25.02.2011 15:55:07

Türkei langfristig interessante Wachstumschancen

Harthausen (aktiencheck.de AG) - Die Experten vom "Geldanlage-Brief" haben in ihrer aktuellen Ausgabe in ihrem Länderfokus die Türkei unter die Lupe genommen, die ihrer Meinung nach langfristig interessante Wachstumschancen bietet.

Um etwa einhundert Prozent seien türkische Aktien im Krisenbewältigungsjahr 2009 geklettert. Danach sei nicht etwa der Absturz oder zumindest eine ausgeprägte Korrektur gefolgt. Im Gegenteil: Wer dem aufstrebenden Land 2010 die Treue gehalten habe, dessen Positionen hätten sich abermals um 25 Prozent verteuert.

Das größte Ass im Ärmel der Türken sei deren Altersstruktur. Die Türkei sei jung. Sie gewinne Jahr für Jahr an Kraft: Der Altersdurchschnitt liege bei 28 Jahren, damit 16 Jahre unter dem der Deutschen. Und: Das Land wachse. In den nächsten zwanzig Jahren dürfte die Bevölkerung von derzeit 70 auf dann 90 Millionen Einwohner steigen - ein erhebliches Nachfragepotenzial.

Sei die Börse am Bosporus nun überhitzt? Kaum: Türkische Aktien würden derzeit im Schnitt rund das Zehnfache ihrer für 2011 geschätzten Gewinne kosten. Man solle vergleichen: Die Schwellenländer insgesamt würden derzeit ein Kurs/Gewinn-Verhältnis (2011) von knapp zwölf erreichen. Das KGV aller Märkte weltweit, liege (gemessen am MSCI World) bei 12,5. So gesehen verfüge Istanbul über einen Bewertungsvorteil.

Nur einen Nachteil habe der vorderasiatische Markt seit jeher. Er sei traditionell hoch volatil. Die Schwankungsbreite liege im Schnitt bei fast dreißig Prozent. Zum Vergleich: Der heimische Dax sei geschmeidiger als der anatolische Tiger. Er gehe es gemächlicher an und bringe es in gewöhnlichen Marktphasen auf eine Schwankungsbreite von kaum zwanzig Prozent pro Jahr. Es empfehle sich daher, ein Wertpapier zu erwerben, das das Kapital über mehrere Werte intelligent streue. Das Anlageuniversum sei dabei überschaubar: Man könne aus rund einem Dutzend Investmentfonds sowie - Kosten senkend - einer Handvoll Exchange Traded Funds (ETFs) wählen. Die erfolgreichsten Produkte seien dabei rasch identifiziert.

Der "Top-Pic" unter den klassischen Fonds sei der GIF Turkey Equity von HSBC (HSBC GIF Turkey Equity AC). Zwar gebe es den heute 163 Mio. Euro schweren Fonds schon seit 2005. Doch sei er bis Mitte 2008 als Mischfonds mit hohem (Lira)Anleiheanteil aufgestellt gewesen. Obwohl sein Risiko- und Ertragsprofil bis dahin gemäßigter gewesen sei, überrunde er die Wettbewerber in fast allen Zeitfenstern. Und nicht nur die. Auch die Benchmark, den MSCI Turkey, habe Fondsmanager Ercan Güner zuletzt hinter sich gelassen. Sein Rezept sei ein konzentriertes Portfolio mit aktuell 36 Werten. Zwei Drittel davon seien Blue Chips und würden der Abbildung der Benchmark dienen. Der Rest sei Alpha. Das bedeute: Mit gezielten zusätzlichen Käufen oder Übergewichtungen versuche Güner eine Überrendite zur Benchmark zu erzielen. Seine Favoriten seien unter anderem die Stahlhersteller Erdemir und Kardemir. Beide Titel würden von Infrastrukturinvestitionen profitieren und seien mit einem KGV (2011) von unter acht bewertet. Der Fonds habe bei marktähnlichen Schwankungen binnen fünf Jahren einen Ertrag von 53 Prozent erwirtschaftet. Die Jahresgebühr liege bei 1,75 Prozent. Das Agio betrage bis zu 5,54 Prozent, die Mindestanlage 5.000 US-Dollar.

Erheblich günstiger fahre man mit einem ETF. An Basiswerten stünden dabei der Dow Jones Turkey Titans 20 (20 Werte) und der finanzwertlastige MSCI Turkey-Index (19 Werte) zur Wahl. Beide Barometer lägen in punkto Performance etwa gleichauf. Die korrespondierenden ETFs seien der Lyxor ETF Turkey (Lyxor ETF Turkey (DJ Turkey TITANS 20)) und der - mit 38 Prozent p.a. sehr volatile - iShares MSCI Turkey (iShares MSCI Turkey (DE)). Die Gebühren der ETFs würden mit 0,65 respektive 0,74 Prozent pro Jahr angenehm schmal bleiben.

Wer nur kurzzeitig in den Markt möchte, könne sich ein Bonuszertifikat (ISIN DE000AA2G2H7/ WKN AA2G2H) der Royal Bank of Scotland anschauen, das den Dow Jones Turkey Titans 20-Index intelligent erschließe: Sofern der Index bis zur Fälligkeit des Zertifikates (21.12.2011) über 400 Punkten bleibe (aktuell 652 Punkte), zahle einem die RBS 75 Türkische Lira (derzeit 33,80 Euro). Zurzeit koste das Derivat 31,50 Euro. Die Ertragschance binnen zehn Monaten betrage vorbehaltlich eines Währungsgewinns oder -Verlustes rund neun Prozent.

Die Zeit, in der die Börsenkurse in Istanbul von den EU-Beitrittsverhandlungen bewegt worden seien, sei passé. Heute richte sich der Fokus der Anleger auf die organisch (demographische) Dynamik: Das Land verbinde Asien und Europa ebenso wie den Islam mit der Demokratie - ein Vorbild für manch unruhegeplagten Nachbarn. Risikobereite Anleger könnten die Korrektur zum Einstieg nutzen. Aber ohne Eile: Im Juni wähle die Türkei ein neues Parlament. Die Unsicherheit im Vorfeld dürfte vielen Anlegern einen vortrefflichen Anlass zur Gewinnmitnahme bieten - um bei der für dieses Jahr erwarteten Aufstufung der Türkei auf Investment Grade wieder auf der Käuferseite zu stehen. (Ausgabe 02 vom 25.02.2011) (25.02.2011/fc/a/f)

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