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15.07.2022 15:07:38

Aktien Frankfurt: Dax zieht an und dämmt Wochenverlust ein

FRANKFURT (dpa-AFX) - Zum Ende einer schwachen Woche hat der Dax (DAX 40) deutlich zugelegt. Am Freitagnachmittag verzeichnete der deutsche Leitindex ein Plus von 1,84 Prozent auf 12 749,93 Punkte, womit er seinen Wochenverlust auf zwei Prozent eindämmte. Erfreuliche US-Konjunkturdaten hatten einen moderat positiven Einfluss, auch wenn es nicht zu einem neuen Tageshoch reichte - die zuvor veröffentlichten, neuen Geschäftszahlen aus dem US-Bankensektor fielen durchwachsen aus und ließen den Dax kalt.

"Auf den Ausverkauf folgt auch diesmal der Erholungsversuch", kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners die Marktentwicklung. Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda warnte derweil, dass auch in den letzten Handelsstunden noch Kursschwankungen möglich seien. Der MDAX der mittelgroßen Börsenunternehmen legte zuletzt um 1,46 Prozent auf 25 371,33 Punkte zu und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (EURO STOXX 50) gewann 1,35 Prozent auf 3442,50 Zähler.

Laut Altmann sind es "zum einen die klassischen Schnäppchenjäger, die auf dem aktuellen Kursniveau günstige Einstiegschancen wittern". Dazu kämen "Erleichterungskäufe, weil Mario Draghi nach der Ablehnung seines Rücktrittsgesuchs auch heute Morgen noch italienischer Premierminister ist". Dass die chinesische Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal erstmals seit dem Auftaktquartal 2020 wieder gesunken sei, sei indes "ein bewusster Wirtschaftsrückgang, den die chinesische Führung im Rahmen ihrer Zero-Covid-Strategie in Kauf nimmt".

Der für die US-Wirtschaft wichtige Einzelhandelsumsatz war im Juni deutlicher als erwartet gestiegen. Zudem zogen die Einfuhrpreise im vergangenen Monat nicht so stark an wie befürchtet, und der Empire State Index, der die Stimmung in den Industrieunternehmen im US-Bundesstaat New York misst, verbesserte sich im Juli überraschend.

Derweil berichteten die US-Banken Wells Fargo (Wells FargoCo) und Citigroup Gewinnrückgänge, wobei die Citigroup die Analystenschätzungen trotzdem deutlich übertraf. Am Vortag hatten enttäuschende Zahlen der Branchenvertreter (Morgan Stanley) den Dax belastet. Am deutschen Aktienmarkt standen die Prognosesenkung der Software AG (Software) für eine wichtige Sparte sowie Geschäftszahlen von Drägerwerk im Mittelpunkt.

Die Aktien der Software AG verloren am MDax-Ende 2,3 Prozent auf 25,64 Euro - damit setzten sie ihre jüngste Talfahrt fort und rutschten auf den niedrigsten Stand seit dem Frühjahr 2020. Der Konzern senkte sein Jahresziel für den Auftragseingang in der Digitalisierungssparte. Nach der schwächer als erwarteten Entwicklung im zweiten Quartal gebe es erste Anzeichen dafür, dass Kunden ihre Entscheidungen aufgrund des sich verändernden wirtschaftlichen Umfelds verzögerten, hieß es zur Begründung. Analyst Knut Woller von der Baader Bank zeigte sich überrascht von dieser Begründung. Berichte anderer Unternehmen hätten bislang darauf hingedeutet, dass sich die Softwareausgaben im zweiten Quartal gut entwickelt hätten. Es sei daher nicht auszuschließen, dass bei der Software AG auch interne Gründe eine Rolle gespielt hätten.

Drägerwerk-Titel sackten um 2,7 Prozent ab, nachdem der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern über einen deutlichen Umsatz- und Ergebnisrückgang berichtet, aber den Ausblick bestätigt hatte. Das im Nebenwerte-Index SDAX gelistete Unternehmen habe "ein weiteres Horror-Quartal" hinter sich, schrieb ein Händler. Die zur Jahresmitte deutlich negative operative Ergebnismarge (Ebit) werfe die Frage auf, "wie es Drägerwerk schaffen will, am Jahresende profitabel zu sein". Denn die Jahresziele bekräftigte das Unternehmen - inklusive eines leicht positiven Ergebnisses vor Zinsen und Steuern.

Außerhalb der wichtigen deutschen Indizes verbilligten sich die Anteilsscheine von Hapag Lloyd (Hapag-Lloyd) um über dreieinhalb Prozent, nachdem die US-Investmentbank Morgan Stanley sie abgestuft hatte und nun zur Untergewichtung rät.

Derweil sprangen die schon zuletzt stabilisierten Aktien von Uniper an der MDax-Spitze um 7,6 Prozent auf 9,52 Euro hoch. Der angeschlagene Energieversorger profitierte davon, dass die US-Investmentbank Goldman Sachs ihre Verkaufsempfehlung strich und die Titel nun mit "Neutral" empfiehlt. Analyst Alberto Gandolfi halbierte zwar gleichzeitig das Kursziel auf 10 Euro, liegt damit aber immer noch über der aktuellen Bewertung. Seit Jahresbeginn habe die Aktie rund 80 Prozent verloren, und nun könne Uniper auf baldige staatliche Hilfe sowie die Erlaubnis zur Weitergabe der gestiegenen Gaspreise hoffen. Allerdings gibt es laut dem finnischen Mutterkonzern Fortum in den Gesprächen über Staatshilfen noch keine Einigung.

Die Aktien der Autobauer und -zulieferer führten die Erholungsbewegung an den europäischen Märkten an: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 zog um mehr als drei Prozent an - vor anderthalb Wochen hatte er noch den tiefsten Stand seit November 2020 markiert.

Im Dax behaupteten die Vorzugsaktien von Volkswagen (Volkswagen (VW) vz) (VW) nach Absatzzahlen für den Mai mit fast viereinhalb Prozent ihre Gewinne. Die Wolfsburger scheinen sich allmählich aus der Absatzkrise durch fehlende Mikrochips und Corona-Probleme im wichtigsten Markt China herauszuarbeiten und peilen dort eine rasche Erholung an. Im Juni gingen die weltweiten Auslieferungszahlen gegenüber dem Vorjahr um 6,3 Prozent zurück - einen Monat zuvor hatte der Rückgang noch 23,5 Prozent betragen. Deutliche Kursgewinne schafften auch die Konkurrenten Mercedes Benz (Mercedes-Benz Group (ex Daimler)) und BMW, der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck und Continental sowie weitere Zulieferer.

Der Euro stieg zuletzt auf 1,0076 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0005 Dollar festgesetzt. Die Umlaufrendite deutscher Bundesanleihen fiel von 1,09 Prozent am Vortag auf 0,95 Prozent. Der Rentenindex Rex (REX Gesamt Kursindex) stieg um 0,70 Prozent auf 135,74 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,25 Prozent auf 153,08 Zähler./gl/jha/

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

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