04.07.2022 18:18:40

MÄRKTE EUROPA/Gaspreis schießt nach oben - Öl- und Gaswerte klar vorne

Von Steffen Gosenheimer

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach einer zunächst freundlichen Tendenz haben die Börsen in Europa am Montag in engen Grenzen uneinheitlich geschlossen. Maßgeblichen Anteil daran hatte der massiv steigende Gaspreis. Er schoss förmlich nach oben und zeigte zuletzt ein Plus von 12 Prozent, weil weiter die Angst vor einem kompletten Lieferstopp aus Russland umgeht.

Am Wochenende warf der Chef der deutschen Netzagentur die Frage auf, ob aus der von Russland angekündigten angeblichen regulären Wartung der Gaspipeline Nord Stream 1 "eine länger andauernde politische Wartung wird", mithin nach der angekündigten umstrittenen Wartungsunterbrechung die Lieferung überhaupt wieder aufgenommen wird, nachdem sie bereits beträchtlich gedrosselt wurde.

Während im DAX vor diesem Hintergrund sämtliche Gewinne wieder verloren gingen und er mit einem Minus von 0,3 Prozent auf 12.773 Punkte aus dem Tag ging, rettete der Euro-Stoxx zumindest noch ein Miniplus von 0,1 Prozent. Der Stoxx-50 schloss dagegen 0,9 Prozent höher, weil in ihm die Öl- und Gaswerte viel schwerer gewichtet sind. Deren Subindex führte mit einem Plus von 4,0 Prozent klar das Tableau an, gefolgt von den Rohstoffaktien (+1,4%).

Bremsend für den breiten Markt wirkte daneben, dass am Anleihemarkt die Kurse kräftig fielen, entsprechend zogen die Zinsen an, im deutschen Zehnjahresbereich beispielsweise um 10 Basispunkte auf 1,33 Prozent.

Das Geschäft verlief vergleichsweise ruhig, weil aus den USA wegen des dortigen Unabhängigkeitsfeiertags Impulse fehlten. "Viele Marktteilnehmer warten bereits auf die Berichtssaison und hier auch auf die Ausblicke zum Gesamtmarkt", hieß es außerdem. Am Markt gebe es Bedenken, dass die Schätzungen der Analysten zu hoch sein dürften.

Fielmann warnt

Passend dazu brachen die Fielmann-Aktie nach Vorlage vorläufiger Geschäftszahlen und einem eingedampften Ausblick um 12,1 Prozent ein. Ein veränderter margenschwächerer Produktmix, der Krieg in der Ukraine sowie die hohe Inflation forderten besonders gewinnseitig ihren Tribut bei der Optikerkette. Der Kurs des Konkurrenten EssilorLuxottica gab um 2,8 Prozent nach.

Vitesco verteuerten sich um 7,7 Prozent auf 39,86 Euro. Hintergrund war die Nachricht, dass die Familie Schaeffler ihre Beteiligung an der früheren Antriebssparte von Continental erhöht hat. Laut den Analysten von Citi dämpfte das Sorgen, die Schaeffler-Familie könne Vitesco-Aktien verkaufen, nachdem im März die Haltefrist für die Aktien nach dem Börsengang ausgelaufen war. Daneben sehen die Experten aber auch gute industrielle Gründe für die Anteilsaufstockung. Als Kursziel sehen sie 72 Euro. Schaeffler gewannen 1,6 Prozent.

Der Stoxx-Subindex der Banken lag mit plus 0,5 Prozent im Mittelfeld - allerdings mit erheblichen Unterschieden innerhalb des Sektors. Die EZB prüft laut einem Bericht der Financial Times, ob sie verhindert, dass mit ihren gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften (TLTRO) Gewinne im Zinsgeschäft gemacht werden. "Das wäre klar negativ", meinte ein Händler. Betroffen wären davon vor allem italienische und französische Institute.

Analysten zufolge könnten steigende Zinssätze den Banken zusätzliche Einnahmen bis zu 24 Milliarden Euro bescheren, wenn sie die billigen Kredite einfach wieder bei der Zentralbank einlegen. Die Vizechefin der Commerzbank (Kurs -3,1%) hatte am Wochenende gesagt, ein höherer Zins wirke sich sofort positiv auf den Gewinn aus. Intesa Sanpaolo verloren 2,4, Bankinter 2,7 und Banco de Sabadell 3,2 Prozent. Der Kurs der Deutschen Bank gewann 0,5 Prozent.

In London knickten AO World um über 18 Prozent ein. Wie die Times schreibt, verschlechtert sich die finanzielle Situation durch Liquiditätsabflüsse. Der Kreditversicherer Atradius habe die Deckung von Geschäftskrediten des Elektronikhändlers gekürzt.

Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

stand absolut in % seit

Jahresbeginn*

Euro-Stoxx-50 3.452,42 +4,11 +0,1% -19,7%

Stoxx-50 3.470,62 +29,36 +0,9% -9,1%

Stoxx-600 409,31 +2,18 +0,5% -16,1%

XETRA-DAX 12.773,38 -39,65 -0,3% -19,6%

FTSE-100 London 7.232,65 +64,00 +0,9% -2,9%

CAC-40 Paris 5.954,65 +23,59 +0,4% -16,8%

AEX Amsterdam 659,61 +3,93 +0,6% -17,3%

ATHEX-20 Athen 1.928,16 -1,38 -0,1% -10,0%

BEL-20 Bruessel 3.693,91 -14,35 -0,4% -14,3%

BUX Budapest 39.707,19 +375,86 +1,0% -21,7%

OMXH-25 Helsinki 4.546,20 +11,24 +0,2% -18,6%

ISE NAT. 30 Istanbul 2.607,16 -48,53 -1,8% +28,8%

OMXC-20 Kopenhagen 1.659,65 +7,72 +0,5% -11,0%

PSI 20 Lissabon 6.051,75 +2,46 +0,0% +8,7%

IBEX-35 Madrid 8.161,80 -14,30 -0,2% -6,3%

FTSE-MIB Mailand 21.343,93 -10,72 -0,1% -21,9%

RTS Moskau 1.249,00 -27,55 -2,2% -21,7%

OBX Oslo 1.093,33 +30,53 +2,9% +2,3%

PX Prag 1.212,59 -5,32 -0,4% -15,0%

OMXS-30 Stockholm 1.893,56 +17,62 +0,9% -21,8%

WIG-20 Warschau 1.693,10 +4,25 +0,3% -25,3%

ATX Wien 2.868,84 +5,50 +0,2% -25,1%

SMI Zuerich 10.881,97 +111,57 +1,0% -15,5%

* zu Vortagsschluss

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:01 Uhr Fr, 18:24 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0430 +0,1% 1,0432 1,0407 -8,3%

EUR/JPY 141,55 +0,4% 141,16 140,79 +8,2%

EUR/CHF 1,0019 +0,1% 1,0005 1,0015 -3,4%

EUR/GBP 0,8616 +0,0% 0,8622 0,8628 +2,5%

USD/JPY 135,71 +0,3% 135,29 135,29 +17,9%

GBP/USD 1,2104 +0,0% 1,2103 1,2062 -10,6%

USD/CNH (Offshore) 6,6966 -0,0% 6,6930 6,7018 +5,4%

Bitcoin

BTC/USD 19.794,53 +2,7% 19.116,81 19.389,60 -57,2%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 110,46 108,43 +1,9% 2,03 +53,1%

Brent/ICE 113,61 111,63 +1,8% 1,98 +51,7%

GAS VT-Schluss +/- EUR

Dutch TTF 167,45 147,50 +13,3% 19,67 +50,2%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.805,72 1.811,10 -0,3% -5,39 -1,3%

Silber (Spot) 19,90 19,88 +0,1% +0,02 -14,7%

Platin (Spot) 886,98 888,00 -0,1% -1,02 -8,6%

Kupfer-Future 3,60 3,62 -0,6% -0,02 -19,0%

YTD zu Vortagsschluss

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/gos/jhe

(END) Dow Jones Newswires

July 04, 2022 12:19 ET (16:19 GMT)

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