31.07.2017 16:41:00
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BAWAG P.S.K: Kämpfe nicht gegen die Zentralbanken
Kämpfe nicht gegen die Zentralbanken
Es gibt ein Sprichwort auf den Märkten: "Kämpfe nicht gegen die Fed (US-Zentralbank)". Angesichts der gegenwärtigen Umstände könnte die Formulierung geändert werden zu "Kampfe nicht gegen die Zentralbanken".
Die Zentralbanken sind seit 2008 durch ihre sehr entgegenkommende Geldpolitik sehr gut zu den Märkten gewesen. Allerdings unterstreichen die jüngsten Aussagen von der Federal Reserve, der Bank of Canada, der Europäischen Zentralbank und der Bank of England die Tatsache, dass die Zentralbanken versuchen, die Märkte für eine allmähliche Normalisierung ihrer Geldpolitik vorzubereiten und die damit allmähliche Beseitigung dieser sehr entgegenkommenden Maßnahmen.
Das ist keine triviale Angelegenheit, denn die Märkte unterliegen weiterhin der politischen Unsicherheit und den Trends der Ölpreise. Sie sind immer noch besonders abhängig von den Zentralbanken, zu einer Zeit, in der eine allmähliche Normalisierung der Geldpolitik in Vorbereitung ist. Die Fed hat ihre Leitzinsen im Juni zum vierten Mal seit 2008 trotz einer sehr niedrigen Inflation erhöht.
Die Erwartungen einer Normalisierung der Geldpolitik werden durch die Tatsache, dass das politische Risiko im Großen und Ganzen zurückgegangen ist, weiter untermauert. Trotz der Verzögerung der von Donald Trump versprochenen steuerlichen Konjunkturmaßnahmen hat sich das politische Risiko entspannt. Die Welle der populistischen Stimmung scheint bereits ihren Zenit überschritten zu haben, wie sich durch das proeuropäische Ergebnis der Wahlen in Frankreich, positive politische Entwicklungen in Italien und ein Signal von britischen Wählern, dass sie mehr für einen "weichen Brexit" sind, zeigt.
Der Rückgang des Ölpreises von mehr als 15% in der ersten Jahreshälfte dämpfte die Inflationserwartungen, vor allem in den USA mit dem jüngsten Rückgang der Online-Einzelhandels- und Medikamentenpreise. Der Preisdruck wird sich verstärken, vor allem im Agrarsektor nach der Akquisition von Whole Foods Market durch Amazon.
Auf den Märkten ist die zentrale Frage, ob die derzeitige niedrige Inflation einfach vorübergehend ist, wie die großen Zentralbanken zu glauben scheinen.
Inflation ist in der Tat das fehlende Stück im Puzzle, da die Zinssätze und Inflationsniveaus zu einer Zeit sehr niedrig sind, in der die Zentralbanken versuchen, ihre Geldpolitik zu normalisieren. Zwar haben die niedrigen Zinsniveaus es möglich gemacht, Schuldenkosten niedrig zu halten, aber sie haben auch zu einer Maßlosigkeit geführt. Z.B. durch die 2,75 Mio. $, die Argentinien durch die Ausgabe von 100-jährigen Anleihen, die mit einem Zinscoupon von 8 % ausgestattet sind, aufgebracht hat, obwohl Argentinien bereits achtmal in Verzug geraten ist.
Abgesehen von der Frage der Inflation dürfen wir nicht vergessen, dass die im Jahr 2008 eingeführte quantitative Lockerung darauf ausgerichtet war, auf einen Notfall zu reagieren, der nicht mehr existiert und dass es für die Zentralbanken normal ist, sich auf eine andere wirtschaftliche Verlangsamung oder Krise vorzubereiten, die in der Zukunft auftreten könnte.
Die Zentralbanken senden daher eine klare Botschaft: Die Normalisierung der Geldpolitik wird fortgesetzt. Die Anleger müssen dies im Auge behalten, wenn sie entscheiden welche Positionen sie ergreifen, indem sie ausgewogenere Portfolios haben und dabei besonders auf zinssensible Sektoren achten. Vorsicht ist besser als Nachsicht. Und kämpfe nicht gegen die Zentralbanken...
MAKROÖKONOMIE UND MÄRKTE
Harte Daten und Unternehmensbefragungen zeigen weiterhin die Verfolgung der weltweiten Expansion, die in den meisten Ländern durch die Binnennachfrage angetrieben wird.
Wir haben unsere Wachstumsprognose für die Eurozone im Jahr 2017 überarbeitet und von 1,6 % auf 1,8 % erhöht, haben aber unsere Wachstumserwartungen in anderen Ländern unverändert belassen.
Der globale Handel hat sich seit Ende 2017 verstärkt, nach übermäßiger Schwäche im Jahr 2016 und dank der Re-Synchronisation des globalen Zyklus.
Die Kerninflation ging in den USA zurück. Während wir glauben, dass es auf vorübergehende Faktoren zurückzuführen ist, zeigt die geringe Kerninflation in diesem Zyklus, dass strukturelle (angebotsorientierte) Faktoren im Spiel sind. Wir erwarten, dass die Kerninflation erneut beschleunigt, aber durch historische Standards gedämpft bleibt.
Die politischen Risiken haben sich nach den französischen Wahlen von Europa in den Rest der Welt verlagert. In die Zukunft blickend sind mögliche politische Kehrtwendungen (Trumps Handelspolitik im Besonderen), geopolitische Spannungen (Korea) und der chinesische Zyklus (übermäßig mit Kredit belastet) die Hauptrisiken.
Zusammenfassung: Normalisierung der Geldpolitik
Im ersten Halbjahr haben sich die Märkte gut entwickelt. Die Höhepunkte dieser Periode waren jedoch nicht nur der starke Rückgang des Ölpreises, der tatsächlich mehr als 15% verlor, sondern auch die niedrige Inflationsrate.
In einem Umfeld, in dem der Dollar, die langfristigen Zinssätze, die Öl- und Rohstoffpreise gemeinsam zurückgegangen sind, ist es sinnvoll, das gute Verhalten der aufstrebenden Asien-Aktien und Sektoren wie Technologie, Gesundheit und Versorgungsunternehmen zu sehen.
Allerdings haben die Zentralbanken eine klare Botschaft an die Märkte gesendet: Die niedrige Inflation ist ein vorübergehendes Phänomen, und die Geldpolitik wird sich weiter normalisieren. Die Anleger sollten sich daher klar positionieren, indem sie ausgewogene Portfolios haben und den Sektoren, die für steigende Zinsen empfindlich sind, besondere Aufmerksamkeit widmen.
Wir sind trotz der jüngsten Volatilität weiterhin positiv gegenüber Aktien und wir sind sehr vorsichtig gegenüber Staatsanleihen. Die Eurozone scheint ein gutes Potenzial in einem Kontext zu haben, in dem politische Risiken abnehmen und makroökonomische Indikatoren weiterhin sehr positiv sind.
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