Von Thomas Leppert

   Das angekündigte Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) sorgt weiter für Kauflaune auf breiter Front. Aktien und Anleihen steigen in ganz Europa. Damit wird die angekündigte Liquiditätsflut quasi vorweggenommen, die demnächst angelegt werden will. Bis zu 1.140 Milliarden Euro hat die EZB im Rahmen ihres Quantative Easing (QE) zunächst in Aussicht gestellt. Laut Berechnungen von MarkitEconomics druckt die EZB demnächst damit 1,4 Millionen Euro pro Minute bzw. 3.413 Euro je Einwohner der Eurozone. "Die Hausse nährt die Hausse", stellt die Bank HSBC Trinkaus fest.

   Am Freitagmittag steigt der Dax um 1,9 Prozent auf 10.630 Punkte und hat in seinem Aufwärtsdrang auch wieder ein Rekordhoch markiert. Es liegt bei 10.640 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 legt um 1,8 Prozent zu auf 3.382 Punkte. Das ist der höchste Stand seit September 2008. Auch an der Züricher Börse ziehen die Kurse weiter an, nachdem der stark aufwertende Franken hier zuletzt die Stimmung stark eingetrübt hatte.

   Ein Kursfeuerwerk erlebt die Börse in Athen. Der Index FTSE/Athex schießt um über 6 Prozent nach oben und wird auch nicht gebremst von den mit Spannung erwarteten Parlamentswahlen in Griechenland am Sonntag. Deren Ausgang ist offen, wobei das auf einen Schuldenerlass drängende oppositionelle Linksbündnis Syriza in Umfragen vorne gesehen wird. "Die Wahlen haben ihren Schrecken nach der Bekanntgabe des QE-Programms verloren", sagt ein Händler.

   Bundesanleihen, deren Hausse im Vorfeld der EZB-Entscheidung zuletzt etwas gestockt hatte, legen wieder kräftig zu. Zehnjährige Bundesanleihen sind auf den höchsten Stand aller Zeiten gestiegen, sie werfen nunmehr eine Rendite von 0,377 Prozent ab, 3 Basispunkte weniger als am Vortag. Die Bondkäufe der EZB in den kommenden Monaten treiben die Notierungen auf breiter Front immer weiter in die Höhe. Bis zu fünf Jahren Laufzeit rentieren Bundesanleihen negativ, sechsjährige Papiere drohen ebenfalls in negatives Zinsniveau zu rutschen.

   Die Renditen italienischer und spanischer Zehnjahresanleihen fallen noch stärker um 12 bzw. 13 Basispunkte auf 1,51 bzw. 1,30 Prozent. Im freien Fall befinden sich die Renditen der griechischen Staatsanleihen. Sie fallen um knapp 50 Basispunkte auf 8,78 Prozent, obwohl die EZB noch einige Hürden für Käufe griechischer Staatsanleihen eingebaut hat. Die Anleger nehmen offenbar vorweg, dass Griechenland die Auflagen der EZB in den kommenden Monaten erfüllen wird und dann auch von dem QE-Programm profitieren wird.

   Der Euro ist derweil klar der Verlierer und befindet sich weiter auf Talfahrt. Im Tagestief ist er auf unter 1,12 Dollar abgerutscht, den niedrigsten Stand seit September 2003.

   Allenfalls eine untergeordnete Rolle spielen in dem von der EZB-Ankündigung dominierten Umfeld die Ergebnisse von Umfragen unter Einkäufern in europäischen Unternehmen. Sie sind im Januar gemischt ausgefallen.

   Der Tod des saudi-arabischen Königs Abdullah treibt derweil den Ölpreis wieder etwas nach oben. Der Tod des 90-jährigen Monarchen sorgt für Verunsicherung und Spekulationen um die künftige Ölförderstrategie des Großproduzenten. Saudi-Arabien hatte zuletzt kategorisch abgelehnt, mit Fördersenkungen auf den Preisverfall beim Öl zu reagieren. Stattdessen senkte es die Preise. Der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent liegt aktuell bei 49,66 Dollar, das ist über 1 Prozent mehr als im späten US-Geschäft.

   Am europäischen Aktienmarkt gehört der Automobilsektor zu den Favoriten. Er steigt um 2,5 Prozent. Der Sektor gilt als sehr konjunkturabhängig und somit als Profiteur der Wertpapierkäufe durch die EZB, die auch über einen schwächeren Euro Wirkung entfalten. Noch stärker legt der Nahrungsmittelsektor zu mit 3,1 Prozent. An der Börse wird offenbar darauf gesetzt, dass die Europäer nun mehr Geld für den Konsum ausgeben.

   Der Telekomsektor profitiert davon, dass hier hohe Dividenderenditen winken, während am Anleihemarkt die Renditen vielfach schon negativ sind. Hinzu kommt Konsolidierungsfantasie in der Branche. In Madrid steigen Telefonica um 3,1 Prozent. Sie profitieren davon, dass die in Hongkong ansässige Hutchison Whampoa deren britische Tochter O2 für 10 Milliarden Pfund übernehmen will.

   Unterdurchschnittlich fallen die Gewinne im Rohstoff- und Ölsektor aus. Dort war es an den Vortagen besonders stark nach oben gegangen.

   adidas verteuern sich im DAX um 3,8 Prozent, angetrieben von vorläufigen Ergebnissen für das vergangene Geschäftsjahr. Der Umsatz von rund 14,8 Milliarden Euro liege über den Schätzungen der meisten Analysten, heißt es im Handel. Aktien der Deutschen Post sind mit einem Abschlag von 1,0 Prozent der einzige Kursverlierer im DAX. J.P. Morgan hat die Aktie auf "Neutral" abgestuft.

   Ein gutes Börsendebüt erlebt der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus. Zu 10 Euro in der Mitte der Angebotsspanne ausgegeben, liegt der Kurs am Mittag des ersten Börsentages bei 11,29 Euro. Das ist ein Plus von fast 13 Prozent.

INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 3.386,46 +1,92% Stoxx-50 3.255,51 +2,15% DAX 10.612,37 +1,69% FTSE 6.814,97 +0,27% CAC 4.645,93 +2,05% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 158,66 +104

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.29 Uhr Do, 17.49 Uhr EUR/USD 1,1165 -1,57% 1,1343 1,1421 EUR/JPY 131,52 -2,01% 134,22 134,67 EUR/CHF 0,9788 -1,01% 0,9888 0,9931 USD/JPY 117,81 -0,42% 118,31 117,87 GBP/USD 1,4971 -0,20% 1,5000 1,5047 Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

   DJG/thl/gos

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   January 23, 2015 07:14 ET (12:14 GMT)

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