24.02.2017 18:26:00
|
WKÖ und IV vermissen Standortperspektive in Wifo-Arbeitszeitstudie
Wifo-Chef Christoph Badelt verteidigte das Studiendesign mit fehlenden Daten von Unternehmen zur Arbeitszeit. Im Moment gebe es keine repräsentative Erhebung, was Firmen brauchen und wo sie durch veraltete Gesetze in ihrem Betrieb eingeschränkt werden, sagte Badelt laut "Standard" (Samstag-Ausgabe). Darum habe man sich bei diesem Bericht auf die Arbeitnehmer konzentriert, für deren Arbeitszeiten und Wünsche es gute Daten gebe.
Das Wifo hat im Rahmen des Forschungsprogramms "Österreich 2025" die Arbeitszeitverteilung aus Sicht der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer analysiert. Die Wochenarbeitszeit von unselbstständig beschäftigen Arbeitskräften ist in Österreich ungleich zwischen Frauen und Männern verteilt. 40 Prozent der weiblichen Beschäftigten und 61 Prozent der männlichen Beschäftigten arbeiten zwischen 36 und 40 Stunden pro Woche. Die realen und die präferierten Arbeitszeiten stimmen für ein Viertel der unselbstständig Beschäftigten nicht zusammen, schreiben die Wifo-Studienautorinnen. Das Wifo zeigt in seiner Studie auch Reformoptionen auf, die eine Gleichstellungs- und Lebensphasenorientierung bei der Arbeitszeit unterstützen sollen.
Die Debatte über eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten werde derzeit einseitig geführt, sagte Wifo-Chef Badelt laut "Standard". Im Prinzip handle es sich um einen "lohnpolitischen Konflikt". Man dürfe nicht nur auf betriebs-, sondern müsse auf volkswirtschaftliche Kosten achten. Schon jetzt könne jeder Betrieb bei Bedarf für 24 Wochen zwölf Stunden am Tag arbeiten lassen, so Badelt. Der Wifo-Chef verwies aber auch auf die generelle Wichtigkeit der Arbeitszeiten für den Standort Österreich. Auf die Digitalisierung müsse man mit "neuen Formen reagieren", vieles spreche für eine stärkere Dezentralisierung auf die Ebene der Betriebe.
Der Industriellenvereinigung fehlt in der Wifo-Studie die Betriebsperspektive und der Standortaspekt bei der Arbeitszeitfrage. Die Darstellung lasse den Blick auf die Auswirkungen auf die gesamte Erwerbsbevölkerung und den Industrie- und Beschäftigungsstandort vermissen, so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer am Freitag in einer Aussendung. "Die Einvernehmlichkeit zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in vielen Fragen der Arbeitsgestaltung ist gelebte Praxis in österreichischen Unternehmen", betonte der Industrievertreter.
APA

Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!