FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten geht es am Freitagnachmittag nach unten. Aber auch Anleihen und der Euro stehen unter Druck. Den Grund liefern die über den Erwartungen ausgefallenen Inflationsdaten aus den USA, auf die die US-Notenbank schaut. In Folge wird an der Börse davon ausgegangen, dass die Fed auf den kommenden drei Sitzungen die Leitzinsen anheben wird. Das sorgt für Druck bei den Anleihen, die Renditen steigen weiter, der Dollar profitiert und belastet den Euro. Steigende Zinsen belasten wiederum die Bewertungen an den Aktienmärkten. Und mit dem bevorstehenden Wochenende fehlen zudem die Käufer, die zuletzt immer Rücksetzer an den Börsen gekauft haben.

Der Euro-Stoxx-50 verliert 1,2 Prozent auf 4.204 Punkte, der DAX gibt um 1,4 Prozent auf 15.258 Punkte nach. Den deutschen Leitindex belastet unter anderem der Kurseinbruch bei BASF. Die Rendite der Bundesanleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren steigt um 7 Basispunkte auf 2,55 Prozent, der Euro fällt auf 1,055 Dollar.

Deutschland vor "technischer Rezession"

ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski sieht Deutschland nach dem unerwartet starken Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im vierten Quartal vor einer "technischen Rezession", er erwartet also BIP-Rückgänge in zwei aufeinander folgenden Quartalen. "Obwohl die Stimmungsindikatoren in den letzten Monaten gestiegen sind, gibt es sehr deutliche Hinweise auf eine nach wie vor schwache Wirtschaft", schreibt Brzeski in einem Kommentar. Der zweite Rückgang des Ifo-Index für die aktuelle Lagebeurteilung in Folge, ein rückläufiger Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe und ein schwaches Verbrauchervertrauen bestätigten die Einschätzung, dass die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal erneut schrumpfen werde. Auch mittelfristig ist der Ökonom eher pessimistisch: "Die jüngste Verbesserung der Konjunkturdaten deutet darauf hin, dass sich die deutsche Wirtschaft und die Wirtschaft der Eurozone mitten in einer typischen zyklischen Erholung befinden - aber wir befürchten, dass wir uns tatsächlich mitten in einem strukturellen Übergang befinden".

BASF knicken ein

Belastet wird der DAX von BASF, die 7 Prozent verlieren. Die Analysten von Baader Helvea gehen davon aus, dass sich die Investoren auf den Ausblick für 2023 und den Dividendenvorschlag für 2022 konzentrieren dürften. Der gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividendenvorschlag sei besser als von den Analysten erwartet, sollte aber nichtsdestotrotz als Signal gewertet werden, da er der Politik des Unternehmens einer stetig steigenden Dividende widerspreche. Darüber hinaus habe BASF das Rückkaufprogramm früher als geplant beendet. Die Unternehmensprognose für den Umsatz 2023 liege weit über den Konsenserwartungen, die Unternehmensprognose für das EBIT vor Sondereinflüssen nur leicht darunter.

Auch Siltronic (-9,5%) hat negativ überrascht und den Analysten von Jefferies zu Folge einen eher enttäuschenden Ausblick für das laufende Jahr abgegeben. Als Grund nennt Siltronic, dass sich in den vergangenen Wochen Kunden gemeldet hätten, die ihre Order weiter nach hinten verschoben hätten, was zu dem negativeren Ausblick geführt habe. Während der Ausblick überwiegend qualitativ ist, rechnen die Analysten damit, dass der Konsens rund 25 Prozent nach unten genommen werde.

Linde dreht DAX den Rücken zu - Commerzbank rein - Umschichtungen zum Handelsschluss

Zum Handelsschluss werden Linde dem DAX entnommen, weil der Konzern mit der Hauptnotierung seiner Aktien nach New York wechselt. Das dürfte große Umschichtungen zur Folge haben, da Linde der größte DAX-Wert ist mit einem Index-Gewicht von etwa 10 Prozent. Nachfolger ist die Commerzbank mit einem erwarteten Gewicht von lediglich knapp einem Prozent. Damit dürften auch die anderen DAX-Titel von den Umschichtungen bewegt werden, legt doch ihre Gewichtung um knapp 9 Prozent zu. Spannend könnte es für die Aktien im DAX werden, die nicht so liquide sind. Aber auch in den europäischen Blue-Chip-Indizes stehen Veränderungen an: Im Euro-Stoxx-50 folgen die Aktien des Unicredit der von Linde nach, im Stoxx-50 dagegen Safran.

Saint-Gobain sehr fest

Saint-Gobain legen gegen den Trend um 4 Prozent zu. Das Umsatzwachstum habe im vergangenen Jahr von Preiserhöhungen profitiert, die einen leicht rückläufigen Absatz mehr als kompensiert hätten, so die Analysten der Citigroup.

Unter den Erwartungen sind sowohl die Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr wie auch der Ausblick von Valeo (-10%) ausgefallen. Das EBIT für das zweite Halbjahr 2022 liegt laut der Citigroup 5 Prozent unter der Konsensschätzung, während der EBIT-Ausblick für 2023 eine Senkung der Prognosen von 2 Prozent impliziere. Auch die Prognose für den Free Cashflow von mehr als 320 Millionen Euro liege deutlich unter der Konsensschätzung von 440 Millionen Euro.

Nagarro brechen um 10 Prozent ein. Hier gibt es einen negativen Nachrichtenfluss. Laut Bundesanszeiger haben verschiedene Hedgefonds aktuell ihre Shortpositionen in der Aktie ausgebaut. Auch die jüngste Übernahme von Infocore durch Nagarro werde von einigen Anlegern kritisch gesehen, so ein Marktteilnehmer. Aber auch in der Wirtschaftswoche gebe es einen kritischen Artikel zu dem Unternehmen.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 4.192,83 -1,5% -65,33 +10,5%

Stoxx-50 3.884,51 -1,1% -43,62 +6,4%

DAX 15.239,11 -1,5% -236,58 +9,5%

MDAX 28.377,99 -1,1% -328,50 +13,0%

TecDAX 3.204,43 -1,6% -50,71 +9,7%

SDAX 13.221,47 -1,7% -230,97 +10,9%

FTSE 7.879,52 -0,4% -28,20 +6,1%

CAC 7.209,14 -1,5% -108,29 +11,4%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 2,55 +0,07 -0,02

US-Zehnjahresrendite 3,94 +0,06 +0,06

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:03 Uhr Do, 17:31 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0549 -0,4% 1,0601 1,0594 -1,5%

EUR/JPY 143,75 +0,7% 142,69 142,73 +2,4%

EUR/CHF 0,9906 +0,1% 0,9902 0,9892 +0,1%

EUR/GBP 0,8825 +0,1% 0,8819 0,8811 -0,3%

USD/JPY 136,27 +1,2% 134,68 134,74 +3,9%

GBP/USD 1,1956 -0,5% 1,2013 1,2024 -1,2%

USD/CNH (Offshore) 6,9714 +0,7% 6,9429 6,9156 +0,6%

Bitcoin

BTC/USD 23.620,99 -1,1% 23.851,42 23.932,80 +42,3%

ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 74,67 75,39 -1,0% -0,72 -7,3%

Brent/ICE 81,66 82,21 -0,7% -0,55 -4,8%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 51,95 50,78 +2,3% +1,17 -32,0%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.812,91 1.824,30 -0,6% -11,40 -0,6%

Silber (Spot) 20,94 21,35 -1,9% -0,41 -12,6%

Platin (Spot) 916,78 947,00 -3,2% -30,23 -14,2%

Kupfer-Future 3,97 4,06 -2,2% -0,09 +4,2%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/raz

(END) Dow Jones Newswires

February 24, 2023 10:23 ET (15:23 GMT)

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