Devisen-Trader-Kolumne 21.11.2014 17:05:17

EUR/RUB: Steht der Rubel vor einer Erholung?

Kolumne

Schon seit dem Jahr 2008 überlässt die CBR den Rubel-Wechselkurs in zunehmendem Maß den Marktkräften, die Währung durfte in einem Wechselkursband "floaten". Vor wenigen Tagen hat die CBR den Wechselkurs vollkommen freigegeben. Das ist eine ungewöhnliche Reaktion in einem Land, das sonst eher auf Kontrolle der Marktkräfte setzt. Doch die Maßnahme war aus der Not geboren: Zuerst die Ukraine-Krise und dann der Rückgang beim Ölpreis haben den Rubel abstürzen lassen. EUR/RUB stieg nach dem Bruch des Widerstands bei 50 RUB rasch bis fast auf 60 RUB an. Die Notenbank hat versucht, den Fall durch Zinserhöhungen und direkte Interventionen zu dämpfen. Doch die Kosten dieser Politik für die Notenbank und für die Gesamtwirtschaft wurden zu hoch.

Der Rubel kann sich langsam stabilisieren

Doch was bedeutet die Freigabe für den Rubel? Es muss nicht unbedingt zu einer weiteren Abwertung kommen. Öl ist das wichtigste Exportprodukt Russlands und der Rubel ist eng an die Ölpreisentwicklung gekoppelt. Sollte sich der Ölpreis stabilisieren und 2015 wieder steigen - und das halte ich für wahrscheinlich - dann wird sich auch der Rubel wieder erholen. Dazu kommt: Die Notenbank war durch ihre Interventionen am Devisenmarkt in ihrem Aktionsradius stark eingeschränkt. Ein sinkender Ölpreis führte zu einer Rubelabwertung und die Notenbank musste darauf mit Zinserhöhungen reagieren. Die Konjunktur wurde dann gleichzeitig durch den niedrigeren Ölpreis und durch höhere Zinsen gebremst. Dieser Automatismus ist nun aufgebrochen. Die Notenbank hat mehr Freiheiten, den aktuell sehr hohen Leitzins von 9,50 Prozent wieder zu senken. Das wird irgendwann auch nötig sein, um der Wirtschaft aus der Rezession zu helfen, denn 2015 wird das BIP um 1,5 Prozent sinken.

Fazit

Die starke Abwertung des Rubels der letzten Monate wird sich voraussichtlich nicht fortsetzen, eine Stabilisierung ist wahrscheinlich. Die Voraussetzungen für eine Erholung sind aber noch nicht gegeben. Doch mit Zinszertifikaten (z.B. WKN CB1RUB) lässt sich wegen der hohen Zinsen von über 8 Prozent auch an einer Seitwärtsbewegung verdienen. Einen Kauf sollten aber nur sehr spekulative Anleger erwägen.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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