Erdogan belastet |
20.12.2021 15:42:38
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Türkische Lira bleibt im Abwärtsstrudel - Börsen brechen erneut ein
Die türkische Lira setzte ihren Wertverfall zu Wochenbeginn fort. Für einen Euro mussten erstmals mehr als 20 Lira gezahlt werden, ein Dollar war bis zu 17,8 Lira wert. Damit wurden abermals historische Marken gerissen. Die Verluste gegenüber Freitag betrugen jeweils etwa acht Prozent. Der türkische Aktienmarkt gab zunächst um fünf Prozent nach, so dass der Handel unterbrochen wurde. Nach Wiederaufnahme ging es mit den Kursen weiter bergab, der Leitindex Bist 100 rutschte um bis zu knapp 8,2 Prozent ab. Am Freitag schon war das Börsenbarometer im Tief um mehr als neun Prozent eingebrochen.
Am Markt wurden die neuerlichen Turbulenzen mit Äußerungen von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan vom Wochenende erklärt. Abermals erteilte er Forderungen nach Zinsanhebungen durch die Notenbank eine klare Absage. Erdogan ist erklärter Gegner hoher Zinsen, da er sie nicht nur als Wachstumsbremse, sondern auch als Inflationstreiber ansieht. Letzteres steht im Gegensatz zum ökonomischen Konsens, der in Zinsanhebungen ein scharfes Schwert gegen die Geldentwertung sieht.
Die Lira hat in diesem Jahr gegenüber Dollar und Euro etwa 60 Prozent ihres Werts eingebüßt. Allein seit November betragen die Verluste rund 40 Prozent. Der Sinkflug verteuert Warenimporte in die Türkei immer mehr und lastet damit erheblich auf der Kaufkraft der Bevölkerung. Mittlerweile hat sich auch der einflussreiche Unternehmerverband Tüsiad für höhere Zinsen ausgesprochen. Erdogan lehnte die Forderung am Wochenende jedoch mit scharfen Worten ab.
Hintergrund des Lira-Sinkflugs ist das rapide schwindende Vertrauen der Anleger in die Wirtschafts- und Geldpolitik des Landes. Die Notenbank befindet sich seit Spätsommer auf striktem Zinssenkungskurs, obwohl die hohe Inflation von gut 21 Prozent eigentlich für höhere Zinsen sprechen würde. Durch die Zinssenkungen entsteht weiterer Abwertungsdruck, der die Inflation zusätzlich in die Höhe treibt - ein Teufelskreis. Kritiker monieren seit langem Beeinflussung durch die politische Führung, die bereits zahlreiche personelle Veränderungen in der Zentralbank vorgenommen hat.
Schon einige Male haben sich die Währungshüter mit direkten Eingriffen gegen den Absturz der Lira gestemmt und dies auch offen kommuniziert, so zuletzt am Freitag. Die Interventionen brachten jedoch allenfalls kurzzeitige Erleichterung. Fachleute verweisen auf die geringen Fremdwährungsbestände des Landes, die zwar durch einige Währungsabkommen mit befreundeten Staaten wie Katar erhöht werden konnten. Für eine dauerhafte Verteidigung der Lira gelten die Bestände aber als zu gering.
FRANKFURT (dpa-AFX)
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