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11.01.2022 11:38:00

Wohnraum-Preise legen weiter zu, Einkommen können nicht mithalten

Seit über einem Jahrzehnt steigen die Preise für Wohnraum in Österreich deutlich an. Auch im vergangenen Jahr 2021 setzte sich der Trend fort, die Analysten der UniCredit Bank Austria gehen von einem Anstieg um mehr als 10 Prozent aus. Zwar sind auch die Einkommen gestiegen, sie kommen bei dem Tempo der Wohnpreise aber nicht mit. Seit Beginn der Pandemie ist der Wert eines Jahresnettoeinkommens in Relation zu den Preisen real um rund 13 Prozent gesunken, so die Ökonomen.

"Der Immobilienpreisboom hat in der Pandemie einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Immobilienpreise in Österreich liegen aktuell um fast 20 Prozent höher als zu Beginn der Pandemie," sagte UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Gründe für den Preisanstieg bei Immobilien seien vor allem der ungebrochen hohe Bedarf an Wohnraum. Aber auch der Wunsch der Menschen in der Pandemie nach Immobilien mit Freifläche oder einem Haus mit Garten sowie die weiterhin hohe Attraktivität von Betongold als Anlageform trieben die Preise an. Auch heuer dürfte es aufgrund dessen mit den Preisen weiter nach oben gehen, die Dynamik dürfte jedoch etwas nachlassen. "Der Höhepunkt der Preisdynamik scheint überschritten, doch der bestehende Veranlagungsdruck unterstützt den heimischen Wohnimmobilienmarkt weiterhin", so UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Im Vergleich zu dem starken Anstieg der Immobilienpreise seit Beginn der Pandemie legten das allgemeine Preisniveau und die durchschnittlichen Einkommen allerdings nur um rund 5 Prozent zu. Dementsprechend wird es schwieriger, sich Wohnraum zu leisten. Im Vorjahr musste ein unselbstständig Beschäftigter bereits mehr als 15 Jahresgehälter für eine Eigentumswohnung mit rund 100 Quadratmeter aufbringen, vor der Pandemie waren es noch eineinhalb Jahresgehälter weniger.

"Der reale Wert eines durchschnittlichen österreichischen Nettoeinkommens bezogen auf den Immobilienpreisindex hat seit der Finanzkrise um über 40 Prozent und seit Beginn der Pandemie allein um rund 13 Prozent abgenommen", sagte Chefökonom Bruckbauer. Dagegen haben sich die Preise für Wohnraum seit 2008 mehr als verdoppelt.

Zumindest teilweise abgefedert wird dieser negative Effekt jedoch durch die gesunkenen Kosten für die Kreditfinanzierung. Der Zinssatz für einen Wohnbaukredit mit Fixzinssatz für 10 Jahre und mehr ist von 5,6 Prozent im Jahr 2008 auf 1,55 Prozent vor der Pandemie und auf 1,33 Prozent Ende 2021 zurückgegangen. Umgerechnet auf die monatliche Belastung für einen Kredit in Höhe von 100.000 Euro entspricht das einem Rückgang von 700 auf 475 Euro.

Nicht nur der Wohnungskauf, auch die Mieten sind seit 2008 stark gestiegen, nämlich um rund 60 Prozent oder 3,7 Prozent pro Jahr. Der Zuwachs liegt damit deutlich über der Inflation sowie über den nominellen jährlichen Einkommenszuwächsen (2 Prozent) in diesem Zeitraum. "Der reale Wert eines durchschnittlichen österreichischen Nettoeinkommens bezogen auf den Mietpreisindex hat seit der Finanzkrise um über 20 Prozent abgenommen. Da sich die Immobilienpreise in diesem Zeitraum hingegen mehr als verdoppelt haben, ist Mieten relativ zu Kauf weniger stark gestiegen", sagte Pudschedl.

bel/gru

(APA)

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