08.10.2008 17:38:00
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Rohstoffe-Go - Die Angst frisst die Kurse und den Verstand
Rohstoffe-Go - Stuttgart (www.rohstoffe-go.de) Vor den Kursverlusten der vergangenen Wochen und Tage mag man sich am liebsten in Zynismus flüchten. Alle rennen gleichzeitig zum Ausgang und (wollen) verkaufen.
Es findet im Grunde eine negative Auktion statt, bei der sich die Anleger gegenseitig unterbieten, um möglichst doch noch mit geringerem Schaden herauszukommen als die anderen. Was eben noch ein rational begründetes Investment war, erscheint von heute auf morgen als wertloser Ramsch: Das sagt zumindest der Depotauszug.
Wenn der Vertrauensverlust selbst Standardwerte wie das frisch gebackene DAX-Mitglied K+S (Minus 41 Prozent in einem Monat) betrifft, dann leiden die von uns favorisierten Explorationsaktien doppelt. Pottasche-Explorer, um beim Beispiel zu bleiben, sind regelrecht geschlachtet worden: Potash North, Athabasca Potash, Raytec, Western Potash sind durchschnittlich um 80 Prozent eingebrochen. Western Potash notiert bereits unter dem Wert ihres Barbestands von stattlichen 36 Mio. CAD. Gibt es für den Sell-Off eine Logik, außer der oben beschriebenen? Wenn überhaupt, dann könnte man das Argument anführen, dass Exploration Geld kostet und der Zugang zu frischem Kapital für Explorer auf absehbare Zeit versperrt ist. So gesehen rennen alle gegen eine unsichtbare Wand, weil irgendwann das Geld zu Ende geht. Das Verrückte ist, die Situation war vorher genau gleich, nur die Wahrnehmung hat sich völlig verändert. Die Euphorie hat sich in Depression verwandelt.
Vor wenigen Tagen wurde im Internet ein Auszug aus dem Portfolio eines Hedgefunds http://www.resourceinvestor.com/pebble.asp?relid=46669 abgebildet, in dem sich mehr als 200 Explorer befinden. Der Fonds hatte im Durchschnitt 75 Prozent verloren – das ist allerdings schon ein paar Tage her. Seitdem dürfte die Performance weiter gelitten haben. Der Fonds steht vor massiven Problemen. Erstens ist das investierte Geld weit überwiegend nur geliehen, und zwar mit einem hohen Hebel. Wenn die Kurse anfangen zu fallen, werden die Kreditgeber zu recht nervös und verlangen die (Teil)-Rückzahlung ihrer Gelder. Die einzige Geldquelle für den Hedgefonds ist jedoch der Verkauf der Bestände, was bei einem naturgemäß illiquiden Markt sofort zu dramatischen Kursverlusten führt. Wie wir hören, haben die Kreditgeber im beschriebenen Fall vorläufig darauf verzichtet, dass der Hedgefund weiter liquidiert. Auch sie haben verstanden, dass das nicht zur Rückzahlung der Kredite, sondern zum Totalausfall führen würde. Vorläufig haben die Explorer also eine Gnadenfrist. Das Problem der Illiquidität bleibt aber bestehen.
Auch dort, wo bekanntermaßen keine Hedgefunds beteiligt waren, sind die Kurse auf ein Niveau gefallen, das schlechterdings maßlos genannt werden muss. Adamus Resources ist ein gutes Beispiel. Die Investoren, die der Gesellschaft nahe stehen und sie seit sieben Jahren maßgeblich finanziert haben, haben soeben bei 0,30 AUD weitere 2 Mio. AUD nachgelegt, um das Unternehmen liquide zu halten. Am Tag der Veröffentlichung notierte Adamus nur noch bei 0,215 AUD pro Aktie. Können diese Investoren so falsch liegen? Die Antwort lautet: Diese Investoren verhalten sich erstens rational und zweitens verantwortlich. Da sie bereits große Anteile an dem Unternehmen besitzen, schießen sie Geld nach, um die Gesellschaft über Wasser zu halten. Der Kurs der Aktie ist in gewisser Weise irrelevant, denn sechs Millionen Aktien wären zu diesem Kurs wohl nicht handelbar (es sei denn, einer der Hauptinvestoren würde die Nerven verlieren oder müsste verkaufen). Der Kurs, aus dem sich die aktuelle Marktbewertung ermittelt, ist einerseits real, weil sich nur dort Käufer und Verkäufer treffen. Andererseits hat er nichts mit dem fundamentalen Wert des Adamus-Projekts in Ghana zu tun, das beim gegenwärtigen Goldpreis hoch profitabel arbeiten würde (vorausgesetzt, jemand hätte den Mut, eine Mine zu finanzieren). Immerhin haben Unternehmen wie Adamus, die noch nicht in Produktion sind, die Möglichkeit, in den Überwinterungsmodus zu wechseln und die gegenwärtige Krise auszusitzen, oder die Entwicklung zumindest auf Sparflamme voranzutreiben. Bei Unternehmen, die in Produktion gehen wollen, tickt dagegen die Kosten-Uhr. Crescent Gold war hierfür bis zum Stopp der Mine ein Beispiel. Aber auch zu Crescent muss man auf dem gegenwärtigen Niveau von 0,07 AUD sagen, dass solche Kurse irrational sind. Selbst im schlimmsten Fall liegt der Schrottwert, errechnet aus dem verbleibenden Cash und dem Verkauf der bewiesenen Goldvorkommen, höher als der aktuelle Börsenkurs. Für die Uran-Assets von Crescent gibt es derzeit wohl zu recht keinen Preis, da das Unternehmen kaum von ihnen spricht, aber gerade sie werden in Zukunft einen enormen Wert darstellen. Insbesondere chinesische Investoren, die sich nicht vom kurzfristigen Auf- und Ab der Börse irre machen lassen, scheinen das erkannt zu haben.
Nüchtern betrachtet führt die Krise der Explorer auf mittlere Sicht zu einer Verzögerung der dringend benötigten Investitionen in die Vorsorge für künftige Rohstoffreserven und zu einer Verschärfung der Knappheit, sobald die Konjunktur wieder anspringt. Möglicherweise werden wir bei Rohstoffpreisen und Rohstoffaktien eine gesteigerte Wiederholung der Entwicklung sehen, die den CRB-Index von 2003 bis zum Trendbruch im August dieses Jahres um mehr als 100 Prozent hat steigen lassen. Der Rohstoffhunger der (wachsenden asiatischen) Welt wird stärker sein als jede vorübergehende wirtschaftliche Schwäche. Was bleibt ist die Zustandsbeschreibung einer gefährdeten Industrie: Die Minenindustrie ist von allen Seiten unter Druck, sei es durch Nationalisierung, durch Umweltauflagen oder durch explodierende (Energie)Kosten. Die Finanzkrise toppt das alles noch. Da mutet das Explorationsrisiko in manchen Fällen geradezu überschaubar an. Es ist schon fast tragisch: Genau die hunderte von Milliarden Dollar, die jetzt in schwarze Finanzlöcher geschüttet werden müssen, bräuchte eigentlich die Minenindustrie, um in der Realität für die Entwicklung künftiger Rohstoffvorräte vorsorgen zu können.
Sven Olsson - Rohstoffe-Go.de
Es findet im Grunde eine negative Auktion statt, bei der sich die Anleger gegenseitig unterbieten, um möglichst doch noch mit geringerem Schaden herauszukommen als die anderen. Was eben noch ein rational begründetes Investment war, erscheint von heute auf morgen als wertloser Ramsch: Das sagt zumindest der Depotauszug.
Wenn der Vertrauensverlust selbst Standardwerte wie das frisch gebackene DAX-Mitglied K+S (Minus 41 Prozent in einem Monat) betrifft, dann leiden die von uns favorisierten Explorationsaktien doppelt. Pottasche-Explorer, um beim Beispiel zu bleiben, sind regelrecht geschlachtet worden: Potash North, Athabasca Potash, Raytec, Western Potash sind durchschnittlich um 80 Prozent eingebrochen. Western Potash notiert bereits unter dem Wert ihres Barbestands von stattlichen 36 Mio. CAD. Gibt es für den Sell-Off eine Logik, außer der oben beschriebenen? Wenn überhaupt, dann könnte man das Argument anführen, dass Exploration Geld kostet und der Zugang zu frischem Kapital für Explorer auf absehbare Zeit versperrt ist. So gesehen rennen alle gegen eine unsichtbare Wand, weil irgendwann das Geld zu Ende geht. Das Verrückte ist, die Situation war vorher genau gleich, nur die Wahrnehmung hat sich völlig verändert. Die Euphorie hat sich in Depression verwandelt.
Vor wenigen Tagen wurde im Internet ein Auszug aus dem Portfolio eines Hedgefunds http://www.resourceinvestor.com/pebble.asp?relid=46669 abgebildet, in dem sich mehr als 200 Explorer befinden. Der Fonds hatte im Durchschnitt 75 Prozent verloren – das ist allerdings schon ein paar Tage her. Seitdem dürfte die Performance weiter gelitten haben. Der Fonds steht vor massiven Problemen. Erstens ist das investierte Geld weit überwiegend nur geliehen, und zwar mit einem hohen Hebel. Wenn die Kurse anfangen zu fallen, werden die Kreditgeber zu recht nervös und verlangen die (Teil)-Rückzahlung ihrer Gelder. Die einzige Geldquelle für den Hedgefonds ist jedoch der Verkauf der Bestände, was bei einem naturgemäß illiquiden Markt sofort zu dramatischen Kursverlusten führt. Wie wir hören, haben die Kreditgeber im beschriebenen Fall vorläufig darauf verzichtet, dass der Hedgefund weiter liquidiert. Auch sie haben verstanden, dass das nicht zur Rückzahlung der Kredite, sondern zum Totalausfall führen würde. Vorläufig haben die Explorer also eine Gnadenfrist. Das Problem der Illiquidität bleibt aber bestehen.
Auch dort, wo bekanntermaßen keine Hedgefunds beteiligt waren, sind die Kurse auf ein Niveau gefallen, das schlechterdings maßlos genannt werden muss. Adamus Resources ist ein gutes Beispiel. Die Investoren, die der Gesellschaft nahe stehen und sie seit sieben Jahren maßgeblich finanziert haben, haben soeben bei 0,30 AUD weitere 2 Mio. AUD nachgelegt, um das Unternehmen liquide zu halten. Am Tag der Veröffentlichung notierte Adamus nur noch bei 0,215 AUD pro Aktie. Können diese Investoren so falsch liegen? Die Antwort lautet: Diese Investoren verhalten sich erstens rational und zweitens verantwortlich. Da sie bereits große Anteile an dem Unternehmen besitzen, schießen sie Geld nach, um die Gesellschaft über Wasser zu halten. Der Kurs der Aktie ist in gewisser Weise irrelevant, denn sechs Millionen Aktien wären zu diesem Kurs wohl nicht handelbar (es sei denn, einer der Hauptinvestoren würde die Nerven verlieren oder müsste verkaufen). Der Kurs, aus dem sich die aktuelle Marktbewertung ermittelt, ist einerseits real, weil sich nur dort Käufer und Verkäufer treffen. Andererseits hat er nichts mit dem fundamentalen Wert des Adamus-Projekts in Ghana zu tun, das beim gegenwärtigen Goldpreis hoch profitabel arbeiten würde (vorausgesetzt, jemand hätte den Mut, eine Mine zu finanzieren). Immerhin haben Unternehmen wie Adamus, die noch nicht in Produktion sind, die Möglichkeit, in den Überwinterungsmodus zu wechseln und die gegenwärtige Krise auszusitzen, oder die Entwicklung zumindest auf Sparflamme voranzutreiben. Bei Unternehmen, die in Produktion gehen wollen, tickt dagegen die Kosten-Uhr. Crescent Gold war hierfür bis zum Stopp der Mine ein Beispiel. Aber auch zu Crescent muss man auf dem gegenwärtigen Niveau von 0,07 AUD sagen, dass solche Kurse irrational sind. Selbst im schlimmsten Fall liegt der Schrottwert, errechnet aus dem verbleibenden Cash und dem Verkauf der bewiesenen Goldvorkommen, höher als der aktuelle Börsenkurs. Für die Uran-Assets von Crescent gibt es derzeit wohl zu recht keinen Preis, da das Unternehmen kaum von ihnen spricht, aber gerade sie werden in Zukunft einen enormen Wert darstellen. Insbesondere chinesische Investoren, die sich nicht vom kurzfristigen Auf- und Ab der Börse irre machen lassen, scheinen das erkannt zu haben.
Nüchtern betrachtet führt die Krise der Explorer auf mittlere Sicht zu einer Verzögerung der dringend benötigten Investitionen in die Vorsorge für künftige Rohstoffreserven und zu einer Verschärfung der Knappheit, sobald die Konjunktur wieder anspringt. Möglicherweise werden wir bei Rohstoffpreisen und Rohstoffaktien eine gesteigerte Wiederholung der Entwicklung sehen, die den CRB-Index von 2003 bis zum Trendbruch im August dieses Jahres um mehr als 100 Prozent hat steigen lassen. Der Rohstoffhunger der (wachsenden asiatischen) Welt wird stärker sein als jede vorübergehende wirtschaftliche Schwäche. Was bleibt ist die Zustandsbeschreibung einer gefährdeten Industrie: Die Minenindustrie ist von allen Seiten unter Druck, sei es durch Nationalisierung, durch Umweltauflagen oder durch explodierende (Energie)Kosten. Die Finanzkrise toppt das alles noch. Da mutet das Explorationsrisiko in manchen Fällen geradezu überschaubar an. Es ist schon fast tragisch: Genau die hunderte von Milliarden Dollar, die jetzt in schwarze Finanzlöcher geschüttet werden müssen, bräuchte eigentlich die Minenindustrie, um in der Realität für die Entwicklung künftiger Rohstoffvorräte vorsorgen zu können.
Sven Olsson - Rohstoffe-Go.de
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