Nach der Finanzkrise |
03.05.2014 03:00:01
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Irland: Es geht wieder aufwärts
Die Iren gelten nicht gerade als rebellisch. Doch manchmal wird es auch ihnen zu viel. Seit zehn Tagen verhindern in der Provinz Cork Bewohner einer Wohnanlage den Einbau von Wasseruhren. Bisher war Wasser dort kostenlos, was sich nun jedoch ändern soll. Auch die Drohung der Polizei, Widerspenstige zu verhaften, beeindruckte die Kämpfer für das Recht auf kostenloses Trinkwasser nicht.
Dieses Verhalten ist ungewöhnlich für die Iren, die hart im Nehmen sind, was auch auf ihre an Entbehrungen und Hungersnöten reiche Geschichte zurückgeht. Diese Mentalität kam auch den Politikern bei der Bewältigung der Finanzkrise entgegen. Während es in Griechenland, Spanien und Portugal regelmäßig zu gewalttätigen Demonstrationen kam, gingen die Bewohner der Grünen Insel trotz der harten Einschnitte ins soziale Netz und vieler Einsparungen nicht auf die Straße.
Die Akzeptanz bei der Bevölkerung hatte zur Folge, dass die durch die Finanzkrise ausgelösten Probleme früh und zielstrebig angegangen wurden. "Die notwendigen Reformen und Einsparungen wurden nicht so lange hinausgezögert wie in Portugal und Griechenland", lobt Alexander Kalb, Irland-Analyst bei der BayernLB. Nun erntet die Grüne Insel den Lohn für das entschlossene Vorgehen. Die Wirtschaft soll 2014 um zwei Prozent wachsen, das Haushaltsdefizit soll bis Ende 2014 von 7,5 Prozent im Jahr 2013 auf 5,5 Prozent fallen, die Arbeitslosenquote ist seit Anfang 2012 von 14,7 auf 11,9 Prozent gesunken. Der Immobilienmarkt hat nach dem Crash einen Boden gefunden, die Immobilienpreise ziehen landesweit wieder leicht an.
Der Staat muss inzwischen für zehnjährige Anleihen nur noch 2,9 Prozent Zinsen zahlen. Auf dem Höhepunkt der Krise Mitte 2011 waren es fast 14 Prozent. Bereits 2013 verließ die Insel den europäischen Rettungsschirm ESM, unter den es 2010 geflüchtet war, weil der Staatsbankrott drohte.
Wettbewerbsfähige Wirtschaft
Neben entschlossenen Maßnahmen und einer einsichtigen Bevölkerung trugen auch andere Gründe dazu bei, dass die Krise schneller überwunden wurde als in Südeuropas Krisenstaaten. So hat der einstige "keltische Tiger" eine international konkurrenzfähige Wirtschaft mit starkem Export. Zudem handelte es sich in Irland nicht - wie in Spanien, Portugal und Co - um eine Strukturkrise sondern vorwiegend um eine Banken- und Immobilienkrise. Die zu lasche Vergabe von Hypothekenkrediten führte
zu einer gewaltigen Immobilienblase, die nach ihrem Platzen die Banken ins Wanken brachte. Auch die Baubranche erholt sich nur langsam von der Krise.
Irland behielt jedoch den niedrigen Unternehmensteuersatz von 12,5 Prozent bei, was sich als richtig erwies. Das lockt viele internationale Technologie-, Finanz-, Chemie- und Pharmakonzerne an, die Arbeitsplätze schaffen und für das Gros der Ausfuhren verantwortlich sind. Im vierten Quartal 2013 brach der Export jedoch unerwartet stark ein und drückte das BIP entgegen den Erwartungen in diesem Quartal 2,3 Prozent ins Minus. Vor allem das Auslaufen der Patente bei einigen pharmazeutischen Erzeugnissen war für den Exportrückgang verantwortlich, da die Preise für diese Produkte kräftig sanken. "Das dürfte aber nur ein vorübergehender Effekt sein", sagt Edda Gaude, Irland-Analystin bei Germany Trade and Invest: "Der positive Trend in der irischen Wirtschaft wird sich fortsetzen."
Sorgen bereitet aber nach wie vor der Bankensektor, der noch nicht alle Altlasten bereinigt hat. Auch die Staatsverschuldung ist mit 123 Prozent des BIP weiterhin sehr hoch. Die Binnenwirtschaft, zweite Säule der Wirtschaft neben der Exportindustrie, schwächelt ebenfalls noch. Genauso wie der Konsum - trotz weniger Arbeitsloser.
Für die Anleger überwiegen aber die positiven Signale. Der MSCI-Ireland-Index hat seit Anfang 2013 in einer stetigen, wenig volatilen Aufwärtsbewegung 53 Prozent zugelegt. Der Index kann mit einem Zertifikat der RBS (ISIN: DE000AA6MP14) abgebildet werden. Er umfasst gegenwärtig nur vier Werte: die Bluechips CRH (Bau), Kerry Group (Nahrungsmittel), Bank of Ireland sowie Ryanair. Die Dividenden von derzeit 1,64 Prozent werden reinvestiert. Die jährliche Gebühr beträgt 0,75 Prozent. Zuletzt korrigierte das Barometer - das eröffnet risikobereiten Anlegern eine gute Einstiegsgelegenheit.
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