27.04.2015 17:14:39

ANALYSE/Bernstein: Der Markt feiert Abgang von VW-Patriarch Piëch - 'Outperform'

NEW YORK (dpa-AFX) - Der Markt feiert den Abgang von Ferdinand Piëch als Aufsichtsratschef beim Autobauer Volkswagen (VW) (Volkswagen vz). So jedenfalls interpretiert das Analysehaus Bernstein Research den Kurssprung der VW-Vorzugsaktie an diesem Montag. Analyst Max Warburton schreibt in seiner aktuellen Studie von einer regelrechten "Euphorie" der Anleger. "Die Investoren nehmen eine neue Ära vorweg und rechnen mit beträchtlichen Reformen", führt er weiter aus und bestätigt sein Anlageurteil "Outperform" für die VW-Vorzüge. Mit einem Kursziel von 280 Euro sieht er aktuell noch 15 Prozent Aufwärtspotenzial für die Papiere.

Piëch habe nicht gemocht, wofür Investoren und Analysten stehen. "Er war weit mehr daran interessiert, die schnellsten Autos und kompliziertesten Motoren zu bauen, statt Dividenden zu zahlen", schreibt Warburton. "Er ist wohl eine Legende, war aber wohl kaum ein Freund der Aktionäre."

'VERÄRGERTE MENSCHEN KÖNNEN MERKWÜRDIGE ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN'

In der Mandatsniederlegung von Piëch im Aufsichtsrat sieht der Experte dennoch eine Reihe "kleinerer Risiken", etwa mit Blick auf die Beteiligungsstruktur. "Verärgerte Menschen können merkwürdige Entscheidungen treffen", gibt Warburton zu bedenken und fragt sich, ob Piëch womöglich nun seinen Aktienanteil an Porsche verkaufen wolle oder verlangen könnte, dass sein indirekter Anteil an VW verkauft werde. Piëch hält rund 13 Prozent der Stammaktien an der Finanzholding Porsche SE, die wiederum gut die Hälfte der Volkswagen-Stimmrechte kontrolliert.

Und auch mit Blick auf die Hoffnungen der Anleger auf grundlegende Reformen, ist der Bernstein-Experte vorsichtig. "Wir bezweifeln, dass sich kurzfristig Vieles ändern wird." Trotz des Bruchs zwischen Piëch und VW-Vorstandschef (CEO) Martin Winterkorn sei ihre Vision, wie VW geführt werden solle, ähnlich. Auch Winterkorn könne kaum als Aktionärsfürsprecher bezeichnet werden.

ERST UNTER NEUEM CEO GRUNDLEGENDE REFORMEN ERWARTET

"Es ist schwer, sich plötzliche Kürzungen vorzustellen, die die Rentabilität im nächsten oder übernächsten Jahr steigern könnten", schreibt Warburton. Vielmehr geht er davon aus, dass erst unter der Führung eines anderen Vorstandschefs ein neuer Plan für VW entwickelt wird. Das könnte etwa dann der Fall sein, wenn Winterkorn zum neuen Aufsichtsratschef avanciert.

Wer dann wiederum neuer VW-Chef sein könnte, da setzt der Bernstein-Experte allerdings viele große Fragezeichen. VW-Markenchef Herbert Diess sei als früherer BMW-Topmann ein Außenseiter, während der Chef der Nutzfahrzeug-Sparte Andreas Renschler und Audi-Chef Rupert Stadler Piëch-Leute seien. Als weiteren möglichen Nachfolger erwähnt er zudem auch den Ex-GM-Mann und derzeitigen Skoda-Chef Winfried Vahland. Es sei aber genauso gut möglich, dass keiner der genannten der Neue bei VW werde.

VIEL ARBEIT ZU BEWÄLTIGEN

"Wer auch immer den Posten bekommt, hat eine Menge Arbeit vor sich", resümiert er. Die Kosten bei VW seien zu hoch, es gebe nicht genügend Geländewagen-Modelle (SUV), der Markt in China schwächle und in den USA mache VW Verluste. "Aber in dieser Liste der Herausforderungen liegen zahlreiche Chancen", gibt sich Warburton dennoch optimistisch. Mit der richtigen Führung könne VW die Profitabilität beträchtlich steigern.

Entsprechend der Einstufung "Outperform" erwarten die Analysten von Bernstein Research, dass die Kursentwicklung der Aktie in den kommenden zwölf Monaten um mehr als 15 Prozentpunkte über der Entwicklung des MSCI Pan Europe Index liegen wird./ck/la/ag

Analysierendes Institut Bernstein.

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