FRANKFURT (Dow Jones)--Der Donnerstag hatte es einmal mehr in sich: Am Morgen tobte zunächst die Berichtssaison und lieferte die Impulse für die Einzelwerte. Die Indizes kamen leicht unter Druck, denn die Anleger wurden vor der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank etwas vorsichtiger. Dann um 14:15 Uhr liefen die Beschlüsse der Europäischen Zentralbank über die Ticker und lieferten den Impuls für Aktien, Anleihen und Euro.

Wie an der Börse im Vorfeld erwartet, gab es den Jumbo-Zinsschritt um 75 Basispunkte. Zudem schraubt die Notenbank an der Ausgestaltung der Langfristtender, was erwartet wurde, wenn auch nicht in dieser Form. Damit verfolgt die Notenbank das Ziel, Liquidität dem Finanzsystem zu entziehen. Dem teils gefürchteten "Quantitative Tightening" (QT) erteilte die EZB dagegen zunächst eine Absage.

Der DAX holte zuvor gesehene Verluste auf und schloss 0,1 Prozent höher bei 13.211 Punkten. Die Aktie des als zinssensitiv geltenden Immobilienkonzerns Vonovia legte um 4,9 Prozent zu. Der Euro-Stoxx-50 tendierte unverändert bei 3.605 Punkten. Für die Anleihen ging es durch die Bank nach oben, die Rendite der Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren fiel deutlich unter 2 Prozent. Und der Euro rutschte erneut unter die Parität und handelt bei 0,9986 Dollar.

EZB will Inflationserwartungen nicht ausufern lassen

Die EZB schraubt die Zinsen erneut um 75 Basispunkte nach oben. Zwar können die Notenbanker kurzfristig nur wenig dazu beitragen, die Teuerung zu dämpfen. Ihre entschlossene Haltung demonstriert für Jan Holthusen, Bereichsleiter DZ Bank Research, dass die Institution gewillt ist, die massive Zielverfehlung von zwei Prozent nicht auf Dauer zu tolerieren. Trotzdem sei die EZB mit ihren Zinserhöhungen zu spät dran. Nun versuche sie mit Jumbo-Zinsschritten Schadensbegrenzung zu betreiben. Das Zeitfenster könnte knapp werden, wenn die Eurozone in eine tiefe Rezession rutscht, was wahrscheinlich sei. Weitere Zinserhöhungen wären in einem solchen Umfeld zwar nicht unmöglich, aber deutlich schwerer zu vermitteln. Für Dezember erwartet Holthusen deshalb eine erneute Erhöhung um 50 Basispunkte, bevor dann Anfang kommenden Jahres ein Schritt von 25 Basispunkten das vorläufige Ende dieses Zinserhöhungszyklus markieren dürfte. Enttäuschend sei, dass es von der Notenbank zur Reduktion ihrer Anleihebestände (QT) keine Neuigkeiten gab.

Credit Suisse fährt Milliardenverlust ein

Eine Wertberichtigung brachte der Credit Suisse einen Milliardenverlust ein. Außerdem beschloss die schweizerische Großbank einen tiefgreifenden Konzernumbau. Die Aktien brachen nach dem Strategie-Update um 18,6 Prozent ein. Die Anleger störten sich vor allem an zwei Punkten: Die Bank hat eine milliardenschwere Kapitalerhöhung angekündigt. Eine solche war zwar erwartet worden, die Citigroup spricht allerdings mit Blick auf den Verwässerungseffekt von einer Enttäuschung. Zudem stören sich Analysten an dem Ziel für den Return on Tangible Equity (ROTE) für das Jahr 2025 von rund 6 Prozent. Die Rendite auf das materielle Eigenkapital liegt klar unter dem Konsenswert von 6,4 Prozent.

Für AB Inbev ging es nach besseren Quartalszahlen dagegen gleich um 5,9 Prozent nach oben, zudem hob die Großbrauerei den Ausblick an. Der Quartalsbericht dürfte einige Anleger auf dem falschen Fuß erwischt haben, leidet die Branche doch unter der Konsumzurückhaltung der Verbraucher wegen der hohen Inflation. Der Durst scheine indes ungebrochen und beschere dem Brauereiriesen einen beachtlichen Umsatzsprung, kommentiert Raiffeisen International.

Für den Sektor der Öl- und Gaswerte ging es um 3,5 Prozent nach oben, für Shell nach Zahlen um um 5,5 Prozent. Die operative Leistung von Shell im dritten Quartal ist für die Analysten von Jefferies besser als erwartet ausgefallen. Der Ölmulti habe zudem die Cashflow-Ausschüttung aus dem operativen Geschäft deutlich über dem Mindestwert von 30 Prozent für das laufende Geschäftsjahr 2022 gehoben.

Zu den schwächeren Sektoren in Europa gehörten die Technologiewerte, die um 1,7 Prozent nachgaben. Aus dem Sektor hat Nemetschek Zahlen vorgelegt, die Aktie stürzte um 6,9 Prozent ab. Im dritten Quartal kletterten Umsatz und Ergebnis, die Margen gaben aber nach. Die Analysten von Bryan Garnier sprechen von einer Erosion der Ertragskraft in allen Geschäftsbereichen.

Positive Zahlen fährt Daimler Truck ein

Daimler Truck (+2,7%) profitierten von besser als erwartet ausgefallenen Drittquartalszahlen, vor allem auf der Ertragsseite. Beim Konsumgüterkonzern Beiersdorf monierten Händler, dass der Ausblick zu konservativ sei, die Titel sanken um 3,5 Prozent. Durchwachsen fielen auch die Quartalszahlen der Software AG (-6,9%) aus. Bei Lufthansa (+3,2%) stützte unter anderem der Ausblick. Das Unternehmen geht von einer weiter hohen Nachfrage in den kommenden Monaten aus und rechnet im vierten Quartal mit einem operativen Gewinn.

Hellofresh (-6,2%) hat im dritten Quartal trotz steigender Umsätze operativ und unter dem Strich deutlich weniger verdient und den Margendruck gespürt. Bei Wacker Chemie (-0,3%) fielen die Quartalszahlen schwächer aus, der Umsatz lag nur leicht, die Ergebnisseite dagegen deutlich unter den Prognosen. SMA Solar gewannen mit einem angehobenen Ausblick 12,8 Prozent.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn*

Euro-Stoxx-50 3.604,51 -0,80 -0,0% -16,1%

Stoxx-50 3.508,53 +2,10 +0,1% -8,1%

Stoxx-600 410,19 -0,12 -0,0% -15,9%

XETRA-DAX 13.211,23 +15,42 +0,1% -16,8%

FTSE-100 London 7.073,69 +17,62 +0,2% -4,4%

CAC-40 Paris 6.244,03 -32,28 -0,5% -12,7%

AEX Amsterdam 669,40 +3,77 +0,6% -16,1%

ATHEX-20 Athen 2.087,05 -3,30 -0,2% -2,6%

BEL-20 Bruessel 3.527,26 -6,30 -0,2% -18,2%

BUX Budapest 40.990,22 +436,66 +1,1% -19,2%

OMXH-25 Helsinki 4.652,43 -19,13 -0,4% -16,2%

ISE NAT. 30 Istanbul 4.283,98 -57,89 -1,3% +111,6%

OMXC-20 Kopenhagen 1.640,07 -6,48 -0,4% -12,0%

PSI 20 Lissabon 5.692,79 -17,21 -0,3% +1,9%

IBEX-35 Madrid 7.921,10 +50,50 +0,6% -9,1%

FTSE-MIB Mailand 22.590,41 +200,63 +0,9% -18,1%

RTS Moskau 1.105,71 +17,12 +1,6% -30,7%

OBX Oslo 1.079,43 +14,63 +1,4% +1,0%

PX Prag 1.184,14 +5,19 +0,4% -17,0%

OMXS-30 Stockholm 1.968,23 -1,84 -0,1% -18,7%

WIG-20 Warschau 1.506,74 +19,14 +1,3% -33,5%

ATX Wien 2.887,32 +24,06 +0,8% -25,5%

SMI Zuerich 10.706,62 -110,59 -1,0% -16,9%

* zu Vortagsschluss

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:50 Uhr Mi, 17:30 Uhr % YTD

EUR/USD 0,9987 -0,9% 1,0063 1,0068 -12,2%

EUR/JPY 145,74 -1,2% 146,56 147,56 +11,4%

EUR/CHF 0,9884 -0,6% 0,9940 1,0146 -4,7%

EUR/GBP 0,8619 -0,6% 0,8678 0,8676 +2,6%

USD/JPY 145,93 -0,3% 145,64 146,55 +26,8%

GBP/USD 1,1587 -0,3% 1,1595 1,1604 -14,4%

USD/CNH (Offshore) 7,2459 +0,7% 7,2255 7,1887 +14,0%

Bitcoin

BTC/USD 20.586,77 -0,8% 20.755,74 20.877,02 -55,5%

ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 89,62 87,91 +1,9% +1,71 +28,3%

Brent/ICE 96,77 95,69 +1,1% +1,08 +31,5%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 108,48 104,32 +4,0% +4,16 +52,4%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.661,39 1.664,78 -0,2% -3,39 -9,2%

Silber (Spot) 19,52 19,65 -0,7% -0,13 -16,3%

Platin (Spot) 963,25 955,38 +0,8% +7,88 -0,8%

Kupfer-Future 3,56 3,57 -0,5% -0,02 -19,6%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/raz

(END) Dow Jones Newswires

October 27, 2022 12:15 ET (16:15 GMT)

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