WAZ: Truppe ohne Rückendeckung - Kommentar von Walter Bau

Essen (ots) - Die Bundeswehr, so hat der frühere Bundespräsident Horst Köhler mal geätzt, stoße bei großen Teilen der Bevölkerung bestenfalls auf "freundliches Desinteresse". Seit einiger Zeit jedoch kann sich die Truppe über mangelnde Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit nicht beklagen. Doch ist die Freundlichkeit bei vielen Bürgern einer großen Skepsis gewichen. Denn die jüngste Affäre um die ohnehin umstrittenen Drohnen, die sich immer mehr zu einer Affäre des Verteidigungsministers auszuwachsen scheint, reiht sich nahtlos ein in eine Serie von Skandalen und Fehlplanungen bei der Truppe: die von einem Bundeswehr-Oberst angeordnete Bombardierung zweier Tanklaster in Afghanistan, bei der zahlreiche Zivilisten starben; der Todessturz einer Matrosin auf der Gorch Fock; Berichte über Schikanen und sexuelle Übergriffe in Kasernen. Die Truppe steht nicht gut da. Die Drohnenaffäre trifft die Bundeswehr zudem zu einem Zeitpunkt, da sie mehr denn je Ruhe und Unterstützung benötigte: Die Truppe wird verkleinert. Kasernen schließen. Die Umstellung von Wehrdienst auf Freiwilligendienst ist noch nicht verarbeitet. Der aufwändige und schwierige Abzug aus Afghanistan steht demnächst an. In dieser sensiblen und schwierigen Phase bräuchten die Bundeswehrsoldaten einen Verteidigungsminister, der ihnen volle Rückendeckung geben kann. Doch Thomas de Maizière hat momentan alle Hände voll zu tun - mit Verteidigung in eigener Sache.

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