einfach keine "gesunde" Korrektur in einer Größenordnung von 3 bis 4 Prozent einstellen will. Eine mögliche Antwort könnte die jüngste Umfrage von BofA Merrill Lynch bereithalten. Sie ergab, dass von den befragten internationalen Fondsmanagern aktuell netto 59 Prozent (im April waren es noch 48 Prozent) Aktien der Eurozone noch stärker als im Vormonat in ihren Portfolios übergewichtet haben; tatsächlich handelt es sich um den dritthöchsten Wert, seit es diese Umfrage gibt.

Inland gegen Euro-phorie immun

Aber man kann noch weiter ausholen. Die Aktienmärkte der Eurozone scheinen deshalb so beliebt, weil offensichtlich nach der französischen Präsidentschaftswahl zumindest das Extrem-Risiko eines Auseinanderfallens der Eurozone nunmehr von den internationalen Investoren fast völlig ausgeblendet wird. Bedenkt man darüber hinaus, dass 82 Prozent der Befragten die USA für den am stärksten überbewerteten Aktienmarkt halten und auch Währungsrisiken (ein deutlich fallender Euro gegenüber dem US-Dollar) bei Euroland-Engagements von ausländischen Investoren längst nicht mehr so stark abgesichert werden wie noch zu Beginn des Jahres, kann man von einer regelrechten Euro-phorie des Auslands sprechen.

Aber nicht nur die Mehrheit der heimischen institutionellen Investoren verweigert sich derzeit möglichen "Feierlichkeiten" angesichts neuer Allzeithochs beim DAX. Auch die Privatanleger bleiben überwiegend negativ gestimmt, auch wenn deren Börse Frankfurt Sentiment-Index lediglich um 4 Punkte auf einen Stand von -11 gefallen ist. Allerdings handelt es sich bei diesem Wert um den höchsten Pessimismus, der seit März 2015 in diesem Panel gemessen wurde.

Per Saldo könnte man aus der heutigen Befragung nicht nur auf eine leichte Verstärkung beim Auseinanderdriften von Stimmung und Markttrend (also ein so genannter Bias) schließen. Es bleibt auf jeden Fall bemerkenswert, dass der heimischen Skepsis - vornehmlich gegründet auf noch überschaubaren Schieflagen - ein steter Zufluss langfristigen Kapitals (auch aus dem Ausland) gegenübersteht.

Damit dürften sich die Pessimisten von heute im Falle eines Rücksetzers von rund 3 Prozent, sofern er sich denn einstellt, gerne als Nachfrager von Morgen gerieren, um ihre Absicherungsverkäufe wieder aufzulösen. Der DAX bleibt also stabil. Nach wie vor gilt außerdem an der Oberseite, dass das Börsenbarometer andererseits schon deutlich über 13.000 Zähler steigen müsste, um die heimischen Pessimisten zumindest teilweise kapitulieren zu lassen.

von: Joachim Goldberg

17. Mai 2017, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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