Proteste gehen weiter 11.02.2013 03:00:00

Widerstand gegen Strompreise in Bulgarien: EVN-Autos in Brand gesteckt

Auf zwei Dienstautos des niederösterreichischen Energieversorgers EVN wurde in der Nacht auf Sonntag ein Brandanschlag verübt - verletzt wurde niemand. Heute werden die landesweiten Proteste in insgesamt 15 Städten fortgesetzt.

Der Brandanschlag vor der EVN-Hauptniederlassung in Plovdiv sei kurz vor Mitternacht von mehreren maskierten Leuten verübt worden, teilte die bulgarische EVN-Tochter in einer Aussendung mit. "Wir nehmen diesen Vorfall sehr ernst. Glücklicherweise sind keine Menschen dabei zu Schaden gekommen. Die EVN Bulgaria wird die Polizei bei den Ermittlungen intensiv unterstützen", wird Petar Kostadinov, Sprecher der EVN Bulgaria, zitiert. Außerden den zwei zerstörten Autos sei auch kein weiterer Sachschaden entstanden. Bei dem Anschlag handelt es sich um den ersten dieser Art gegen einen Energieversorger in Bulgarien.

In Plovdiv gingen nach Angaben des Internet-Portals plovdivutre rund 1.500 Menschen auf die Straße um gegen die Strom- und Heizungskosten zu protestieren. Auf einem der mitgeführten Plakate war auch ein Hakenkreuz mit EVN-Logo zu sehen. Kritisiert wird laut dem Nachrichtenportal http://novinite.bg, dass die Strom- und Heizkosten etwa in der zentralbulgarischen Stadt Plovdiv inzwischen durchschnittlich 250 Lewa (127,83 Euro) betragen würden, was für bulgarische Verhältnisse extrem hoch sei.

Die EVN, die in Zentral- und Südbulgarien mehr als 1,5 Millionen Kunden mit Strom versorgt, hatte am Freitag versichert, dass man alle Beschwerden rasch überprüfen werde. Die Stromrechnungen seien diesmal höher ausgefallen, weil wegen der Weihnachtsfeiertage diesmal 40 Tage und nicht nur ein Monat abgerechnet worden sei, erklärte der Geschäftsführer von EVN Bulgaria, Jörg Sollfelner.

In Sofia wurde Wirtschafts- und Energieminister Deljan Dobrew von den Protestierenden mit Schneebällen beworfen, berichtet die Nachrichtenagentur BGNES.

Nachdem vor zwei Wochen der tschechische Energiekonzern CEZ, der auch ganz Westbulgarien mit Strom versorgt, aus Albanien hinausgedrängt wurde, verlangen auch bulgarische Stromkunden die Annullierung des Privatisierungsvertrages mit EVN, CEZ und Energo-Pro. Die für die Privatisierung verantwortlichen Politiker sollten zur Rechenschaft gezogen werden, so die Forderung der Protestierenden. In sozialen Netzwerken im Internet kursieren auch Verschwörungstheorien, wonach die Stromversorger ihre Kunden betrügen würden, indem sie nur 180 statt 220 Volt Spannung liefern würden.

Proteste wegen angeblich überhöhter Stromrechnungen gab es in Bulgarien seit der Privatisierung der Energieversorger im Jahr 2006 immer wieder. Neu sind aber der Umfang der Proteste und die gewalttätigen Ausschreitungen.

hri/ivn

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