21.06.2011 14:54:47
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ETF-Handel Politiker geben Takt vor
Frankfurt (aktiencheck.de AG) - Mit der Griechenland-Krise im Nacken halten sich Anleger nicht nur am Aktienmarkt, sondern auch bei Aktien-ETFs stark zurück, so die Deutsche Börse AG.
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch solle das griechische Parlament über die von Ministerpräsident Papandreou gestellte Vertrauensfrage abstimmen. Würden er und sein Sparpaket keine Mehrheit finden, rutsche das Land in die Zahlungsunfähigkeit.
Am Dienstag überwiege allerdings die Zuversicht, dass die Rettung doch noch gelinge. "Griechenland bestimmt weiter die Märkte. Solange es hier keine Lösung gibt, bleibt es schwierig", glaube Jörg Sengfelder von der DekaBank. Bei an Aktienindices gekoppelten Fonds hätten daher die Verkäufe dominiert. Lieber etwas vorsichtiger, so beschreibe Sengfelder die Haltung der Anleger.
Das Interesse an Renten-ETFs sei hingegen außergewöhnlich hoch, bemerke die Commerzbank. "Wir haben normalerweise ein Verhältnis von 75 oder 80 Prozent Aktien zu 25 oder 20 Prozent Renten", erkläre Andreas Bartels. Momentan würden die ETFs auf Festverzinsliche hingegen rund 40 Prozent ausmachen. "Die Bonds sind stark nachgefragt." Die Umsätze seien Bartels zufolge gut, er sehe insgesamt - Renten-ETFs eingerechnet - sogar noch einen kleinen Käuferüberhang.
Raus aus DAX-Trackern, rein in deutsche Staatsanleihen-ETFs - das sei Bartels zufolge der aktuelle Trend. Abgegeben worden sei etwa der iShares Dax (iShares DAX (R) (DE)) und das entsprechende hauseigene Produkt der Commerzbank (ComStage ETF DAX (R) TR I). Auch bei Flow Traders und DekaBank hätten deutsche Aktien-ETFs zuletzt auf den Abgabelisten gestanden (ETFlab DAX (R)). Eher auf Gegenliebe gestoßen seien hingegen MDAX- und SDAX-Tracker, ergänze die Commerzbank (iShares MDAX (R) (DE)). "Man interessiert sich wieder für die zweite Reihe." Das schließe die Technologiewerte aber offenbar nicht ein: Flow Traders melde hier Abflüsse (iShares TecDax (R) (DE)).
"Der Schwerpunkt liegt aktuell ganz klar auf Deutschland", berichte Bartels außerdem. Rund die Hälfte des Handels beziehe sich auf deutsche Underlyings, also zugrunde liegende Wertpapiere. "Da ist schon ungewöhnlich viel, meist spielen die USA oder die Schwellenländer eine größere Rolle." Bei den EURO STOXX-ETFs sei das Bild gemischt, hier gebe es Zu- und Abflüsse. Laut Bernardus Roelofs von Flow Traders würden bei einigen Produkten die Abgaben überwiegen (iShares EURO STOXX 50 (DE)), bei anderen hingegen die Zukäufe (LYXOR ETF EURO STOXX 50 A). Angesichts des immer neue Höhen erklimmenden Schweizer Frankens hätten Anleger darüber hinaus auch bei Aktien-Trackern aus dem Alpenland Kasse gemacht (db x-trackers SMI (R) ETF 1D).
Bei den Renten-ETFs hätten weiter die an deutsche Staatsanleihen gekoppelten Produkte die Nase vorn. Der "sichere Hafen" locke unverändert. Das Interesse der Investoren erstrecke sich dabei auf sämtliche Laufzeiten. "Sowohl Kurz- als auch Langfläufer sind beliebt", meine Bartels mit Verweis auf den iShares eb.rexx Government Germany 1,5-2,5 (iShares ebrexx (R) Government Germany 15-25 (DE)) und den iShares eb.rexx Government Germany 5,5-10,5 (iShares ebrexx (R) Government Germany 55-105 (DE)). Die DekaBank vermelde Interesse am ETFlab Deutsche Börse EuroGov Germany 1-3 (ETFlab Deutsche Boerse EUROGOV (R) Germany 1-3) und am iShares eb.rexx Jumbo Pfandbriefe (iShares ebrexx (R) Jumbo Pfandbriefe (DE)), einem Rentenfonds, der die Entwicklung von Pfandbriefen nachzeichne.
Beim Handel mit Sektoren-ETFs zeige sich weiter, dass Anleger von Bankwerten derzeit lieber die Finger lassen würden. Zu groß seien die Sorgen, dass die Finanzinstitute im Zuge der Griechenland-Krise doch noch zur Kasse gebeten würden. Abgestoßen worden sei der Commerzbank zufolge daher der ComStage STOXX Europe 600 Financial Services (ComStage ETF STOXX® Europe 600 Financial Services NR I). Auch an die Medienbranche gekoppelte ETFs (LYXOR ETF STOXX EUROPE 600 MEDIA) seien eher verkauft worden, während Investoren bei Unternehmen der Grundstoff- (ComStage ETF STOXX® Europe 600 Basic Resources NR I) und Automobilindustrie (ComStage ETF STOXX® Europe 600 AutomobilesParts NR I) zugegriffen hätten.
"Im Gesundheitsbereich hielten sich Zu- und Abflüsse die Waage", ergänze Bartels (ComStage ETF STOXX® Europe 600 Health Care NR I). Andere Händler wie Flow Traders würden hier allerdings eine Überzahl von Verkäufern sehen (db x-trackers STOXX® 600 HEALTH CARE ETF 1C). Etwas mehr Interesse habe Bartels auch an Indexfonds registriert, die die Entwicklung der Rohstoffindustrie abbilden würden, etwa am ComStage Commerzbank Commodity (ComStage ETF Commerzbank Commodity EW Index TR I) und am iShares Dow Jones UBS Commodity Swap (iShares Dow Jones-UBS Commodity Swap (DE)).
Der DekaBank zufolge hätten sich Investoren auch von Konsumgüter-ETFs wie dem Amundi MSCI Europe Consumer Staples (AMUNDI ETF MSCI Europe Consumer Staples ) verabschiedet.
Bei den Schwellenländerfonds ergebe sich ebenso wenig ein eindeutiges Bild - klar sei nur, dass diese definitiv nicht im Fokus stünden. Roelofs berichte von Abflüssen bei breit aufgestellten Schwellenländerfonds (iShares MSCI Emerging Markets (DE)) und Zukäufen bei Osteuropa-ETFs (Lyxor ETF Eastern Europe (CECE EUR)). (21.06.2011/fc/a/f)
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