14.10.2015 15:31:45
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UPDATE/Merkel kritisiert Datenschutz - Bosch fordert Diesel-Kampagne
--Bundeskanzlerin: Verhältnis zu Daten zu sehr vom Schutzgedanken geprägt
--Grünen-Politiker Kretschmann warnt davor, Dieselmotor in Misskredit zu bringen
--Bosch-Chef Denner fordert Vertrauenskampagne für den Dieselmotor
--Bosch will mit neuem Forschungsstandort Kreativität seiner Entwickler fördern
Von Hendrik Varnholt
(NEU: Details)
RENNINGEN (Dow Jones)--Bundeskanzlerin Angela Merkel hat davor gewarnt, dass der deutsche Datenschutz das Land im Wettbewerb mit anderen Ländern behindert. "Unser Verhältnis zu Daten ist in vielen Fällen zu sehr vom Schutzgedanken geprägt", sagte Merkel am Mittwoch bei der Eröffnung eines neuen Bosch-Forschungsstandorts in Renningen bei Stuttgart. Die CDU-Politikerin kritisierte zudem, in Deutschland fehle es "ab und an" am "unternehmerischen Geist".
"Die Welt wartet nicht auf Deutschland", sagte Merkel weiter. Deutschland müsse "innovativer werden", forderte sie vor dem Hintergrund. Eine Chance dazu sieht die Bundeskanzlerin in der zunehmenden Digitalisierung der Industrie. Deutschland müsse in dem Prozess "von vornherein Standards bestimmen", sagte sie. Das Land könne es damit schaffen, "Rückstände im IT-Bereich aufzuholen".
Bei dem Automobilzulieferer Bosch forderte die Kanzlerin auch weitere Fortschritte der Industrie in der Entwicklung elektrisch angetriebener Fahrzeuge. "Ich hoffe, dass Sie in der Batterieforschung den gebührenden Fortschritt machen", sagte Merkel. Die Kanzlerin ging in ihrer Rede aber nicht auf den Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen ein.
Zuvor hatte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann davor gewarnt, angesichts des Abgasskandals den Dieselmotor schlecht zu machen. "Wir müssen verhindern, dass der Dieselmotor in Misskredit gerät", sagte der Grünen-Politiker. Die Antriebstechnologie werde als "Brückentechnologie" gebraucht, um die Ziele zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes zu erfüllen.
Bosch-Chef Volkmar Denner forderte sogar eine Kampagne für den Dieselmotor. Zwar habe Bosch die eigenen Markteinschätzungen für das Geschäft mit dem Dieselantrieb bislang nicht verändert, sagte Denner. Es sei allerdings wichtig, auf die Verunsicherung von Verbrauchern zu reagieren. Denner forderte dazu eine "aktive Kampagne". Auch der Bosch-Chef bezeichnete den Dieselmotor als Übergangstechnologie, die "noch lange" gebraucht werde.
Denner warnte angesichts dessen vor allzu scharfen Vorgaben zur Schadstoffreduzierung von Verbrennungsmotoren. Die bisherigen Regeln bauten genügend Druck auf die Industrie auf und stellten dennoch erreichbare Ziele dar, sagte er. Denner forderte, diese Balance zu erhalten. Sollten Politiker als Folge des Abgasskandals unerreichbare Vorgaben zur Schadstoffreduzierung machen, täten sie weder Verbrauchern noch der Industrie etwas Gutes, sagte der Bosch-Chef.
Bosch ist nach den Worten von Denner in dem Abgasskandal bislang nicht mit Sparforderungen aus dem Volkswagen-Konzern konfrontiert. Es gebe "bislang keine solchen Gespräche", sagte der Bosch-Chef, der darüber hinaus keine Fragen zu der Volkswagen-Affäre beantworten wollte. Bosch liefert Teile des Abgassystems auch für Diesel-Fahrzeuge des Volkswagen-Konzerns.
Der weltgrößte Automobilzulieferer hat am Mittwoch seinen Forschungscampus in Renningen eröffnet. Auf dem Gelände sollen rund 1.700 Bosch-Entwickler etwa Techniken für selbstfahrende Autos und vernetzte Alltagsgegenstände entwickeln. Denner nannte den Standort, in den Bosch nach eigenen Angaben rund 310 Millionen Euro investiert hat, das "Stanford von Bosch". Der Forschungscampus biete Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen die Gelegenheit zum Austausch.
Das Gelände in Renningen erinnert an die Standorte von Internet-Unternehmen im kalifornischen Silicon Valley. Zu ihm gehört etwa ein "Platform 12" genannter Raum, der unter anderem durch seine Möblierung mit jahrzehntealten Einrichtungsgegenständen die Kreativität der Bosch-Ingenieure fördern soll. Denner beschrieb den Forschungscampus in Alliterationen: Der Standort in Renningen biete "Raum für Ruhe", "Zonen für Zusammenarbeit" sowie Platz für "Geniestreiche im Grünen" und "Technik am Teich".
Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com
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October 14, 2015 09:01 ET (13:01 GMT)
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