Indirekte Einflussnahme 30.04.2024 06:30:00

Notenbanken im Blick: Was bewirken Leitzinserhöhungen in puncto Inflation?

Notenbanken im Blick: Was bewirken Leitzinserhöhungen in puncto Inflation?

• Notenbanken beeinflussen Inflation indirekt
• Leitzins ist wichtiges Instrument
• Kreditkosten wirken sich auf Nachfrage aus


In einer Marktwirtschaft werden die Preise für Produkte und Dienstleistungen nicht staatlich vorgegeben, sondern sie bilden sich am Markt auf Basis von Angebot und Nachfrage. Allerdings kann kein Land Interesse an einer ausufernden Inflation haben, weshalb es Aufgabe der Notenbanken ist, die Wirtschaft dadurch zu fördern, dass sie für ein stabiles Preisniveau sorgen. Die Europäische Zentralbank beispielsweise strebt dazu eine Inflationsrate von zwei Prozent an, da sie dies als passend für ein stabiles wirtschaftliches Wachstum empfindet.

Eines der wichtigsten Instrumente der Notenbanken, um auf die Teuerung Einfluss zu nehmen, ist der sogenannte Leitzins. Dieser Zinssatz ist der Preis, den Geschäftsbanken bezahlen müssen, wenn sie sich Geld bei der Notenbank leihen. Benötigt eine Bank zum Beispiel 1.000.000 Euro und der Leitzins beträgt 3 Prozent, so fällt eine Gebühr in Höhe von 30.000 Euro an. Je höher also der Leitzins, desto teurer ist es für eine Bank, sich Geld bei der Zentralbank auszuleihen.

Zusammenhang zwischen Leitzins und Inflation

Leitzinserhöhungen wirken sich nicht direkt auf die Preissteigerungsrate aus - indirekt aber schon, schließlich wollen die Geschäftsbanken nicht auf ihren gestiegenen Kosten sitzen bleiben sondern geben die höheren Zinsen an ihre Kunden weiter. So kommt es, dass nach einer Leitzinserhöhung Kredite letztlich für alle teurer werden, seien es nun Konsumentenkredite, Baukredite oder andere. Dies hat dann weitreichende Folgen, denn sowohl Unternehmen als auch private Haushalte werden daraufhin auf die ein oder andere Investition bzw. Ausgabe - wie etwa eine neue Produktionsanlage, ein neues Auto oder gar ein eigenes Haus - verzichten, weil es ihnen zu teuer wird, dies zu finanzieren.

Gleichzeitig macht ein höherer Leitzins verzinste Anlagen wie Festgeld oder Tagesgeld lukrativer weil er die Zinserträge dieser Spareinlagen in die Höhe treibt. Die Verbraucher werden somit angeregt, ihr Geld lieber zu sparen, anstatt es für den Konsum zu verwenden.

Darüber hinaus stärken höhere Leitzinsen auch die eigene Währung im Vergleich zu ausländischen Währungen. Auf diese Weise steuern Notenbanken den Import und Export.

Durch eine Leitzinserhöhung wird also die Kauf- und Investitionslaune gedämpft. Als Folge davon sinkt die Inflation, denn die Preisentwicklung richtet sich nach Angebot und Nachfrage: Sinkt die Nachfrage bei gleichem Güterangebot, so sinken die Preise für Produkte und Dienstleistungen. Die Währungshüter haben dann ihr Ziel erreicht, wobei zu beachten ist, dass Zinsänderungen erst mit einer Verzögerung von etwa einem Jahr auf Wirtschaftswachstum und Inflation wirken.

Um diese Zeit zu verkürzen, aber auch um die Märkte nicht zu überraschen und zu verunsichern, geben viele Notenbanken regelmäßig Hinweise zu ihrer weiteren Geldpolitik. Meistens genügen schon solche Äußerungen der Währungshüter, in denen sie eine künftige Leitzinserhöhung signalisieren, um die Marktzinsen ansteigen zu lassen. Denn die Marktteilnehmer nehmen die angekündigte Maßnahme vorweg. Wichtig ist hierbei allerdings eine transparente Kommunikation sowie ein verlässliches Verhalten seitens der Zentralbanken.

Vorsicht geboten

Zudem ist die Zinspolitik oftmals eine ziemliche Gradwanderung für die Notenbanker. Denn wenn sie den Leitzins zu schnell anheben, kann das auch dazu führen, dass die Wirtschaft zu heftig abgewürgt wird und es womöglich sogar zu in einer Rezession kommt. Offiziell befindet sich ein Land in einer sogenannten technischen Rezession, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresquartalen nicht wächst, sondern schrumpft.

Redaktion finanzen.at

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