25.05.2007 13:11:20

Europa-Fonds mit Mehrwert

Harthausen (aktiencheck.de AG) - Die Experten vom "Geldanlage-Brief" haben drei Europa-Fonds herausgefiltert, die dem Anleger einen Mehrwert liefern.

Aktienfonds mit europäischer Ausrichtung gebe es wie den sprichwörtlichen Sand am Meer. Die meisten böten einem nur Mittelmaß und würden die hohen Kosten kaum rechtfertigen. Die Aufgabe als Anleger sei es daher, Fonds zu finden, die sich in steigenden und fallenden Märkten bewähren würden. Sie böten eine hohe Wahrscheinlichkeit, den Markt auch künftig zu überrunden.

Die Experten hätten drei Investment-Kandidaten für den Anleger identifiziert. Dabei falle auf: Unter den in allen Zeiträumen bestplatzierten Fonds finde man viele, die sich bei der Aktienauswahl auf wissenschaftlich fundierte Theoriegebäude, mindestens aber auf ein Höchstmaß an Disziplin stützen und Emotionen so oder so ausschalten würden.

Ein solcher Fonds, in Reinkultur, sei der European Minimum Variance (ISIN LU0110865192/ WKN 655898) von Uni-Global. Er fuße auf einer interessanten Erkenntnis zweier Kapitalmarktforscher: Zu Beginn der Neunziger Jahre hätten Jochen Kleeberg und Robert Haugen herausgefunden, dass sich der Ertrag von Index-Investments bereits mit einer kleinen Stellschraube signifikant steigern lasse. Anhand des S&P 500-Index hätten sie gezeigt, dass ein Portfolio, welches aus Aktien mit dem geringsten Risiko bestehe, zu deutlich höheren Renditen führe. Diese Erkenntnis ("Minimum Varianz-Theorie") wende Uni-Global auf den europäischen Aktienmarkt an. Ziel von Fondsmanagerin Fiona Frick: Den Euro Stoxx 50 nachbilden und bei geringeren Schwankungen eine höhere Rendite erzielen.

Die Umsetzung: Frick investiere 50 Prozent des Vermögens in Indexpapiere. Die andere - bessere - Hälfte fließe in Aktien, die zueinander eine möglichst geringe Korrelation aufweisen würden. So wolle Unigestion vermeiden, dass sich ein Kurssturz auf alle Fondspositionen auswirke und unmittelbar durchschlage.

Der Nutzen: In steigenden Märkten schneide man zwar kaum besser als der Markt ab, dafür erhalte man in der Baisse einen wertvollen Risikopuffer. Das klinge zunächst langweilig, führe aber, gemittelt über alle Marktphasen, zu beeindruckenden Renditen: Sieben Jahre nach Auflage des Fonds erreiche er eine kaum zu untertreffende Volatilität von nur 7,6 Prozent p.a. und erziele im Fünf-Jahres-Zeitraum ein Plus von 65 Prozent. (EURO STOXX 50: kaum 30%). Die Kosten, die man für den quantitativen Ansatz aufwenden müsse, seien fondstypisch hoch: Neben einem Ausgabeaufschlag von bis zu vier Prozent zahle man pro Jahr Gebühren von 1,5 Prozent.

Die Experten hätten einem das Chicco-Modell bereits im "Geldanlage-Brief" (Ausgabe 19/2006) vorgestellt. Es gehöre Frank Lingohr, seines Zeichens Fondsmanager des Lingohr-Systematik-BB-Invest Europa (ISIN DE0005320097/ WKN 532009). Chicco sei ein Computermodell, das nach Zusammenhängen zwischen Bewertungskennzahlen von Aktien und deren Kursverläufen suche. Das System habe beispielsweise herausgefunden, dass in Deutschland der innere Unternehmenswert, in Frankreich die Dividendenrendite und in Italien etwa die Kapitalmarktrendite eine entscheidende Rolle bei der Kursfindung spielen würden. Folglich gewichte das System die fundamentalen Kennziffern in jedem Land anders. Die Verkettung en detail erfahre man freilich nicht; sie bleibe Betriebsgeheimnis.

Entscheidend sei: Im Ergebnis ermittle Chicco für jede Aktie eine aggregierte Kennziffer. Titel, die einen Wert von eins bis zwanzig erreichen würden, seien tendenziell Kaufkandidaten. Doch vor dem eigentlichen Kauf lege Lingohr noch einmal selbst Hand an, wähle die besten Werte aus und bestücke mit ihnen (gleichgewichtet und alle sechs Monate wiederholt) das Portfolio. Der Erfolg der Prozedur, die Lingohr selbstironisch als "langweilig" bezeichne, sei immens: Der Fonds habe seit Auflage (10/2003) um 110 Prozent zugelegt (EURO STOXX 50: +80%) und zeige der Benchmark auch in kleineren Zeitfenstern regelmäßig die rote Karte. Einziges Manko: Die Volatilität des Fonds falle mit rund zehn Prozent etwas hoch aus. Die Kosten: Bis zu fünf Prozent für den Ausgabeaufschlag und im Anschluss daran rund 1,7 Prozent pro Jahr.

Investment-Kandidat Nummer drei sei der Grande Europe (ISIN LU0099161993/ WKN A0DKM6). Das fast 390 Mio. Euro schwere Flaggschiff aus dem Hause Carmignac investiere vornehmlich in Staaten der EU, mische jedoch auch Werte aus Drittländern, etwa Russland, bei. Überhaupt würden die beiden Fondsmanager David Loggia und Jordan Cvetanovski eher `gen Osten schauen. Gut jeden vierten Euro würden sie in Unternehmen mit nennenswerten Umsatzanteilen in Osteuropa investieren. Vorn an: Banken, Einzelhandelsketten und Immobilienwerte. Im Fokus stünden dabei Titel mit langfristigem Wachstum, die zudem einen üppigen Cash Flow erwirtschaften würden. Ferner: Unternehmen in der Umstrukturierung.

Die Früchte der aktiven, an Themen orientierten Lese könnten sich ebenso sehen lassen wie der quantitative Ansatz à la Lingohr. Seit Auflage in 1999 weise der Grande Europe ein Plus von 62 Prozent aus - gut 55 Prozentpunkte mehr als der STOXX 600. Allerdings: Mit einem Beta zur Benchmark von 1,1 beinhalte der Fonds aktuell ein eher hohes Marktrisiko - bestärkt noch durch Überbetonung des (zinssensitiven) Finanzsektors. Beides könnte in einer Korrektur im gegenwärtigen Umfeld steigender Zinsen zu einer Belastungsprobe führen. Die Kosten: Man zahle fürs Agio bis zu vier Prozent, des Weiteren laufende Gebühren von 1,5 Prozent pro Jahr.

Alle drei Produkte hätten ihren Erfolg auch langfristig unter Beweis gestellt und würden sich grundsätzlich zum Basisinvestment qualifizieren.

Der European Minimum Variance kommt eher für konservative Anleger in Betracht, während "Lingohrs Chicco" und der Grande Europe mit jeweils leicht höherer Wertschwankung mehr dem risikobereiteren Naturell zuarbeiten, so die Experten vom "Geldanlage-Brief". (Ausgabe 10 vom 24.05.2007) (25.05.2007/fc/a/f)

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