18.09.2015 12:44:51

UPDATE/Kleine Banken ächzen unter niedrigen Zinsen

   --Banken droht Ergebniseinbruch bei anhaltend niedrigen Zinsen

   --Aufseher erstellen Maßnahmenkatalog

   --Keine Fusionswelle erwartet

   (NEU: durchgehend neu)

   Von Madeleine Nissen

   FRANKFURT (Dow Jones)--Allem Ertragsdruck zum Trotz rechnet die Finanzaufsicht nicht mit einer Konsolidierungswelle bei den deutschen Banken. Ein Zusammenschluss mache oftmals wegen der regionalen Unterschiede gar keinen Sinn, sagte Finanzaufseher Raimund Röseler von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) bei der Präsentation der Stresstest-Ergebnisse. Vielmehr müssten die Banken andere Maßnahmen ergreifen und ihre Geschäftsmodelle anpassen. So sollten sich die Banken nach dem Willen der Aufsicht überlegen, wie sie ihre Zinsabhänigkeit verringern und ihr Provisionsgeschäft im Gegenzug stärken könnten.

   Die BaFin hatte zusammen mit der Bundesbank die Institute unter ihrer Aufsicht auf den Prüfstand gestellt. Mit einem alarmierenden Ergebnis: Bei einem anhaltend niedrigen Zinsumfeld droht den kleineren Banken ein Ergebniseinbruch. Die Kreditinstitute rechnen bis 2019 im Schnitt mit einem um ein Viertel niedrigeren Ergebnis vor Steuern. Bei verschärften Zinsszenarien ist sogar mit einem Rückgang von bis zu 75 Prozent auszugehen. Positiv werteten die Aufseher indes die gute Kapitalausstattung der kleineren Institute.

   Die Aufsicht zieht Konsequenzen aus dem Ergebnis und wird die Banken stärker beobachten. Hierzu gehören häufigere Gespräche mit Vorstand und Aufsichtsrat. Auch sprechen die Aufseher mit den Eigentümern bei Bedarf über Kapitalmaßnahmen, wie Bundesbankvorstand Andreas Dombret sagte. Zum Maßnahmenkatalog gehören auch Kapitalaufschläge sowie ein Boni- und Dividendenverbot. Als einen Eingriff in die Geschäftsmodelle wertet Röseler diese Maßnahmen nicht. Diese habe es schon vorher gegeben. Allerdings werde die Aufsicht verhindern, wenn dringend anderweitig benötigte Reserven für Dividenden oder Boni abfließen sollen.

   Der Stresstest umfasst einen 5-Jahres-Zeitraum von 2015 bis 2019. Die aufsichtlichen Szenarien berücksichtigen ein weiter anhaltendes Niedrigzinsumfeld, einen abrupten Zinsanstieg sowie ein weiter sinkendes Zinsniveau. Bei letzterem wurden erstmals auch die Auswirkungen negativer Zinsen untersucht. Ein Zinsschock würde rund 300 Banken besonders treffen, sagte Röseler. Ihnen würde in diesem Fall im Jahr 2019 Verluste drohen. Im Kreditrisiko-Stresstest wurden zwei Szenarien mit einem Anstieg der Ausfallwahrscheinlichkeiten und Wertverlusten bei den Sicherheiten angenommen. Im Marktrisiko-Stresstest simulierten die Kreditinstitute die Auswirkungen eines Anstiegs der Credit Spreads auf die Marktwerte und die zu bilanzierenden Verluste aus dem Eigengeschäft.

   Kontakt zur Autorin: Madeleine.Nissen@wsj.com

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   September 18, 2015 06:14 ET (10:14 GMT)

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