19.07.2011 12:33:33
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ETFs "Marktverwerfungen nutzen"
Frankfurt (aktiencheck.de AG) - Während sich die Mehrheit angesichts der Schuldenkrise mit den jeweiligen Länderindices beschäftigt, und zwar mit Aktien und vor allem aber auch mit Anleihen, schieben einzelne den ETF mit Dividendentiteln auf der Umsatzliste nach oben, so die Analysten der Deutschen Börse AG.
Bei den Sektoren würden Autos und Banken Schwung in den Markt bringen. Andreas Bartels von der Commerzbank blicke auf eine der aktivsten Wochen der vergangenen Monate zurück. "Umsätze auf hohem Niveau" habe der Market Maker beobachtet, wobei Käufe und Verkäufe komplett ausgeglichen seien. Betrachte man die Assetklassen im Einzelnen, hätte es im Bereich der Aktien-ETFs mehr Abgaben, bei den Renten-ETFs dagegen Neuengagements gegeben.
Mark Schönbrodt von der DekaBank sehe insgesamt steigende Umsätze. Bei ihm stünden zwei Drittel Käufer einem Drittel Verkäufer gegenüber. Ruhiger sei es dagegen für Bastian Ohta von der UniCredit gewesen. Als "Abklingen des Sturms" bezeichne der Händler die Marktphase. "Die großen Investoren, die es kalt erwischt hat, sind vielleicht noch zu gekränkt, um schon wieder einzusteigen." Entsprechend habe es Ohta im Moment vor allem mit kleineren Orders zu tun, "am Markt handeln", nenne er dies.
"Unsere Investoren haben wegen der Eurokrise vor allem europäische Indices im Blick", konkretisiere Bartels. 70 Prozent der Aktivitäten hätten sich auf den Euroraum bezogen, etwa 45 Prozent auf deutsche Werte. Neben den Standards zu DAX, EURO STOXX 50 oder dem marktbreitem DJ STOXX 600 hätten sich Anleger vor allem auf gehebelte ETFs und Short-ETFs kapriziert. "Sie versuchen, Marktverwerfungen zu nutzen", erkläre Bartels.
Bemerkenswert seien die hohen Umsätze im DivDAX-ETF (iShares DivDAX (R) (DE)). Das sei Gregor Homme von der UniCredit zufolge vermutlich ein Steuerthema großer institutioneller Investoren. Der ETF habe am vergangenen Freitag Dividenden ausgeschüttet. Außerdem sei ein gewichtiger Leerverkäufer aktiv, der jedoch bei der Eindeckung gebremst werde. Der Emittent des ETFs habe die tägliche Ausgabe neuer Anteile auf 3 Prozent des verwalteten Vermögens begrenzt. "Das wird noch spannend in den nächsten Tagen", glaube Homme.
Wie Bartels berichte, seien außerhalb der Eurozone ETFs mit US-Aktien gesucht, mit asiatischen Unternehmen und Emerging Market-Werten dagegen gar nicht. Bei Schönbrodt habe es allerdings Nachfrage nach einem ETF mit chinesischen Aktien gegeben. Außerdem hätten sich Anleger auch mit Anteilen am ETF (iShares MSCI World DE) auf den sehr breit gestreuten MSCI World eingedeckt. Der Tracker auf den Subindex von MSCI mit nordamerikanischen Aktien wäre dagegen mehrheitlich zurückgegeben worden.
Bartels zufolge seien insbesondere ETFs (iShares ebrexx (R) Government Germany 55-105 (DE)) mit deutschen Staatsanleihen begehrt gewesen, und zwar im Laufzeitbereich von fünf bis zehn Jahren, aber auch Anteile an ETFs (iShares ebrexx (R) Government Germany 15-25 (DE)) mit kürzerlaufenden Bundesanleihen - eineinhalb bis zweieinhalb bzw. zweieinhalb bis fünfeinhalb Jahre - hätten Abnehmer gefunden. Bei der DekaBank sei außerdem der ETF (iShares ebrexx (R) Government Germany (DE)) mit Bundesanleihen aller Laufzeiten gekauft worden.
Spekulativer agierende Investoren hätten den Lyxor ETF Daily Double Short Bund (LYXOR ETF DAILY DOUBLE SHORT BUND) gehandelt, der bemerkenswert weit oben auf den Umsatzlisten der zurückliegenden Woche erscheine, wie Bartels beobachtet habe. Der ETF bilde zweifach die Preisveränderungen des Bund-Futures auf Tagesbasis ab.
Im Bereich der Sektoren seien Anleger der Commerzbank vor allem in ETFs mit Automobil-Aktien, Grundstoffunternehmen und Banken aktiv gewesen. Während erstere ausgeglichen gehandelt worden seien, seien Tracker des Banksektors mehrheitlich verkauft worden.
Auch bei Homme würden vor allem Anteile an ETFs (STOXX Europe 600 Optimised AutomobilesParts Source ETF) mit Automobilaktien? über den Tresen' gehen. Dieser Trend halte nun schon einige Wochen an. "Zuletzt hat BMW mit einer angehobenen Prognose Schub in das Thema gebracht." Das ziehe sich wie ein roter Faden durch den Markt. Eine gute Nachricht nach der anderen bringe Kundenkäufe mit sich.
Im Zuge der Diskussion um italienische Staatsanleihen seien außerdem vor allem europäische Banken-ETFs (iShares EURO STOXX Banks (DE)) wegen der italienischen Banken verkauft worden. Gegen Ende der Woche, vor Veröffentlichung der Stresstests, seien die Anleger wieder eingestiegen, blicke der Händler zurück. Der Sektor habe in dem Zeitraum auch am zweitbesten abgeschnitten. "Gutes Näschen oder Erholungsrally", interpretiere Homme das Anlegerverhalten. (19.07.2011/fc/a/f)
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