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Mobiles Bezahlen 09.11.2014 03:00:01

Apple Pay: Geldbeutel im Telefon - Wer profitiert

von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Es liegt auf der Hand: das iPhone 6 aus kurzer Entfernung in Richtung Kasse halten, eine drahtlose Verbindung herstellen, Finger auf den Fingerabdrucksensor legen, fertig. Einkäufe via Apple Pay sind blitzschnell erledigt. In den USA läuft der neue Bezahldienst des Hightechkonzerns aus Cupertino bereits an Drive-in-Schaltern von McDonald’s genauso wie an Chevron-Tankstellen, in Nike-Shops oder an Kassen der Kaufhauskette Macy’s. Zum Shoppen muss keine App geöffnet werden, es ist kein Passwort notwendig, Finger­abdruck genügt. So einfach funktionierte bislang keines der zahl­reichen bereits vorgestellten Handybezahlsysteme.

Der Angriff auf den neuen Markt war akribisch vorbereitet. In Amerika, wo Apple als die Nummer 1 knapp 40 Prozent der Smartphones verkauft, gingen die Kalifornier vor Kurzem mit mächtigen Verbündeten an den Start. An Bord sind mit American Express, Mastercard und Visa jene Kreditkartenkonzerne, über deren Systeme weltweit mit Abstand die meisten Kreditkartenzahlungen abgewickelt werden. Auch die sechs größten US-Banken unterstützen das Bezahlsystem der Kalifornier. Mehr als eine Million Nutzer haben sich laut Apple-Chef Tim Cook bereits angemeldet.

Es ist ein attraktiver Markt, zu dem sich Apple mit seiner einfach zu bedienenden Technik Zugang verschafft hat. Die Hamburger Berenberg Bank schätzt das Gesamtvolumen an Provisionen, die beim Bezahlen per Kreditkarte pro Jahr weltweit fällig werden, auf rund 200 Milliarden Euro. American Express, Visa und Mastercard gehören mit Provisionssätzen von gut zwei Prozent des jeweiligen Kreditkartenumsatzes zu den Großverdienern im Geschäft. Einsteiger Apple muss sich Schätzungen zufolge einstweilen mit 0,15 Prozent Provision auf die Umsätze via Apple Pay begnügen.

Versuche, den Markt zu erschließen, gab es bislang viele. Mobilfunkkonzerne wie AT&T oder Vodafone sind aktiv, doch bisher weitgehend erfolglos. Auf wenig Akzeptanz bei Kunden stießen auch die elektronischen Geldbörsen des Elektronikkonzerns Samsung oder des Internet­unternehmens Google. Dabei haben die Kalifornier bereits rund eine halbe Milliarde Dollar in den Dienst Google Wallet investiert.

Apple hingegen ist erst seit knapp zwei Wochen am Start und hat bereits in China Interesse geweckt. Jack Ma, Gründer von Alibaba, Chinas größtem E-Commerce-Konzern, zu dem auch der Bezahldienst Alipay mit 300 Millionen Nutzern gehört, will mit Apple-Chef Tim Cook über eine Partnerschaft sprechen. Ein Deal würde beide voranbringen: Alibabas Handelsplattform könnte mit Apple Pay außerhalb Chinas eine größere Akzeptanz erhalten, während Partner Ma den Amerikanern im Reich der Mitte helfen würde, mehr iPhones zu verkaufen.

Pionier ist eine Kaffeekette
Bei vielen Verbrauchern herrscht immer noch große Skepsis. Die Kernfrage: Wie sicher ist das mobile Bezahlen? Prognosen von Marktforschern wie Forrester zum Beispiel, die Anfang 2013 den Markt für rein mobile Provisionen auf 90 Milliarden Dollar im Jahr 2016 taxierten, sind deshalb mit Vorsicht zu genießen.

Einzelne Unternehmen haben jedoch bereits bewiesen, dass das Geschäft wachstumsträchtig ist. Beispiel Starbucks: Die US-Kaffeehauskette hat viele Kassen mit der notwendigen Technik ausgerüstet. In den US-Filialen von Starbucks werden pro Woche im Durchschnitt sechs Millionen Bestellungen mit dem Smartphone bezahlt. Auf ein Geschäftsjahr hochgerechnet macht das laut Analysten rund 1,5 Milliarden Dollar - also fast ein Zehntel des Umsatzes. Tendenz: stark steigend.

Kreditkartenfirmen setzen jetzt ebenfalls verstärkt auf den Trend zur Handygeldbörse. Marktführer Visa will in Europa 200 Millionen Euro zusätzlich in die Technik investieren und verhandelt über die Einführung von Apple Pay. Bei Mastercard soll bis 2018 an allen Kassen in Deutschland mobiles Bezahlen möglich sein. Die technische Seite funktioniert reibungslos, dank des NFC-Standards. Das Kürzel steht für Near Field Communication: Daten werden über kurze Entfernungen vom Handy an die Kasse gefunkt. Auch Apple bedient sich dieser Technik, die mit speziellen NFC-Chips in die Smartphones integriert ist.

"NFC ist als Technik gesetzt", sagt Christian von Hammel-Bonten, beim deutschen Zahlungsabwickler Wirecard für Mobile-Payment-Systeme verantwortlich. Die Münchner bauen und betreiben Onlinebezahlsysteme für Händler. Dank ihres guten Drahts zu Kreditkartenfirmen wächst das Geschäft rasch.

Unterdessen reagieren auch eta­blierte Handelsriesen in den USA auf Apple Pay - obwohl das Bezahlsystem erst bei gut zwei Prozent der US-Einzelhändler, die Kreditkarten akzeptieren, verfügbar ist. Die weltweite Nummer 1, Walmart, hat sich mit Partnern zusammengetan, um ab 2015 ein eigenes System namens CurrentC einzuführen. Keine Frage: Der Markt ist in Bewegung.
Apple Pay - So funktioniert es:
1. Kreditkartennummern werden in eine App eingegeben.
2. Beim Bezahlen werden nicht Name und Kreditkarten­nummer, sondern nur ein individueller Code des iPhones an die Kasse gefunkt.
3. Das Bezahlen funktioniert ohne Passwort. Das Telefon muss nicht entsperrt werden, es genügt der Fingerabdruck.

Investor-Info

Apple
Marktmacher

Die Kalifornier haben schon mit dem iPhone oder dem iPad bewiesen, dass sie mit bedienungs­freundlichen Produkten Märkte verändern können. Mit Apple Pay gelingt das womöglich auch beim mobilen Bezahlen - das würde dem iPhone, das die Hälfte des Konzerngewinns einspielt, weiteren Schwung verleihen. Die Aktie ist nicht billig, aber ein sehr gutes Langfristinvestment.

NXP Semiconductor
Chipspezialist

Die ehemalige Sparte der niederländischen Philips liefert die NFC-Chips für die neuen iPhones. NXP zählt zu den weltweit führenden Spielern in diesem Markt. Stark sind die Holländer auch als Entwickler von Kommunikations- und Audiochips für die Autoindustrie. Bis Ende 2016 erwarten Analysten gut 15 Prozent Gewinnwachstum pro Jahr. Die Chipaktie ist ein Investment für risikobereite Anleger.

Visa
Weltweite Nummer 1

Die Quartalszahlen des Weltmarktführers fielen ­besser aus als erwartet. Visa verdiente im Schlussquartal 2,18 Dollar pro Aktie, Analysten hatten mit 2,10 Dollar gerechnet. Vor allem steigende Kreditkartenumsätze in Asien und Amerika beflügelten die Aktie. Bis 2016 rechnen Analysten mit etwa 15 Prozent Gewinnwachstum pro Jahr. Einer der Toptitel aus dem amerikanischen Dow Jones.


Wirecard
Bezahl-Netzwerker
Der Onlinezahlungsabwickler mit Banklizenz kauft im Ausland weiter zu - zuletzt den dominierenden Anbieter in der Türkei, der Verträge mit allen heimischen Mobilfunkern und mehr als 250 Händlern hat. Mit einem jährlichen Gewinnwachstum von über 25 Prozent sind die Aktien des Aufsteigers ein ­attraktives Investment. Für risikofreudige Anleger.

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