27.10.2022 16:14:00

AUA lässt Pandemie hinter sich: Rekordergebnis im dritten Quartal

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Die AUA hat ihr Coronatief überwunden. Im dritten Quartal 2022 erwirtschaftete die österreichische Airline ein Rekordergebnis von 110 Mio. Euro, wie CEO Annette Mann am Donnerstag bei einer Pressekonferenz berichtete. Den vom österreichischen Staat zu Beginn der Pandemie gewährten Kredit in Höhe von 300 Mio. Euro will die AUA vorzeitig zurückzahlen. Zuletzt waren noch 210 Mio. Euro des ursprünglich bis Ende 2025 laufenden Kredits offen gewesen.

Den wirtschaftlichen Aufschwung führte Mann auf eine hohe Auslastung und die Robustheit des Flugbetriebs in den Sommermonaten zurück. "Wir sind trotz herausfordernder Bedingungen in der europäischen Luftfahrt mit vielen Schwierigkeiten bei Systempartnern mit einer Zuverlässigkeit von 99 Prozent geflogen." Die Liquidität sei dementsprechend hoch, was der AUA nun die verfrühte Rückzahlung des Kredits ermögliche. Unterstützt wird sie dabei vom Mutterkonzern Lufthansa, welcher ihr eine Kreditlinie von gut 200 Mio. Euro zur Verfügung stellt. Das sei wichtig, "damit die finanzielle Stabilität des Unternehmens erhalten bleibt", sagte Mann.

Die türkis-grüne Regierung hatte der damals wegen der ersten Corona-Welle angeschlagenen Airline mit 450 Mio. Euro unter die Flügel gegriffen. Davon flossen 150 Mio. Euro direkt von der Staatskasse auf die Konten der AUA und mussten nicht zurückgezahlt werden. Für den 300 Mio. Euro schweren Kredit, der nun beglichen wird, übernahm die Republik die Haftung. Wie viel Geld der Staat dem Konzern im Rahmen der Kurzarbeit zuschoss, konnte Mann nicht sagen.

Von pandemiebedingten Rückschlägen war bei der AUA zuletzt freilich nur mehr wenig zu spüren. Neben einem dreistelligen operativen Gewinn freute sich das Unternehmen in den Ferienmonaten Juli und August sowie im September auch über deutlich gestiegene Passagierzahlen und höhere Erlöse.

Ungeachtet der aktuell positiven Entwicklung werde die AUA "die finanziellen Narben der Pandemie noch sehr, sehr lange spüren", räumte die Airline-Chefin ein. Das heute verkündete Ergebnis sei zwar "ein Meilenstein". Doch "ein guter Sommer löscht noch keine zweieinhalb Jahre Pandemie". Und: "Ein guter Sommer finanziert nicht alle Investitionen, auch in einen Flotten-Rollover, den wir sicher in den nächsten Jahren brauchen", sagte Mann. Außerdem werde die Fluggesellschaft das in der Krise entstandene negative Eigenkapital aufarbeiten müssen.

In diesem Sinne sei der weitere Fortgang für das Unternehmen ungewiss. Dieser hänge maßgeblich von der Entwicklung der Treibstoffpreise als wesentlicher Kostenfaktor sowie der Konsumlaune ab, so Mann. Gegen die im Zuge des Ukraine-Kriegs stark gestiegenen Ölpreise habe man sich bis zu einem gewissen Grad abgesichert, nicht aber gegen die in die Höhe geschnellten Raffineriekosten, also die Kosten für die Umwandlung von Rohöl in Kerosin. Diese hätten sich teilweise verzehnfacht, erläuterte die AUA-Chefin. Der Mutterkonzern Lufthansa arbeite in diesem Kontext aber bereits an Hedging-Strategien, ähnlich jener, die schon für die Absicherung der Öl-Kosten zur Anwendung kommen.

Schwer vorhersehbar sei auch die Entwicklung der Ticketpreise, die ebenso von den Kosten für Treibstoff getrieben werden, wie AUA-Vorstand Michael Trestl erklärte. In der jüngeren Vergangenheit lagen die Preisen in etwa um 20 bis 30 Prozent über dem Niveau von vor der Pandemie. Er erwarte, dass sich daran demnächst nichts gravierend ändern werde. Eine genauere Prognose wolle er aber nicht wagen.

Ein Entlastungseffekt in puncto Treibstoffpreise könnte sich durch die nunmehr wieder im Vollbetrieb laufende OMV-Raffinerie ergeben. Diese war nach einem Unfall für längere Zeit zum Stillstand gekommen, wodurch sich die AUA gezwungen sah, das "Tankering" an anderen Standorten zu teils höheren Preisen durchzuführen. Laut Mann tankt die AUA mittlerweile wieder in Schwechat. Zu den durch den Ausfall verursachten Mehrkosten machte sie keine Angaben. Schadenersatz sei kein Thema.

Optimistisch gab sich Trestl mit Blick auf die nächsten Monate. "Der Buchungsbestand liegt bis Februar bei ungefähr 70 bis 80 Prozent über dem Vorjahr. Das bedeutet, er ist ungefähr auf dem Niveau von 2019, also vor der Krise." Für das Jahresergebnis erwartet man in den Reihen der Airline dennoch keine schwarzen Zahlen, die man erst für das kommende Jahr anpeilt. Dafür sei das Ergebnis im ersten Halbjahr noch zu schwach ausgefallen, so Mann.

Weiter aufgestockt werden soll beim Personal. Noch im Herbst will die AUA mindestens 35 Piloten einstellen, weitere 15 Anfang des kommenden Jahres. Außerdem sollen etwa 200 Flugbegleiter angeheuert werden. In diesem Kontext hob Vorstand Francesco Sciortino lobend das zuletzt für die bestehende Belegschaft geschnürte Gehaltspaket hervor, das unter anderem ein schrittweises Ende des Gehaltsverzichts für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie in weiterer Folge auch Gehaltserhöhungen bringt.

In Anbetracht des erfolgreichen dritten Quartals und der Möglichkeit der vorzeitigen Rückzahlung der Staatshilfen fordert die Gewerkschaft vida, das Sparpaket für die Beschäftigten "sofort zurückzunehmen". "Ich nenne so etwas foul play seitens des AUA-Managements bei den Sonderkollektivvertragsverhandlungen zum Inflationsausgleich, da dabei kein Wort von den heute bekannt gewordenen Entwicklungen zu vernehmen war", kritisierte Daniel Liebhart, Vorsitzender des vida-Fachbereichs Luftfahrt. Die AUA betont dazu, dass die Staatshilfen 2020 ohne den Gehaltsverzicht im "Krisen-KV" nicht gewährt worden wären.

Wie die AUA sieht sich auch die Lufthansa nach einem lukrativen Sommerquartal auf gutem Weg aus der Coronakrise. "Die Lufthansa Group hat die Pandemie wirtschaftlich hinter sich gelassen und blickt optimistisch nach vorne", sagte Vorstandschef Carsten Spohr bei der Vorlage der Quartalszahlen in Frankfurt. Im dritten Quartal schrieb die Lufthansa einen operative Gewinn von 1,1 Mrd. Euro, womit sich der Wert mehr als vervierfacht hat.

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