11.02.2016 22:42:47

MÄRKTE USA/Investoren stoßen Aktien ab und gehen in Gold

   NEW YORK (Dow Jones)--Die Anleger an der Wall Street haben auch am Donnerstag ihre Aktien abgestoßen. Im späten Geschäft kamen zaghafte Käufer herein, die indes den Trend nicht drehen konnten. Bereits die Vorgaben aus Asien und Europa machten keine Kauflaune. Mit Sorgen vor einer weltweit lahmenden Konjunktur und der Angst vor weiteren Kursverlusten steigen die Börsianer gegenwärtig Zug um Zug aus. Die Aussagen von Fed-Chefin Yellen am Mittwoch und Donnerstag seien eine "Mischung aus Zuversicht und Vorsicht" gewesen, sagte Gerd Haßel von der BHF-Bank: "Aber die Risikofaktoren rücken eindeutig in den Vordergrund."

   "Die Investoren wollen nur noch raus aus sogenannten Risikopapieren und rein in sichere Häfen wie Gold und den japanischen Yen", so Andreas Paciorek von CMC Markets. Am spektakulärsten im Dow-Jones-Index war das Kursminus der Boeing-Aktie von vorübergehend bis zu 12 Prozent, bevor eine Erholung einsetzte. Einem Medienbericht zufolge hat der Konzern eine Untersuchung der Börsenaufsicht SEC am Hals.

   Der Dow-Jones-Index fiel um 1,6 Prozent auf 15.660 Punkte. Für den S&P-500 ging es 1,2 Prozent nach unten auf 1.829 Punkte. Der Nasdaq-Composite verlor 0,4 Prozent auf 4.267 Punkte. Das Umsatzvolumen fiel auf 1,08 (Dienstag: 1,17) Milliarden gehandelten Aktien an der Nyse erneut recht hoch. Die Zahl der Kursgewinner belief sich auf lediglich 589 (1.662), während die der -verlierer 2.568 (1.464) betrug. 54 (83) Titel schlossen unverändert.

Risikoscheu und Zweifel an Zinserhöhungen treiben Anleger ins Gold Druck kam auch wieder vom Ölpreis, der in den zurückliegenden Wochen den Börsen häufig die Richtung vorgegeben hat und am Donnerstag erneut kräftig fiel. Das Barrel der US-Sorte WTI bewegte sich auf dem niedrigsten Stand seit einem Jahr und schloss bei 26,21 Dollar, das waren 4,5 Prozent weniger als zum Settlement am Vorabend und zugleich war es das tiefste Settlement seit Mai 2003. Ein Überangebot trifft auf wachsende Konjunkturskepsis und Zweifel an der weltweiten Ölnachfrage.

   Gute Daten vom Arbeitsmarkt gingen unter. 16.000 Amerikaner weniger als in der Woche zuvor beantragten erstmals Arbeitslosenhilfe. Volkswirte hatten den Rückgang nur auf 5.000 Anträge geschätzt.

   Besonders deutlich zeigte sich das Sicherheitsbedürfnis der Anleger in der Entwicklung des Goldpreises. Der Preis für eine Feinunze machte einen Satz von 4,2 Prozent auf 1.247 Dollar und war im Tageshoch sogar auf 1.264 Dollar gestiegen. Seit Jahresbeginn hat Gold bereits 17 Prozent gewonnen. Der Verfall der Ölpreise und die heftigen Verluste an den Aktienmärkten verhelfen Gold zu einer Renaissance. Dazu kommt, dass immer mehr Akteure bezweifeln, dass die US-Notenbank schon im März ihren nächsten Zinsschritt folgen lassen wird, nachdem sie im Dezember erstmals seit fast zehn Jahren die Zinsen erhöht hatte. In ihrer Rede vor dem Ausschuss für Finanzdienstleistungen des US-Repräsentantenhauses hatte US-Notenbankchefin Yellen am Mittwoch zwar eine Zinserhöhung nicht ausdrücklich ausgeschlossen, doch verwies sie auf die wachsenden Risiken für die US-Wirtschaft. Am Donnerstag setzte Yellen nach und ergänzte, die US-Notenbank werde die kurzfristigen Zinsen wohl kaum in negatives Terrain drücken, "werfe aber einen Blick" auf die Idee.

   Beobachter schließen daraus, dass die Fed die Zinsen zumindest nicht im geplanten Tempo erhöhen wird. Gold profitiert davon insofern, als dem zinslos gehaltenen Edelmetall keine Konkurrenz etwa von höheren Anleiherenditen droht. Dabei sind gegenwärtig die Renditen von als sicher geltenden Staatsanleihen wie US-Treasurys massiv auf dem Rückzug. Auch hier treibt die Suche nach Sicherheit. So rentierten zehnjährige US-Anleihen nur noch mit 1,64 Prozent, das waren 7 Basispunkte weniger als im späten US-Handel am Mittwoch. Mit 1,53 Prozent im Tagestief erreichte die Rendite den niedrigsten Stand seit August 2012. Sie war damit nicht mehr weit entfernt von ihrem Rekordtief, das sie ebenfalls 2012 markierte. Vom Tagestief erholte sich die Rendite vor allem im Gefolge der Auktion frischer 30-jähriger Anleihen, die nicht ganz so großen Zuspruch fand wie unlängst die der Zehnjährigen.

   Am Devisenmarkt war erneut die als klassische Fluchtwährung geltende japanische Währung gesucht. Für einen Dollar wurden am Donnerstag zeitweise nur 110,99 Yen gezahlt. Darauf erholte sich der Greenback bis auf 112,33 Yen. Am Mittwoch hatte der Greenback aber in der Spitze noch über 115 Yen gekostet. Auch der Euro legte zu und ging mit 1,1322 Dollar um. Am Vortag war der Euro im Tief bis 1,1161 Dollar gefallen.

Boeing mit Bericht zu SEC-Untersuchung unter Druck Die Boeing-Aktie sauste um 6,8 Prozent abwärts, nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg auf ihrer Homepage von Ermittlungen der US-Börsenaufsicht SEC gegen den Konzern berichtet hat. Es gehe dabei um die Bilanzierung von Kosten und dem erwarteten Absatz zweier seiner bekanntesten Flugzeuge, dem 787 Dreamliner und dem 747 Jumbo, meldete Bloomberg unter Berufung auf eine informierte Person. Zwischenzeitlich fast doppelt so hohe Kursverluste wurden im späten Geschäft vermindert, nachdem Analysten den Ausverkauf als übertrieben bezeichnet hatten.

   Der Bankensektor im S&P-500 wurde 4,4 Prozent nach unten gedrückt. Das Niedrigzinsumfeld und die sich ausweitenden Kreditspreads verstärken die Sorge um den Sektor. Er gilt als anfällig, wenn die globale Konjunktur schwächelt. Goldman Sachs und JP Morgen verloren je 4,4 Prozent, Bank of America sogar knapp 7 Prozent.

   Zudem mussten am Aktienmarkt einige Unternehmensbilanzen verarbeitet werden. Unter anderem hat am Mittwoch nach Börsenschluss Twitter erneut rote Zahlen gemeldet - trotz eines über den Erwartungen liegenden Umsatzwachstums. Überdies enttäuschten die Nutzerzahlen, die für die Werbeeinnahmen des Kurznachrichtendiensts von Bedeutung sind. Die Aktie verlor 4,5 Prozent auf 14,31 Dollar. Ihr Rekordhoch erlebte die Twitter-Aktie mit 74,73 Dollar im Dezember 2013 kurz nach dem Börsengang. Seither ging es stetig abwärts.

Cisco legen nach Quartalszahlen fast 10 Prozent zu Cisco notierten dagegen 9,6 Prozent höher, denn der Netzwerkausrüster verdiente im zweiten Geschäftsquartal mehr als erwartet und dies bei stagnierenden Erlösen. Tesla verdreifachte zwar im Schlussquartal ihren Nettoverlust, der operative Fehlbetrag fiel aber deutlich geringer als befürchtet aus. Zudem kletterte der Umsatz um 27 Prozent. Das wurde mit einem Kursplus von 4,7 Prozent belohnt.

   Ähnlich wie bei Twitter bemängelten Anleger auch bei Zynga die Entwicklung der aktiven Nutzer. Zudem fährt das Unternehmen weiterhin Verluste ein. Die Aktie brach um 15 Prozent ein.

   Expedia schossen um 9,6 Prozent in die Höhe. Das Reiseportal besänftigte Investoren nach schwachen Viertquartalszahlen mit einem optimistischen Ausblick. Whole Foods legten nach Erstquartalszahlen über Markterwartung und der Ankündigung eines Aktienrückkaufs um 0,2 Prozent zu. Mylan stürzten um 18 Prozent ab. Der Pharmakonzern kauft in Schweden zu und vermeldete schwache Zahlen für das vierte Quartal. Hortonworks verteuerten sich um 9,5 Prozent. Das IT-Unternehmen äußerte sich positiv zur Marktentwicklung.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 15.660,18 -1,60 -254,56 -10,13 S&P-500 1.829,08 -1,23 -22,78 -10,51 Nasdaq-Comp. 4.266,84 -0,39 -16,76 -14,79 Nasdaq-100 3.962,22 -0,10 -4,05 -13,74

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.45 Uhr Mi, 17.30 Uhr EUR/USD 1,1321 0,36% 1,1280 1,1219 EUR/JPY 127,18 0,00% 127,18 128,08 EUR/CHF 1,1006 0,26% 1,0978 1,0969 GBP/EUR 1,2782 -0,61% 1,2860 1,2906 USD/JPY 112,35 -0,36% 112,76 114,21 GBP/USD 1,4471 -0,23% 1,4504 1,4476

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD WTI/Nymex 27,17 27,45 -1,02 -0,28 Brent/ICE 31,31 30,06 1,52 0,47

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD Gold (Spot) 1.248,07 1.197,00 +4,3% +51,07 Silber (Spot) 15,77 15,27 +3,3% +0,50 Platin (Spot) 962,00 935,60 +2,8% +26,40 Kupfer-Future 2,01 2,03 -0,7% -0,01

ANLEIHEN Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 3/4% 2-jähr. 100 6/32 +4/32 0,646% -6,0Bp 3/4% 3-jähr. 99 26/32 +4/32 0,811% -4,2Bp 1 3/8% 5-jähr. 101 10/32 +7/32 1,103% -4,3Bp 1 3/4% 7-jähr. 102 13/32 +14/32 1,386% -6,6Bp 1 5/8% 10-jähr. 99 28/32 +20/32 1,642% -7,0Bp 3% 30-jähr. 110 18/32 +24/32 2,501% -3,4Bp === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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   February 11, 2016 16:12 ET (21:12 GMT)

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