"Smart Fonds" |
14.01.2018 18:30:00
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Fidelity bringt Fonds mit eingegrenztem Risiko auf den Markt
Mit den neuen Regularien traten insbesondere verschärfte Informations- und Dokumentationspflichten für den Vertrieb von Wertpapieren in Kraft, in deren Mittelpunkt ein Eignungstest und die Einteilung der Kunden in Risikoklassen steht, sagte Lessing im Gespräch mit der APA. Die Fidelity "Smart Fonds" seien so konzipiert, dass sie im Zeitverlauf immer innerhalb eine bestimmten Risikoklasse schwanken. Der Vertriebspartner sei dadurch nicht gezwungen, seinen Kunden vom Rausfall eines bestimmten Produktes aus der Risikoklasse zu informieren und allenfalls eine neue Vereinbarung mit ihm abzuschließen. Der Kunde sei zudem vor ungewolltem zu hohem Risiko geschützt.
Fidelity hat für rund 150 seiner Fonds die Vertriebszulassung für Österreich. Lessing ist nicht nur für Österreich, sondern auch für Polen, Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Rumänien und Kroatien zuständig. Das eigene Fondsvolumen in der Region liegt bei 4,5 Mrd. Euro, der größte Teil entfällt auf Österreich. Der Vertrieb erfolgt laut Lessing in etwa gleichen Teilen über Makler, Privatbanken, Pensionskassen, Versicherungen und Banken. 2017 sei ein gutes Jahr gewesen, man habe Marktanteile gewonnen. Im Fokus der Anleger stünden gemischte Fonds und "Income Fonds", die sich durch monatliche Ausschüttungen auszeichnen.
Den Ausblick für das laufende Jahr 2018 beurteilt Lessing im Großen und Ganzen positiv. "Die häufigste Frage von Kunden lautet: 'Es läuft schon so lange gut, kommt da was?", so Lessing. Seine Antwort darauf: "Ja, es läuft weiter gut, aber es gibt Faktoren, auf die man schauen muss." Denn die Risiken würden steigen, je länger es gut gehe. Fidelity selbst habe bereits mit Anpassungen und Umschichtungen begonnen.
"Viele Märkte sind schon teuer. Wir sehen aber in absehbarer Zeit keine großen Risiken", so Lessing. Es gebe eine Reihe von Faktoren, die man sich ansehe. Dazu zähle etwa die Geldpolitik der Zentralbanken und in diesem Zusammenhang die dünner werdende Liquiditätszufuhr, etwa weil die EZB ihr Anleihenankaufprogramm zurückschraubt. Ein weiterer Faktor sei das Wirtschaftswachstum. "Die Wirtschaft brummt, wir haben echtes Wachstum in Europa und den USA."
Probleme gebe es allerdings bei der Inflation. Da keine da sei, gebe es auch keinen Anlass für Zinserhöhungen. Die US-Notenbank Fed dürfte nur zwei Mal in diesem Jahr ihre Zinsen erhöhen. Die "Phillips-Kurve", die das Verhältnis zwischen Arbeitslosenquote und Inflation anzeige, müsste eigentlich viel höher sein.
Auslöser für eine steigende Inflation könnte der Ölpreis sein. Sorgen müsste man sich aber nur machen, wenn er dauerhaft über 70 US-Dollar je Barrel steige. "Dann müsste man schnell reagieren", so Lessing. Oder es kommt Inflationsdruck durch höher Löhne und Gehälter. Aber beides sei derzeit nicht zu sehen.
Ein weiteres Problem könnte die wirtschaftliche Entwicklung in China sein, einer wichtigen Konjunkturlokomotive für die Weltwirtschaft. Dort erhöhe die Zentralbank ihren Druck auf Entschuldung der Unternehmen. Das könnte die Wirtschaft stärker als erwartet bremsen. "Ich sehe es derzeit aber noch nicht", so Lessing.
Für die Anleger bedeute dies, dass die Alternativen bei Anleihen extrem beschränkt blieben. Da kurze Laufzeiten schon negativ performten, bleibe nur, ein mittleres oder höheres Risiko einzugehen oder auf Aktien umzusteigen. Von Staatsanleihen rät Lessing ab. Fidelity reduziere auch bei High-Yield-Anleihen, da der Markt nur mehr ein Ausfallsrisiko von 0,7 Prozent einpreise. Interessant seien Investmentgrade-Unternehmensanleihen oder sogenannte Coco-Bonds, eine Art von Hybridanleihen, die sich automatisch unter bestimmten Umständen von Fremd- in Eigenkapital umwandeln.
Bei Aktieninvestments werden die Branchen Technologie, Gesundheit und klassischer Konsum bevorzugt, die Branchen Energie, Immobilien und Versorger sollten dagegen gemieden werden. Generell rät Lessing: "Nicht blind kaufen."
Unter einem regionalen Gesichtspunkt ist Fidelity zu den USA neutral eingestellt. Bei europäischen Werten, die letztes Jahr stark aufgeholt hätten, sollte man vorsichtig sein. Japan sei interessant, Lessing rät aber zu Währungsabsicherungen.
Zu den Dingen, mit denen sich Fidelity daneben noch beschäftigt, zählen laut Lessing etwa die Auswirkungen der US-Steuerreform, die Positionen von US-Präsident Donald Trump, anstehende Parlamentswahlen in Italien, die Regierungsbildung in Deutschland, die Brexit-Verhandlungen, der Ausgang der Unabhängigkeitsbestrebungen in Katalonien, die politische Situation in Korea oder der Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. "Politische Risiken gibt es immer", so Lessing.
(APA) ggr/ivn
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