Wirecard Aktie
WKN: 747206 / ISIN: DE0007472060
Bilanzskandal |
15.07.2020 22:25:00
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Wirecard-Aktie leichter: Finanzaufsicht Bafin verdächtigt Wirecard-Ex-Chef Braun des Insiderhandels
Weitere Aktienverkäufe von Braun werden der Bafin-Sprecherin zufolge ebenfalls geprüft. Braun war am 19. Juni zurückgetreten, später kündigte das Unternehmen seinen Anstellungsvertrag außerordentlich. Braun war mit seiner MB Beteiligungsgesellschaft lange der größte Einzelaktionär des Unternehmens, verkaufte aber mit dem Kursabsturz infolge der mutmaßlichen Luftbuchungen des Unternehmens nach und nach den größten Teil seiner Aktien - den Angaben in Stimmrechtsmitteilungen zufolge auch, um in Anspruch genommene Kredite zu bedienen.
"Wir weisen diesen Verdacht, zu dem Herr Braun von der Bafin vorher nicht einmal angehört worden ist, als völlig haltlos zurück", sagte sein Anwalt Alfred Dierlamm der "Süddeutschen Zeitung". "Zu den Einzelheiten werden wir uns ausschließlich gegenüber der Staatsanwaltschaft München I äußern."
Am 18. Juni hatte Wirecard öffentlich machen müssen, dass der Wirtschaftsprüfer EY für das Jahr 2019 das Testat verweigert hatte, weil sich rund 1,9 Milliarden Euro auf Treuhandkonten in Luft aufgelöst haben. Braun stellte sich später wegen Ermittlungen gegen ihn den Behörden und kam gegen eine Kautionszahlung wieder auf freien Fuß.
In dem Bilanzskandal steht auch die Bafin kräftig unter Druck. Sie hatte nur die Konzerntochter Wirecard Bank beaufsichtigt, weil der Wirecard-Konzern als Ganzes nur als Technologieunternehmen eingestuft war. Zudem ermittelte die Staatsanwaltschaft München auf das Betreiben der Finanzaufsicht hin gegen die Journalisten der "Financial Times", die den Skandal mit ihrer Berichterstattung ins Rollen gebracht hatten. Der Verdacht lautete, die Reporter könnten mit Börsenspekulanten gemeinsame Sache machen, um den Aktienkurs unter Druck zu bringen.
Die Aufseher haben laut einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag in den vergangenen Jahren aber mehrfach die Wirecard Bank selbst im Rahmen sogenannter Sonderprüfungen nach dem Kreditwesengesetz geprüft. Darüber hatte zuvor der Branchendienst "Finanz-Szene" berichtet. "Nach der Insolvenz der AG und dem Schaden vieler Anleger muss die Bafin ihre Prüfergebnisse gegenüber dem Bundestag offenlegen", sagte der Grünen-Abgeordnete Danyal Bayaz. "Erst dadurch sehen wir, ob an der falschen Stelle oder zu oberflächlich geprüft wurde." Die Bafin-Sprecherin sagte dazu: "Es handelte sich um Prüfungen ohne besonders schwerwiegende Feststellungen".
Beratung durch Firma von deutschem Ex-Minister Guttenberg
Die Investment- und Consultingfirma Spitzberg Partners vom früheren deutschen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat einem Medienbericht zufolge den insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard beraten. Das Unternehmen Guttenbergs habe mit Wirecard zwischen 2016 und 2020 zusammengearbeitet, berichtete die "Bild"-Zeitung am Mittwoch.
"Wir hatten zu keinem Zeitpunkt Zugang zu noch Kenntnis von etwaigen Diskrepanzen in der Bilanzierung", erklärte Guttenberg gegenüber der Zeitung. Seine Firma sei "entsetzt und schockiert über die jüngsten Enthüllungen und Entwicklungen" und habe das Beratungsmandat für Wirecard beendet. "Wir haben, wie viele andere Firmen auch, ein Dax-Unternehmen beraten, das tadellos erschien, im Nachhinein aber alle getäuscht hat, inklusive der deutschen Aufsichtsbehörden."
"Im Rahmen unseres begrenzten Mandates umfassten die Dienstleistungen ausschließlich die Unterstützung bei der Identifikation und Anbahnung neuer industrieller und technologischer Partnerschaften", zitierte die Zeitung aus einer Stellungnahme des Ex-Ministers. Konkret soll Guttenbergs Firma Wirecard beim Kauf eines chinesischen Zahlungsabwicklers beraten und unterstützt haben. "Wir haben die Bundesregierung 2019 über die geplante Akquisition in China unterrichtet", erklärte Guttenberg weiter.
Derweil kündigte die europäische Wertpapieraufsichtsbehörde Esma an, im Zuge des Wirecard-Skandals das deutsche Meldesystem der Finanzaufsichtsbehörden überprüfen zu wollen. In einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme der Esma hieß es, dass die deutsche Finanzaufsicht angesichts bereits im Jahr 2017 aufgeworfener Fragen zu Wirecard versagt haben könnte. Die EU-Behörde will demnach eine erste Beurteilung bis zum 20. Oktober abschließen.
Wirecard hatte Ende Juni Insolvenz angemeldet, nachdem das Unternehmen eingestehen musste, dass in der Bilanz aufgeführte Barmittel von 1,9 Milliarden Euro, die angeblich auf asiatischen Bankkonten lagen, nicht auffindbar seien. Bafin-Präsident Felix Hufeld bezeichnete die Ereignisse als eine "Schande" für Deutschland. Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz hat als Konsequenz aus dem Bilanzskandal eine Reform der deutschen Finanzaufsicht angekündigt.
Die Wirecard-Aktie verlor am Mittwoch via XETRA 7,25 Prozent auf 2,21 Euro an Boden.
/men/ssc/zb
FRANKFURT (dpa-AFX) / APA

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