19.06.2020 23:36:45

WDH/STICHWORT 2: Die höchsten Tagesverluste von Dax-Aktien

(Mehrere Tippfehler bereinigt)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der 62-prozentige Kursabsturz der Wirecard-Aktie (Wirecard) am Donnerstag war der zweitgrößte Tagesverlust eines Dax-Titels (DAX 30) in der fast 32-jährigen Geschichte des deutschen Leitindex. Grund dafür waren milliardenschwere Löcher in der Bilanz, wegen derer der Konzern die Vorlage seines Jahresabschlusses für 2019 quasi in letzter Minute ein weiteres Mal verschieben musste.

Am Freitag knüpfte das Papier wegen Sorgen über die Finanzkraft und Zukunft des Unternehmens mit einem Minus von 35 Prozent nahtlos an die Verluste vom Vortag an - daran konnte auch der Rücktritt des Konzernchefs Markus Braun, der zudem sieben Prozent der Aktien hält, nichts ändern. Über zwei Tage gesehen summieren sich die Verluste damit auf 75 Prozent.

Umgerechnet in absolute Werte bedeutet dies, dass die Marktkapitalisierung um fast zehn Milliarden Euro auf nur noch rund drei Milliarden Euro abrutschte. Damit droht auch der Rauswurf aus dem deutschen Leitindex, in den das Papier ohnehin erst im September 2018 aufgenommen worden war. Damals war Wirecard mit einer Marktkapitalisierung von fast 25 Milliarden Euro wertvoller als die Deutsche Bank.

Mit dem erneut hohen Verlust trug sich die Wirecard-Aktie zum vierten Mal in die Liste der zehn größten Tagesverluste von Dax-Titeln ein. Wirecard belegt jetzt die Ränge zwei, sieben, neun und zehn. Spitzenreiter ist die in der Finanzkrise verstaatlichte Hypo Real Estate (HRE). Der Finanzierer von gewerblichen Immobilien ist insgesamt drei Mal in der Top Ten vertreten.

1.) Hypo Real Estate -73,9% am 29.09.2008 - Grund: Staatliches Rettungspaket infolge Liquiditätsengpässen in der Finanzkrise. Die Bank wurde inzwischen aufgelöst. Die milliardenschweren Risiken hat der Staat übernommen, das operative Geschäft wird größtenteils von der inzwischen wieder an der Börse notierten Deutschen Pfandbriefbank PBB weitergeführt.

2.) Wirecard -61,8% am 18.06.2020 - Grund: Bilanzierungsprobleme, die zur erneuten Verschiebung der Zahlenvorlage führten und damit zum endgültigen Vertrauensverlust an der Börse.

3.) MLP (MLP SE) -48,7% am 02.08.2002 - Grund: Gewinnwarnung. Verdacht auf Bilanzmanipulation, der sich allerdings nie erhärtete. Das Unternehmen gibt es immer noch, spielt aber am Aktienmarkt keine große Rolle mehr.

4.) VW-Stammaktie (Volkswagen (VW) St) -45,3% am 29.10.2008 - Grund: Geplatzte Blase infolge eines rasanten Kursanstiegs die Tage davor, der von fehlgeleiteten Spekulationen auf Kursverluste der Aktie ausgelöst worden war. Die beispiellosen Kurskapriolen der VW-Stammaktie Ende Oktober 2008 führten dazu, dass die Deutsche Börse die Gewichtung einer Aktie im Dax auf maximal zehn Prozent beschränkte. Da der Streubesitz der VW-Stammaktie inzwischen zu gering ist, ist die VW-Vorzugsaktie im Dax gelistet.

5.) Infineon -39,6% am 03.12.2008 - Grund: Schwache Zahlen, schwacher Ausblick sowie stark angeschlagene Situation des Halbleiterherstellers. Die Aktie des Unternehmens war zwischenzeitlich ein sogenannter Pennystock, kostete also weniger als ein Euro. Das Papier flog auch zeitweise aus dem Dax, hat aber die Wende geschafft. Der Kurs lag zuletzt bei rund 20 Euro - damit ist der Konzern an der Börse rund 27 Milliarden Euro wert.

6.) Hypo Real Estate -37,4% am 06.10.2008 - Grund: Weiteres staatliches Rettungspaket, das nur eine Woche nach dem 74-prozentigem Absturz zu einem weiteren drastischen Wertverlust der Aktie führte.

7.) Wirecard -35,3% am 19.06.2020 - Grund: Sorgen über die Finanzlage und Zukunftsfähigkeit des Konzerns - unter anderem weil die Banken wegen der immer noch fehlenden Bilanz für 2019 Kreditlinien kündigen können.

8.) Hypo Real Estate -35,2% am 15.01.2008 - Grund: Die Hypo Real Estate hatte bereits vor dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008, der dann endgültig zur Finanz- und Weltwirtschaftskrise führte, große Probleme. So schockierte der damalige HRE-Chef Georg Funke bereits Mitte Januar 2008 die Märkte mit einer Abschreibung auf Wertpapiere in den USA.

9.) Wirecard -26,1% am 28.04.2020 - Der erhoffte Befreiungsschlag durch die von dem Unternehmen beauftragte Sonderprüfung der Bilanz blieb nicht nur aus - er wurde zum Boomerang. Analysten kritisierten mit Blick auf den Bericht des Wirtschaftsprüfers KPMG, dass wesentliche Fragen nach wie vor ungeklärt seien.

10.) Wirecard -25,0% am 01.02.2019 - Grund: Bericht der britischen Zeitung "Financial Times" über fragwürdige Geschäfte eines Ablegers des Unternehmens in Singapur. Die in dem Bericht genannten Vorwürfe hatte Wirecard immer bestritten, waren und sind jetzt aber ein Teil der aktuellen Bilanzierungsprobleme.

/zb/mis/fba/he

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