22.03.2011 14:02:43
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Fondshandel Abwarten nach Ausverkauf
Frankfurt (aktiencheck.de AG) - Die Horrormeldungen aus Japan und die Eskalation der Konflikte in Libyen bestimmen auch den Handel mit aktiv verwalteten Fonds und sorgten zwischenzeitlich für ausgeprägte Abgaben, so die Deutsche Börse AG.
Als "sehr turbulent" beschreibe Andreas Kehnen von der Baader Bank die vergangene Woche. "Wir hatten nur Verkäufe. Alles wurde abgestoßen, auch Fonds, die mit Japan überhaupt nichts zu tun haben." Kehnen spreche von einer "Übertreibung nach unten". Erst in den vergangenen zwei Tagen seien wieder Käufer aufgetaucht. "Die Stimmung hat sich etwas entspannt, richtig positiv ist sie aber noch nicht."
"Es rauschte runter, es rauschte rauf", kommentiere Frank Wöllnitz von ICF Kursmakler. Dabei seien die Umsätze außergewöhnlich hoch. "Vom Eindruck her lagen sie drei- bis viermal über dem normalen Niveau."
Vor allem von Asien-Fonds hätten Anleger nach dem Erdbeben und der dramatischen Entwicklung im Atomkraftwerk Fukushima nichts mehr wissen wollen. Der Baader Bank zufolge hätten sich Anleger etwa vom DWS Top 50 Asien getrennt. "Der Fonds war ganz extrem betroffen. So etwas habe ich noch nicht gesehen", erkläre Kehnen. Der Preis habe überhaupt keine Rolle mehr gespielt. Auch Fonds, die sich auf China und Hongkong konzentrieren würden, seien in Mitleidenschaft geraten (Baring Hong Kong China Fund (USD)). "Dabei investieren die gar nicht in Japan." ICF Kursmakler habe "Umsätze wie nie" bei den Japan-Fonds registriert. Nach umfangreichen Abflüssen sehe Wöllnitz aber auch wieder etwas an Zuflüssen.
Unter dem Strich hätten ihm zufolge beim DWS Japan Opportunities die Verkäufe überwogen, beim Templeton Asian Growth Fund (Templeton Asian Growth Fund A (acc) EUR) aber die Zukäufe. Beim Fidelity Japan Advantage Fund (Fidelity Funds - Japan Advantage Fund A (JPY)) sei das Bild in etwa ausgeglichen. Der DWS Japan Opportunities, der schwerpunktmäßig auf Aktien mittlerer und kleinerer japanischer Unternehmen setze, habe zwischenzeitlich rund 20 Prozent an Wert verloren, sich mittlerweile aber wieder deutlich erholt.
Deutschland- und Europa-Aktienfonds hätten Kehnen zufolge ebenfalls durchweg auf den Abgabelisten gestanden, etwa der DWS Deutschland (DWS Deutschland ), der Fidelity European Growth Fund A (Fidelity Funds - European Growth Fund A (EUR)) und der Allianz RCM Adiselect (Allianz RCM Adiselekt P). "Beim Adiselect hatten wir massive Verkäufe", berichte Kehnen. Die Fondsgesellschaften selbst hätten vorsichtshalber Anlagen abgebaut, um an Liquidität zu kommen.
Abgestraft worden seien auch internationale Aktienfonds (M&G Global Basics Fund A). Mischfonds seien ebenfalls nicht besser weggekommen, ICF Kursmakler habe etwa beim Carmignac Patrimoine (carmignac patrimoine) "extreme Verkäufe" beobachtet, ebenso beim Tri Style Fund (Tri Style Fund (T)).
Nicht ganz so extrem hätten laut Frank Wöllnitz Fonds mit indischen Aktien geschwankt, etwa der HSBC GI Indian Equity (HSBC GIF Indian Equity AD). Russland-Fonds wie der DWS Russia hätten sich indessen mit dem Ölpreis bewegt. "Das Land hängt eben am Öl", bemerke Wöllnitz. Insgesamt gebe es gute Umsätze in beide Richtungen, hier seien die Nachrichten aus Libyen ausschlaggebend.
Auch die Minenfonds hätten sich dem Abwärtssog nicht entziehen können. "Bei den Edelmetallen zeigte sich das gleiche Bild", melde Kehnen. Etwa habe es beim BGF World Mining Fund (BGF World Mining Fund A2 USD), beim BGF World Gold Fund A2 (BGF World Gold Fund A2 USD) und beim Earth Gold Fund (Earth Gold Fund UI (EUR R)) sehr große Rückflüsse gegeben. Der Earth Gold Fund habe durch die Katastrophe in Japan - ähnlich wie der Goldpreis selbst - Federn gelassen, sich mittlerweile aber etwas erholt. Beim Allianz RCM Rohstofffonds (Allianz RCM Rohstoffonds A (EUR)) habe Frank Wöllnitz allerdings durchaus Umsätze in beide Richtungen gesehen.
Von dem Motto "Raus aus Atom, rein in Erneuerbare Energien", das die Aktienmärkte zuletzt dominiert habe, könne im Fondshandel übrigens keine Rede sein. "Wir haben kein besonderes Interesse beobachtet", berichte Kehnen und verweise etwa auf den DWS Klimawandel . In der Tat habe der Fonds, der auf Aktien aus den Bereichen klimafreundliche Technologien, erneuerbare Energien, energieeffiziente Mobilität und Klimaschutz setze, bislang von der Krise nicht profitieren können.
Auch ICF Kursmakler habe keine gesteigerte Aufmerksamkeit für Nachhaltigkeits-Fonds bemerkt: "Da gab es keine besonderen Umsätze", erkläre Frank Wöllnitz. Offenbar würden die Anleger noch in Wartestellung verharren beziehungsweise sich direkt in Solar- oder Windkraftaktien engagieren, vermute der Händler. (22.03.2011/fc/a/f)
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