29.01.2018 18:17:49
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MÄRKTE EUROPA/Aktien knapp behauptet - Anleihen verlieren stark
Von Thomas Leppert
FRANKFURT (Dow Jones)--Während die Börsen in Europa einen sehr ruhigen Start in die neue Woche hinlegten, ging es am Anleihemarkt mit den Kursen am Montag bei hohen Umsätzen steil bergab. Dass der Euro zum Dollar deutlicher nachgab, sorgte am Aktienmarkt aber für etwas Unterstützung. Der DAX schloss 0,1 Prozent leichter bei 13.324 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 gab um 0,2 Prozent auf 3.642 Punkte nach.
Am Anleihemarkt lag die Rendite 5-jähriger deutscher Staatsanleihen erstmals seit 2015 mit 0,004 Prozent kurzzeitig wieder im positiven Bereich. Die Zehnjahresrendite setzte ihren jüngsten Anstieg auf in der Spitze 0,70 Prozent fort. Am Freitag lag sie noch bei 0,63 Prozent.
Für Druck auf die Rentenkurse sorgt die zunehmende Erwartung einer allmählich strafferen Geldpolitik in Europa. Die Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi über die starke europäische Konjunktur lassen nach Einschätzung von Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel, kaum noch Spielraum für eine expansive Geldpolitik. An der Börse wird das so verstanden, dass die Ära des billigen Geldes sich dem Ende nähert und Käufe von negativ rentierenden Anleihen immer weniger Sinn ergeben.
In die gleiche Kerbe schlägt Klaus Knot. Nach Ansicht des niederländischen Zentralbankchefs müssen die Anleihenkäufe der EZB "so schnell wie möglich" aufhören. Ein Ende im September biete die Möglichkeit für eine Zinserhöhung 2019, sagte Knot am Wochenende. Er gilt als Falke im EZB-Rat, also als Anhänger einer straffen Geldpolitik.
Dass in Deutschland in den kommenden Tagen Warnstreiks erwartet werden, war der Stimmung für Aktien ebenfalls nicht zuträglich. Und auch von politischer Seite kamen eher negative Impulse: Während in Berlin die Koalitionsverhandlungen zwar begonnen haben, es dabei aber schon wieder erste Probleme zu geben scheint, deuten in Italien Umfragen darauf hin, dass die Anti-System-Partei des Komikers Beppe Grillo vorne liegt.
Steigende Renditen belasten Immobilien-, Versorger- und Telekomaktien
Der Renditeanstieg drückte auf zinssensitive Aktien. So verlor der Subindex der Versorger 0,7 Prozent. Tagesverlierer waren die Nahrungsmittelaktien mit einem Minus von 0,9 Prozent. Für den Telekomsektor mit seinen traditionell hohen Dividendenrenditen ging es um 0,4 Prozent nach unten. Steigt das Zinsniveau am Anleihemarkt verlieren hohe Dividendenrenditen tendenziell als Kaufargument an Bedeutung. Der Index der in Deutschland notierten Immobilienaktien knickte sogar um 1,4 Prozent ein.
Dass es in der Autobranche Abgastests zunächst mit Affen und dann auch Menschen gegeben haben soll, sorgte zwar für Empörung, nicht aber für negative Kursreaktionen auf dem Börsenparkett. Der entsprechende Index zeigte sich knapp behauptet und damit unauffällig.
Technologieaktien, sonst auch oft Leidtragende steigender Zinsen, hielten sich dagegen gut und legten im Schnitt um 0,4 Prozent zu. Aus dem Sektor gab es sehr gute Geschäftszahlen vom Apple-Zulieferer AMS. Nach Rekordzahlen und einem starken Ausblick ging es für AMS um 17 Prozent nach oben. Das österreichische Unternehmen rechnet nun von 2016 bis 2019 mit einem Umsatzwachstum von 60 statt 40 Prozent.
Das sorgte auch für etwas Auftrieb bei anderen Aktien der Branche und bei Apple-Zulieferern wie Dialog Semiconductor. Bei Dialog hatten zuletzt Spekulationen über eine schwache Nachfrage nach dem iPhone X für Druck gesorgt. Dialog gewannen 1,5 Prozent an, für STMicro ging es um 2,4 Prozent nach oben.
Ebenfalls im Technologiesektor zogen Wirecard um 0,9 Prozent an. Händler zeigten sich nach neuen Geschäftszahlen erleichtert, nachdem in der vergangenen Woche wieder einmal ein negativer Analystenbericht den Kurs deutlich gedrückt hatte. Der Umsatz lag 2017 mit 1,49 Milliarden Euro leicht über der Schätzung von 1,47 Milliarden Euro, der operative Gewinn übertraf mit 412 Millionen Euro die Schätzung ebenfalls leicht. Daneben hat Wirecard den Ausblick bestätigt.
Sanofi mit bereits erwartetem Gegengebot
Ablynx schossen um 19 Prozent nach oben. Der französische Pharmakonzern Sanofi hat mit einem Übernahmeangebot den Wettbewerber Novo Nordisk bei dem Biotechunternehmen ausgestochen. Die Franzosen bieten 45 Euro je Aktie und bewerten die Belgier so mit 3,9 Milliarden Euro. Das abgeschmetterte Angebot der Dänen belief sich dagegen lediglich auf ein Volumen von 2,6 Milliarden Euro. Sanofi und Novo Nordisk gaben jeweils leicht nach.
Für die Airbus-Aktie ging es um 1,0 Prozent nach oben. Das Scheitern einer Klage von Boeing gegen Bombardier ist laut Händlern nicht nur eine gute Nachricht für die Kanadier, sondern auch für Airbus. Die Entscheidung bedeutet nämlich, dass das US-Handelsministerium keine Zölle von bis zu 300 Prozent auf Importe der neuen C-Series-Jets von Bombardier in die USA erheben darf. Airbus hält die Mehrheit an dem C-Series-Projekt.
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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung
stand absolut in % seit
Jahresbeginn
Europa Euro-Stoxx-50 3.643,04 -4,37 -0,1% +4,0%
Stoxx-50 3.253,74 -5,31 -0,2% +2,4%
Stoxx-600 399,80 -0,77 -0,2% +2,7%
Frankfurt XETRA-DAX 13.324,48 -15,69 -0,1% +3,2%
London FTSE-100 London 7.671,53 +5,99 +0,1% -0,3%
Paris CAC-40 Paris 5.521,59 -7,56 -0,1% +3,9%
Amsterdam AEX Amsterdam 566,06 -0,72 -0,1% +3,9%
Athen ATHEX-20 Athen 2.251,12 +11,19 +0,5% +8,1%
Brüssel BEL-20 Bruessel 4.155,19 -6,82 -0,2% +4,5%
Budapest BUX Budapest 40.500,12 -285,75 -0,7% +2,9%
Helsinki OMXH-25 Helsinki 4.064,34 +14,85 +0,4% +3,7%
Istanbul ISE NAT. 30 Istanbul 147.935,85 +55,66 +0,0% +4,9%
Kopenhagen OMXC-20 Kopenhagen 1.035,79 -2,69 -0,3% +1,1%
Lissabon PSI 20 Lissabon 5.768,47 -38,25 -0,7% +6,4%
Madrid IBEX-35 Madrid 10.555,60 -39,80 -0,4% +5,1%
Mailand FTSE-MIB Mailand 23.801,55 -55,44 -0,2% +9,2%
Moskau RTS Moskau 1.275,57 -11,13 -0,9% +10,5%
Oslo OBX Oslo 746,99 -4,91 -0,7% +0,6%
Prag PX Prag 1.131,23 -0,73 -0,1% +4,9%
Stockholm OMXS-30 Stockholm 1.610,40 -2,23 -0,1% +2,1%
Warschau WIG-20 Warschau 2.593,40 -7,08 -0,3% +5,4%
Wien ATX Wien 3.636,62 -19,64 -0,5% +6,3%
Zürich SMI Zuerich 9.457,27 -58,29 -0,6% +0,8%
Bund-Future 158,91 -0,89 -1,77
DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:22 Fr, 17.10 % YTD
EUR/USD 1,2350 -0,54% EUR/USD 1,2424 +2,8%
EUR/JPY 134,80 -0,09% EUR/JPY 135,00 -0,4%
EUR/CHF 1,1582 -0,15% EUR/CHF 1,1624 -1,1%
EUR/GBP 0,8798 +0,22% EUR/GBP 1,1414 -1,0%
USD/JPY 109,16 +0,45% USD/JPY 108,65 -3,1%
GBP/USD 1,4038 -0,74% GBP/USD 1,4182 +3,9%
Bitcoin Bitcoin
BTC/USD 11.087,58 -3,50% BTC/USD 11.204,00 -22,81
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 65,41 66,14 -1,1% -0,73 +8,2%
Brent/ICE 69,29 70,52 -1,7% -1,23 +4,0%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.339,53 1.349,58 -0,7% -10,06 +2,8%
Silber (Spot) 17,13 17,41 -1,6% -0,28 +1,1%
Platin (Spot) 1.005,90 1.011,30 -0,5% -5,40 +8,2%
Kupfer-Future 3,18 3,19 -0,2% -0,01 -3,4%
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/thl/gos
(END) Dow Jones Newswires
January 29, 2018 12:18 ET (17:18 GMT)