Euro am Sonntag-Interview |
07.01.2017 18:11:58
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Fondsmanager Kubli: "Attraktiv bewertet sind Generika"
von Jörg Bellina, Euro am Sonntag
€uro am Sonntag: Herr Kubli, Health-Care-Aktien haben 2016 deutlich verloren - warum sind die Titel unter Abgabedruck? Oliver Kubli: Mehrere Entwicklungen kamen zusammen. Zum einen fürchtete der Markt im Fall eines Wahlsiegs Hillary Clintons staatliche Eingriffe in die Preisgestaltung der Medikamente. Zum anderen ist die Verhandlungsmacht der Millionen Kunden vertretenden "Pharmacy Benefit Manager" in den USA erstmals so stark gewachsen, dass sie gegenüber der Gesundheitsbranche ihre Preisvorstellungen durchsetzen konnten. Belastend wirkten sich auch Negativschlagzeilen über die beiden Unternehmen Valeant und Mylan aus, die Preise unverhältnismäßig nach oben getrieben hatten.
Welche Unternehmen haben sich trotzdem gut gehalten?
Die Aktie von Johnson & Johnson legte seit Jahresanfang wohl aufgrund der breiten Diversifizierung des Unternehmens zu. Der Konzern ist einerseits im Pharmabereich breit aufgestellt und bietet Arzneien unter anderem gegen Krebs und Infektionen an. Andererseits ist Johnson & Johnson auch eines der größten Medizintechnikunternehmen. Zudem verfügt die Firma über eine eigene Konsumsparte. Am besten entwickelte sich der größte US-Krankenversicherer United Health, der gleichzeitig eine der erfolgreichsten Gesundheits-IT-Plattformen aufweist.
Wie hat sich das Teilsegment Medizintechnik entwickelt?
Die Firmen verfolgen eher konservative, breit diversifizierte Geschäftsmodelle. Das jährliche Gewinnwachstum liegt unabhängig von konjunkturellen Entwicklungen im Schnitt bei über zehn Prozent. Diese Solidität gefällt Anlegern. Unser Fonds, der BB Adamant Medtech & Services, bringt es 2016 trotz der hohen Kursschwankungen im Gesundheitsbereich auf ein Plus von rund acht Prozent.
Die Gesundheitsbranche wurde lange Zeit als defensiv eingeschätzt, ist sie es immer noch?
Angesichts der Unsicherheitsfaktoren haben vor allem die Medikamentenhersteller den defensiven Charakter zurzeit etwas verloren. Für viele Medizintechnik- wie Dienstleistungsunternehmen trifft die Einschätzung jedoch weiter zu.
Sind die Titel günstig bewertet?
Das Bewertungsniveau ist so attraktiv wie seit Jahren nicht mehr, vor allem wenn man es ins Verhältnis zum Gewinnwachstum setzt. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis für Gesundheitswerte, aber auch für Biotechaktien liegt aktuell bei 15. Das jährliche Gewinnwachstum der Biotechfirmen liegt bei über 15 Prozent pro Jahr. Noch attraktiver bewertet sind Generika. Unternehmen, die Nachahmerarzneien herstellen wie etwa Teva, bringen es auf ein durchschnittliches Kurs-Gewinn-Verhältnis von acht.
Ist jetzt ein guter Kaufzeitpunkt?
Ich denke ja. In den kommenden Monaten dürfte sich die Branche weiter sehr volatil entwickeln, doch in der zweiten Jahreshälfte 2017 rechne ich mit einer deutlichen Erholung. Die Anleger sollten dann mehr Klarheit über die künftige US-Gesundheitspolitik gewonnen haben.
Was spricht für langfristiges Engagement in Gesundheitswerte?
Die drei Treiber der Gesundheitsindustrie - Demografie, Lebensstil und Innovation - sind alle intakt. Dazu zählt insbesondere die schnell voranschreitende Alterung der Bevölkerung. Bis 2050 werden weltweit zwei Milliarden Menschen über 60 Jahre alt sein. Diese Altersgruppe fragt verstärkt Medikamente und Therapien nach. Auch die Verbreitung westlicher Krankheiten in den Schwellenländern wie etwa Fettleibigkeit sorgt für anhaltende Kursfantasie.
Interview: Jörg Billina
Vita
Oliver Kubli ist seit 2015 Portfoliomanager beim Schweizer Anbieter Bellevue Asset Management (siehe "Fonds im Fokus"). Davor arbeitete er bei Adamant Biomedical Investments, die Firma wurde von Bellevue übernommen, sowie der Zürcher Kantonalbank.
Investor-InfoFonds im Fokus
Anleger, die mit Aktien aus der Gesundheitsbranche vor allem einen defensiven Baustein für ihr Portfolio suchen, greifen derzeit am besten zu Titeln von Medizintechnikfirmen. Die Fondsmanager von Bellevue Asset Management investieren weltweit in dieses Teilsegment, mit über
80 Prozent liegt regional aber klar ein Schwerpunkt auf den USA. Das größte Gewicht im Portfolio haben aktuell Abbott Laboratories, Medtronic und Boston Scientific. 2016 erzielte der Fonds mit seiner Auswahl eine Rendite von rund acht Prozent. In den vergangenen fünf Jahren gab es im Schnitt ein Plus von circa 17 Prozent per annum. Damit waren bisher auch die relativ hohen jährlichen Gebühren des Fonds gerechtfertigt.
Fazit: Defensiver Health-Care-Fonds dank der Ausrichtung auf Medizintechnik.
€uro am Sonntag: Herr Kubli, Health-Care-Aktien haben 2016 deutlich verloren - warum sind die Titel unter Abgabedruck? Oliver Kubli: Mehrere Entwicklungen kamen zusammen. Zum einen fürchtete der Markt im Fall eines Wahlsiegs Hillary Clintons staatliche Eingriffe in die Preisgestaltung der Medikamente. Zum anderen ist die Verhandlungsmacht der Millionen Kunden vertretenden "Pharmacy Benefit Manager" in den USA erstmals so stark gewachsen, dass sie gegenüber der Gesundheitsbranche ihre Preisvorstellungen durchsetzen konnten. Belastend wirkten sich auch Negativschlagzeilen über die beiden Unternehmen Valeant und Mylan aus, die Preise unverhältnismäßig nach oben getrieben hatten.
Welche Unternehmen haben sich trotzdem gut gehalten?
Die Aktie von Johnson & Johnson legte seit Jahresanfang wohl aufgrund der breiten Diversifizierung des Unternehmens zu. Der Konzern ist einerseits im Pharmabereich breit aufgestellt und bietet Arzneien unter anderem gegen Krebs und Infektionen an. Andererseits ist Johnson & Johnson auch eines der größten Medizintechnikunternehmen. Zudem verfügt die Firma über eine eigene Konsumsparte. Am besten entwickelte sich der größte US-Krankenversicherer United Health, der gleichzeitig eine der erfolgreichsten Gesundheits-IT-Plattformen aufweist.
Wie hat sich das Teilsegment Medizintechnik entwickelt?
Die Firmen verfolgen eher konservative, breit diversifizierte Geschäftsmodelle. Das jährliche Gewinnwachstum liegt unabhängig von konjunkturellen Entwicklungen im Schnitt bei über zehn Prozent. Diese Solidität gefällt Anlegern. Unser Fonds, der BB Adamant Medtech & Services, bringt es 2016 trotz der hohen Kursschwankungen im Gesundheitsbereich auf ein Plus von rund acht Prozent.
Die Gesundheitsbranche wurde lange Zeit als defensiv eingeschätzt, ist sie es immer noch?
Angesichts der Unsicherheitsfaktoren haben vor allem die Medikamentenhersteller den defensiven Charakter zurzeit etwas verloren. Für viele Medizintechnik- wie Dienstleistungsunternehmen trifft die Einschätzung jedoch weiter zu.
Sind die Titel günstig bewertet?
Das Bewertungsniveau ist so attraktiv wie seit Jahren nicht mehr, vor allem wenn man es ins Verhältnis zum Gewinnwachstum setzt. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis für Gesundheitswerte, aber auch für Biotechaktien liegt aktuell bei 15. Das jährliche Gewinnwachstum der Biotechfirmen liegt bei über 15 Prozent pro Jahr. Noch attraktiver bewertet sind Generika. Unternehmen, die Nachahmerarzneien herstellen wie etwa Teva, bringen es auf ein durchschnittliches Kurs-Gewinn-Verhältnis von acht.
Ist jetzt ein guter Kaufzeitpunkt?
Ich denke ja. In den kommenden Monaten dürfte sich die Branche weiter sehr volatil entwickeln, doch in der zweiten Jahreshälfte 2017 rechne ich mit einer deutlichen Erholung. Die Anleger sollten dann mehr Klarheit über die künftige US-Gesundheitspolitik gewonnen haben.
Was spricht für langfristiges Engagement in Gesundheitswerte?
Die drei Treiber der Gesundheitsindustrie - Demografie, Lebensstil und Innovation - sind alle intakt. Dazu zählt insbesondere die schnell voranschreitende Alterung der Bevölkerung. Bis 2050 werden weltweit zwei Milliarden Menschen über 60 Jahre alt sein. Diese Altersgruppe fragt verstärkt Medikamente und Therapien nach. Auch die Verbreitung westlicher Krankheiten in den Schwellenländern wie etwa Fettleibigkeit sorgt für anhaltende Kursfantasie.
Interview: Jörg Billina
Vita
Oliver Kubli ist seit 2015 Portfoliomanager beim Schweizer Anbieter Bellevue Asset Management (siehe "Fonds im Fokus"). Davor arbeitete er bei Adamant Biomedical Investments, die Firma wurde von Bellevue übernommen, sowie der Zürcher Kantonalbank.
Investor-Info
Fonds im Fokus
BB Adamant Medtech
Anleger, die mit Aktien aus der Gesundheitsbranche vor allem einen defensiven Baustein für ihr Portfolio suchen, greifen derzeit am besten zu Titeln von Medizintechnikfirmen. Die Fondsmanager von Bellevue Asset Management investieren weltweit in dieses Teilsegment, mit über
80 Prozent liegt regional aber klar ein Schwerpunkt auf den USA. Das größte Gewicht im Portfolio haben aktuell Abbott Laboratories, Medtronic und Boston Scientific. 2016 erzielte der Fonds mit seiner Auswahl eine Rendite von rund acht Prozent. In den vergangenen fünf Jahren gab es im Schnitt ein Plus von circa 17 Prozent per annum. Damit waren bisher auch die relativ hohen jährlichen Gebühren des Fonds gerechtfertigt.Fazit: Defensiver Health-Care-Fonds dank der Ausrichtung auf Medizintechnik.
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